I artano Aulendur

Started by Pale, 05. August 2006, 13:35:43

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Pale

Arve's Festgewand

Arve Eshadomée war vollends damit beschäftigt die Schönheit von Tirion Numeneyna zu mehren, wann immer er sich auf den Beinen halten konnte putzte und bastelte er, so lange bis sein Verstand und seine Hände müde waren und selbst während er sich ausruhte träumte er noch von seiner Arbeit.

Erst nach vielen Tagen, als er gerade einen Spiegel poliert, fällt ihm auf, daß er selbst gerade schmutzig ist, voller Späne und anderer Dinge, die er vor lauter Eifer gar nicht wahrgenommen hatte.

Am Ende, sagte er sich, würde der ganze Turm funkeln und strahlen und er selbst würde sich beim Fest nicht sehen lassen können. Er schmunzelte und eilte daraufhin zu der Elfenschwester, die eine Schneiderin war.
Von ihr bekam er etwas schönen Stoff, Spitze, Seide und Brokat.

Damit setzte er sich nach draußen an den Fluß auf einen Stein, zückte Schere, Nadel und Faden und machte sich an die Arbeit.
Jedes Vogelzwischen, jedes Summen der Bienen und selbst das Plätschern des Flusses führten seine Hände, er hörte die Stimmen der Natur und fing sie in seiner Arbeit ebenso ein wie das Licht und seine Hingabe gegenüber seinen Vorfahren und dem Vala Aule, denn ob Wissen, Kunst, das Hämmern einer Schmiede oder das Einfädeln eines Fadens, all das war ihm heilig.

Arve würde sich eine hübsche Festkleidung nähen, er lächelte als er eine Naht fertigstellte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins

Es war der kalte Wind, der jenen Tag kennzeichnete, als Arve Eshadomée mitten beim Gehen innehielt. Er spürte, daß Manwe ihm nahe war, er hörte das Flüstern großer Schwingen in den heiligen Lüften.

Der Himmel zeigte sich blaugrau und die Nachmittagssonne wollte sich nicht so recht zeigen. Im Licht geboren und doch ewig gebunden an den Eid seiner Vorfahren spürte Arve das Erbe der Magie des Lichts in seiner Seele und den Geist des Rebellen in seinem Blut.

Es war ein Erwachen, eines von den vielen im Leben eines unsterblichen Elben, doch zu alt an Jahren und Erfahrung war er um diesen Moment als das zu verkennen, was er war.

Er schloß nicht die Augen, wie ein Mensch es vielleicht getan hätte, er blickte dem Wind der Valar entgegen und der Sturm zerrte an seinen langen Haaren und sein seidenes Halstuch flatterte lang im Wind.

"Eglerio Manwe!" rief er immer wieder.

Er schritt gen Westen und funkelnd fiel ein Strahl aus Licht zwischen die Wolken, der verheißungsvoll von dem sprach, was hier gerade aus Tradition, Liebe und Mut geboren wurde: Ein Edelstein.

"Eglerio Manwe!"
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins - Teil 2

10 Tage lang hatte er Manwe gepriesen und das Wispern des Windes in sich aufgenommen.

Erschöpft und beschwingt zugleich trat er danach einen weiteren Teil seiner Berufung an...
er widmete die Geburt der Gemme der Sternenkönigin und verbrachte viele Nächte wach und die Tage ruhend um den Segen des nächtlichen Himmels zu erleben.

Knieend blickte er zum dunklen Himmel und den verheißungsvoll funkelnden Sternen, selbst der Mond, das ewige Licht, ein Werk von Elben und Valar zugleich - und Arve erinnerte sich an die Zeit, da es Sonne und Mond noch nicht gegeben hatte.

Wie mit einem Freund sprach er zu den Sternen und er wusste, daß Varda ihn hören würde und zu ihren Ehren verwob er viele Verse und Lieder, die erkannte zusammen und sang sie zu ihrem Angesicht.
Er wusste, er würde es niemals so gut können wie seines Vaters' Bruder Maglor, aber er dachte an ihn und ihr verbundenes Leben als er sang.

"A Elbereth Gilthoniel, kein Stern erstrahlt je wie sie so hell...
aiya Varda, elenion ancalima!"


Irgendwo in den Wäldern mag man die lieblichen Stimmen der Valar hören, die Melodie vom Beginn der Zeit an wird niemals verstummen.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins - Teil 3

Nun da er Súlimo und Elbereth geehrt hatte, ging er an eine stille Stelle an der Landspitze um dem Wasser nahe zu sein, dem Element Ulmo's.

Auch Osse und Uinen wachten über diese Orte und Eshadomée fühlte sie alle als er seine Hände ins Wasser gleiten ließ.

Er wollte sie, die die Arbeit an dem Edelstein verrichten würden, reinigen und sie dem Urteil der Wellen anvertrauen. Und so schloss er die Augen und kniete am Rande des kleines Strandes, bis seine Beine taub und seine Hände eiskalt waren.

Am Rande des Bewußtseins nahm er wahr, daß Licht und Dunkelheit sich über ihm abwechselten und während all dieser Zeit glitten seine Erinnerungen in längst vergangene Zeiten.

Er hörte das Plätschern eines Rinnsals und das Rauschen mächtiger Wellen ebenso wie die Gesänge der Maiar und Valar des Wassers und ihrer auserwählten Kinder der Teleri.

An einem Morgen, viel viel später, war das Wasser ruhig und er sah sich im Spiegelbild des blass-blauen Spiegels selbst in die Augen.

"Aure entuluve!" flüsterte er dann.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

#4
Die Gravur für ein Elbenschwert

Und mit feinen Werkzeugen, Geduld und Eifer ging er mit seinen geschickten und sicheren Händen ans Werk.

Die Gravur für Arilyn's Schwert würde silbrig glänzen, soch sich nicht allzu stark von der eigentlichen Metallfarbe der Klinge abheben, es wäre nur ein Lichtreflex, der sich besonders unter Sonne und Mond zeigen würde.

Die Ränder der Gravur schleifte er glatt mit einem Tuch feinster Kristalle, die nicht größer waren als Sandkörner, so würde es aussehen, als hätten die fein geschwungenen Linien der espruarschen Worte schon seit ewigen Zeiten dort gestanden.

Auch wenn es ein junges Werk war, so versuchte er den Geist der Botschaft mit der Schärfe der Klinge zu verbinden:

Ein Mahnmal! - Für die Feinde der Elben.
Ein Richter! - Für diejenigen, die gerichtet werden mussten.
Ein vertrauter Geist....der sie alle stets an das erinnerte, was in ihrem Innersten geschrieben stand.

Er arbeitete den ganzen Tag und auch den nächsten. Wie lang es war...das wusste er nicht, die Zeit verging und bald darauf hatte die Klinge einen neuen Namen.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

#5
Die Holzwanne

Nun hatte der den Auftrag tatsächlich endgültig erhalten â€" und zwar von einem Menschen namens Gideon Golddorn, der ihn auch bereits entlohnt hatte für die Arbeit, die nun folgen sollte.

Als erstes ging er in den Wald in der Nähe von Fürstenborn und brauchte einen ganzen Tag um das richtige Holz auszuwählen. Er entschied sich schließlich für eine Flußweide, denn diese Art des Holzes war die ständige Berührung mit dem Wasser gewöhnt und würde dahingehend keine Probleme bereiten wenn man das Becken erst einmal dauerhaft befüllt hatte, was der Behälter ja auch durchaus aushalten sollte. Er achtete auf die richtige Höhe und den Spielraum in der Breite für seine Wahl.

Also kniete er sich darnieder und richtete seine Gedanken und seine Gebete an Yavanna, die Herrin aller Bäume und allen Grüns auf der Welt. Er dankte ihr für ihre Gabe und bat sie ihm das Holz seiner Wahl anzuvertrauen.
Auch die Ehrung der sanften und großzügigen Valar dauerte einen Tag lang, währenddessen er die herausragenden Wurzeln des Baumes berührte und die Blätter küßte.

Danach begann die harte Arbeit, er mußte das Holz zerkleinern und in die richtige Form sägen, dabei achtete er besonders auf die Ã,,sung und den natürlichen Verlauf der Lebensringe des Baumes, sie sollten harmonisch aneinander gefügt werden. Also hobelte und sägte er mehrere Tage lang und am nächsten Morgen wurde er meistens davon wach, daß einige Späne ihn in der Nase kitzelten.

Als er schließlich alle Bretter und Hohlformen beisammen hatte, trug er sie nach und nach in die Scheune, in der die Wanne schließlich auch gebaut werden sollte. Es war ein kleiner, uriger alter Bauernhof und der Duft des Weidenholzes vermischte sich mit dem des frühherbstlichen Strohs, das hier gelagert war. Arve brachte auch noch einige Werkzeuge und andere Dinge an den Ort um dort den Abschnitt seiner Arbeit vollbringen können.
Würde einer der Bauern oder sogar sein Auftraggeber selbst nach ihm und dem Werk sehen, so würden sie feststellen, daß der hochgewachsene Elb sehr konzentriert und hingebungsvoll bei der Arbeit war. Er war stets als erster wach und ruhte sich erst aus, wenn er im Licht einer alten Öllampe kaum noch etwas von dem erkennen konnte, was seine Hände gerade taten. Wenn aber die Erschöpfung und das schwindende Licht zu viel waren, so legte er sich einfach in einen kleinen Strohhaufen in der Scheune und deckte sich noch nicht einmal zu. So sah man ihn mit schwieligen Händen und Halmen im Haar täglich für eine ganze Zeit lang bei der Arbeit auf dem Hof, und trotz der Tatsache, daß er sich zu verausgaben schien, funkelte eine Feuer in seinen Augen, die ganz von seiner Hingabe zu seinem Werk und der Aule-gefälligen Tätigkeit an sich sprach.

Er fügte die einzelnen Holzstücke aneinander und befestige sie mit einem Leim, den er aus einigen Pflanzenteilen, Wasser und anderen Dingen zusammenrührte. Außen brachte er zusätzlich noch einige Scharniere mit gut greifbaren Schrauben an. Die Schrauben dienten dem Zweck, daß man das Holz noch etwas zusammenziehen konnte wenn es im Wasser aufging, was Holz immer tat.

Am Ende sorgte er für den Feinschliff, überprüfte die Dichtung zwischen den Planken und schnitzte einige unterschwellige Symbole von Wellen und Wasser an die Oberkante â€" natürlich in den Zeichen der Tengwar. Sie waren eine Art persönliche Note an der Holzwanne. Die Außenwand versiegelte er mit einem klaren Lack aus Tau von Wasserblüten, die das Holz undurchlässig, geschmeidig und schimmelfrei halten würde. Der ästhetische Nutzen daran war der feine Glanz an dem mittelbraunen Holz.

Ganz zum Schluß säuberte er rituell und unter geflüsterten Gebeten seine Werkzeuge, putzte die Wanne noch einmal und fegte sämtliche Holzspäne aus der Scheune und bettete sie auf ein Beet von frostempfindlichen Blumen um sie vor der herannahenden Kühle der ersten Herbstnächte zu schützen.

Dann legte er für den zukünftigen Besitzer der Wanne als Symbol einen kleinen zwischenzeitlich geschnitzten Holzfisch mit einem Lächeln in die Wanne und dankte Aule abschließend für das Gelingen seiner Arbeit.

Als er dann auf dem Rückweg zum Turm war fiel ihm auf, daß er sehr großen Hunger hatte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins - Teil 4

Er trat vom Wasser zurück und fühlte nun umso intensiver, wie gut sich die Erde unter seinen Füßen anfühlte. Die Bäume ragten majestetisch über diese Morgenwiese auf und alles fügte sich zusammen wie in den Tagen von Telperion und Laurelin.

Voller Glorie und Glück waren diese Zeiten gewesen und er fühlte tiefe Dankbarkeit für die Schöpferin Yavanna Kementári.
Und so ließ er dünne Zweige über seine Hände streichen, er konnte fühlen wie die unendliche Kraft dieses Leben in ihn überging und ihn segnete.

Er berührt die Wurzeln und schmiegt sich mit dem Rücken an den Baum, die Kräfte seines Körpers scheinen zu pulsieren als hätten sie in dieser Berührung ihre wahre Quelle gefunden.
Und Arve dankt der Valar, die seinem Herrn Aule nahe steht.

Alle Stimmen der Wesen der Waldes, gar die Valar selbst, flüstern dort in den Blättern, zwschen den Wurzeln und unter der Rinde und so bereit wie selten ist er gewillt sie auch zu hören, denn dies ist ein besonderer Moment, ein Edelstein wird geboren und Arve fühlt, daß das Licht alles vereinen wird.

Ein Ã,,stchen hat sich mit seinen Haaren verwoben und die Wurzeln fesseln seine Fußgelenke, seine Gabe ist angenommen worden, seine Stimme wurde gehört, doch dies soll noch nicht der letzte Schritt sein...
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

#7
Die Rubine

Nun war es wieder an der Zeit eine Arbeit zu tun, für die er einen Auftrag erhalten hatte, doch ob es nun unter diesen Umständen war oder unter anderen - oft vergaß er dies wenn er erst einmal dabei war sich in der Kunst und der Kraft der Hände und des Geistes zu entfalten.

Mit feinem Werkzeug arbeitete er am Tageslicht, das auch erst die Facetten der Rubine zum Strahlen brachte. Die Skizze auf dem Pergament diente ihm als Anleitung während er konzentrierte Präzision von sich selbst forderte um seine Aufgabe zu erfüllen.

Und es gab nicht viel anderes, das ihn so sehr berühren konnte wie die Arbeit an einem edlen Gemmen. Sein Herz pochte frohlockend und seine Hände webten geschickte und fließende Bewegungen kleinsten und feinsten Ausmaßes als er mit Kraft auf die Rubine einwirkte.

Was auch immer geschah, diese rote Schönheit war für die Ewigkeit, auch wenn die Welt verging und ebenso die Zeit, nur sie gedachten noch des Blutes der Welt und der Wahrheit der Liebe.

Einen Moment lang flackerte sein Herz bei dem Gedanken sie wieder hergeben zu müssen für schnödes Gold, doch er rief sich in Erinnerung, daß er selbst andere Dinge besaß und andere Steine mehr unter seinen Händen und seinem Geist geformt hatte.

Er schöpfte Atem und fasste sich dabei an eine goldene Kette mit einem hellblauen Stein, die er um seinen Hals trug.

Die Gedanken flogen dahin und ebenso viele Tage, in denen er schweigsam war.

Irgendwann nahm er die Rubine zwischen seine Finger, hielt sie gegen das Licht und verglich sie mit dem Pergament und den darauf eingetragenen Zahlen und Zeichen. Hier und dort verbesserte er noch einen kleinen Schliff, dann war das Werk vollbracht.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

#8
Die Wiege für ein Kind

Arve hatte wieder einen Arbeitsauftrag bekommen und wieder war es seine Aufgabe etwas für ein Kind herzustellen, er mochte diese Aufgaben sehr gern, schon ob ihrer symbolischen Bedeutung für den Beginn eines neuen Lebens.
Gleich am nächsten Tag machte er sich an die Arbeit, es war der Morgen eines kühlen Herbsttages und das östliche Licht fiel behutsam durch die sich sanft wiegenden Blättern der Bäume, ein dünner Nebel lag über dem Land rund um den Tirion Numeneyna, besonders an der Klippe des Wasserfalls.
Wieder begab er sich auf die Suche nach geeignetem Holz, er ging langsam durch den Wald und bedachte dabei die verschiedenen Qualitäten und die Härte der Hölzer. Er entschied sich für eine helle Fichte, denn er wußte, daß jenes Holz weniger dazu neigte zu splittern, was bei dem Bau einer Wiege sehr bedeutsam war, sollte das kleine Kind sich doch daran auch beim Spielen und Greifen nicht daran verletzen.

So schlug er die Menge an Holz, die er benötigte, und trug es an eine Stelle, wo er sich auf einem Stein niederließ. Er breitete seine Werkzeuge um sich herum aus und legte zunächst ein kleines Lagerfeuer an um das Holz zu trocknen und zu härten, einige Male bestrich er es mit einer Lasur aus Harz, das er ebenfalls an Nadelbäumen gesammelt hatte, und ließ es dann wiederum über dem Feuer härten und danach erkalten.
Als der Rohstoff schließlich ausreichend bearbeitet war ließ er das Feuer noch weiter brennen um sich daran zu wärmen und auch um sich eine kleine Mahlzeit zuzubereiten.

Nun wurde es Zeit das Holz in die richtige Größe zu sägen, er nahm Maß und versuchte sehr präzise die Längen und Tiefen zu bemessen, damit am Ende auch alles zusammenpassen würde. Das Geräusch des Sägens und Werkelns war daraufhin einige Zeit lang im Wald deutlich vernehmbar.

Schließlich nahm er Messer und Hobel zur Hand und bearbeitete die einzelnen Stücke zu der Form, die sie haben sollten, er schnitzte stets mit der natürlichen Maserung des Holzes. So entstanden am späten Nachmittag einzelne Verstrebungen, abgerundete schienenartige Füße, die es erlauben würden die Wiege leicht zu schaukeln, und natürlich die oberen Stücke, die alles abschlossen und zusammenhielten.

An den Enden befestigte er noch Griffe und ein kleines Holzfach für kindgerechten Bedarf, den man immer griffbereit haben sollte. Alles wurde genauestens glatt geschliffen mit einem rauhen Papier ehe er es mit einem pflanzlichen Leim zusammensetzte.
Dies ließ er trocknen bis zum nächsten Morgen, während er selbst neben dem Feuer ruhte.
Erfrischt machte er sich am nächsten Tag daran kleine Ausbesserungen vorzunehmen und die Stabilität und die Gleichmäßigkeit in seinem Werk zu überprüfen. Als er schließlich soweit zufrieden war schnitzte er noch einige hübsche Zeichen in das helle Holz und versiegelte es mit einem milchigen Lack, den er aus einigen Wurzeln gewonnen hatte.
Die Zeichen waren natürlich Tengwar mit einer bestimmten Bedeutung.

Gesegnet sei das junge Leben, wie ein Sonnenaufgang beschert es uns allen Hoffnung.

Zu guter Letzt legte er noch eine Wolldecke in die Wiege und sprach einen Segen im Namen seines Herrn Aule über das vollbrachte Werk.
So löschte er dann sein Feuer und kehrte zurück, die Wiege vor sich her tragend.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins - Teil 5

Und als die gütige Yavanna ihn erhört hatte, da blickte er in einen Spiegel und auf die Kehrseite des Daseins. Er erblickte das graue Reich von Mandos. Jene Valar war der ältere Bruder der Feanturi, auch Námo genannt und er war der Verkünder des Willens der Valar und der Richter des Schicksals. Der Hüter der Toten stand nun im Blicke Arve's und er wusste genau, daß der Elb vorhatte ihn eines Tages herauszufordern um seiner geliebten Familie willen.

Doch heute ging es um einen Edelstein.

Arve kniete sich vor den Spiegel und die Welt verkehrte sich in graues Zerrbild, er wanderte auf einer stillen Straße, die ihn forttrug zum westlichen Rand von Aman und darüber hinaus.

Ein beständiges Flehen und Wispern umgab ihn und er wusste genau, daß der Weg gefährlich war und daß er sich in sich selbst verlieren konnte.
Mandos, der große Valar, prüfte seinen Willen und seine Lebenskraft selbst.
Er biss die Zähne zusammen und rief den Namen: "MANDOS!"
Und er bekam keine Antwort, weder von ihm, noch von den Seelen der Toten.
Er kam an einen Scheideweg und spürte, daß er den Weg zurück ins irdische Leben nehmen musste und so senkte er den Kopf und fügte sich in sein Schicksal.

Noch im selben Moment spürte er, daß er noch immer unverändert auf der Wiese kniete und zu seinem eigenen Spiegelbild herabblickte.

Eine Weile geschah nichts, dann spürte Arve, daß er nicht atmete, sofort verkrampfte sich sein ganzer Körper und als er schreien wollte, da zog er wieder Luft in seine Lungen und sein Herz stolperte wieder los.
Krampfend ließ er den Spiegel fallen und wand sich auf der Wiese hin und her.

Der Edelstein....
er sah ihn ganz deutlich! Und er sah auch den grauen Makel darauf, den Preis für den Segen von Mandos und tief im Innersten wusste er, daß seine Seele nun einen ebensolchen Makel trug wie dieser Edelstein.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Ein Auftrag der Schmiede

Arve war froh und glücklich, daß er nun endlich wieder in einer richtigen Schmiede arbeiten konnte.
Tag und Nacht drehten sich seine Gedanken um die Schmiede, die Aufträge und die gemeinsame Arbeit mit Togrim.

Nun hatte Arilyn ihren Schild vorbeigebracht und ihm einen Auftrag mit auf den Weg gegeben. Als er nun Zeit fand und die laufende Arbeit abgeschlossen hatte, nahm er den Schild zur Hand und prüfte die Materialien und wie gut er verarbeitet war.
Da es kein neuer Schild war, zeigte er natürlich Verbrauchsspuren.
Daher säuberte er ihn und besserte ihn gründlich aus, bis er wieder war wie neu. Einige Stunden der Arbeit nahm dies durchaus in Anspruch und in jener Zeit bekam er auch ein Gefühl für den Gegenstand und war deshalb gut auf die eigentliche Arbeit vorbereitet.
Mit Präzision ging er dann mit seinen Werkzeugen an die Arbeit, fertigte feinste Gravuren an den Rand, die das Wechselspiel des Mondes zeigten. Es war eine feine Verzierung, die doch aber hinter dem Hauptbild in der Mitte des Schildes zurückstehen würde.

Genau nach ihren Wünschen fertigte er das Bild eines prächtigen und mystischen Sichelmondes auf die Mitte des Schildes und polierte es glänzend und glatt.
Am Schluss trug er noch eine silbrige Lasur auf und trat dann mit dem Schild des Nachts auf die Straße vor der Schmiede um zu sehen, ob es auch wirklich so silbrig und glänzend im Mondlicht schimmerte, wie es sollte.

Er besserte seine Arbeit noch nach, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war und stellte den Schild dann gut sichtbar zu den fertigen Waren, bis Arilyn kam um ihn abzuholen.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
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Pale

Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 6

Doch nun war es auch an der Zeit Mandos’ Gemahlin Vaire zu ehren, der Arve ohnehin viel Respekt zollte, war sie doch die Weberin.
In ihren Fäden und Mustern waren die verschiedenen Stränge allen Lebens verwoben, Schicksale, Mut und Leben zeigten darin ihre unvergleichliche Kraft.
Vaire â€" die Weberin des Schicksals â€" und auch wenn Arve glaubte, dass man dies selbst verändern konnte, wusste er, dass die Valar großen Einfluss darauf ausübten. Und sie musste gewiss häufig all jene Fäden in den Händen halten, die ihr Herz schwerer schlagen ließen, doch klagte sie niemals und wob weiter ihre Kunst, die Kunst einer Valar der Ewigkeit.

Ihr zu Ehren nahm er Fäden von feinster elbischer Seide in die Hand, sandte seine Gedanken nach Valinor aus und verwebte sie miteinander. Die Arbeit war lang und still, die er dort verrichtete, seine Finger spielten schnell und präzise zusammen und schnell war ein Bild aus den Fäden entstanden.
Es zeigte die zwei Bäume Laurelin und Telperion in ihrem höchsten Licht und Vaire hielt ihre Hände offen vor sie. In diesem Moment fühlte er sich mit Miriel verbunden, die eine seiner Vorfahren war und eine der begabtesten Weberinnen aus dem Hause der Noldor.

Er nahm das kleine Webbild in seine Hände und hängte es nach einigen Atemzügen an die Wand, die gen Westen blickte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Dies ist mein Blut und meine Seele - Wahrheit und Erinnerungen

Nun war Arve schon eine ganze Weile in Seldaria, auch wenn es aus dem Blickwinkel der Zeitalter eine überschaubare Zeitspanne war. Er hatte hier seinen Platz gefunden und sprach oft zu seinem Patron, dem Vala Aule, dass er sich seiner erinnere auch in dieser fernen Welt.

Mit einem Seufzen ließ er einen Tag seine Arbeit in der Schmiede ruhen, vollzog ein ausgiebiges Bad und hüllte sich zum ersten Mal seit langer Zeit in ein prächtiges Gewand und schmückte sich mit den Kostbarkeiten seiner Heimat.

Andächtig blickte er an einem Fenster gen Westen und während aus dem Morgen- das Abendlicht wurde, ließ er seine Stimme erklingen, auf dass die Winde, von Mandos gesandt, auf den Schwingen der Lüfte bis in die Gärten Valinors und an den Küsten Eldamars zu hören sein würden.

Er sang das Lied, welches alle Nachkommen Finwes bis ans Ende der Tage singen würden.


Ode für Feanor

Gesungen von seinen Söhnen und seinen Nachfahren

Lang lebe der Name unseres großen Vaters Feanor, der, den Eru am meisten liebte und sein Talent ihm schenkte.

Sein Geist ist Feuer und erschaffen ward’ er in den Tagen der schönen Ewigkeit.
Und in dieser Hülle so wahrhaft schön und klar, ein loderndes Feuer brennt immerdar.
Es führte ihn in den Feldzug, es führte ihn zu unsterblichem Ruhm, zu Taten von Liebe und von Blut.
Und es führte ihn auch zum Ende seiner Geschichte.

Und wo er nun wandelt kann kein lebend’ Geist je sagen.
Sein Leben verblasste und mit ihm das strahlenst’ Licht der Welt,
einst wie die beiden Bäume von Valinor verwelkten.

Doch er wird gerächt sein und all seine Feinde zerschmettert.
Und Feanor wird wieder siegen.





Arve sah die Sterne am Himmel stehen und ihr funkelndes Licht erinnerte ihn an die bekränzte Schönheit jedes Einzelnen seiner Familie.
Und er fragte sich, wann er sie wohl wiedersehen würde. Kaum wagte er es sie zu vermissen, denn schon wollten kristallene Tränen sich aus seinen grauen Augen ergießen, doch er hielt sie zurück und gedachte seines Stolzes und der Tapferkeit, die allen vom Blute Curufinwes innewohnten.
Er würde siegen und seinen Weg gehen, über das Meer, welches Arda von Aman trennte, vorbei an den Blicken der stolzen Valar und Valir bis in die dunklen Hallen von Mandos â€" jedem Schicksal zum Trotz.
Und er gedachte seinen großen Vorfahren, der in jenem Moment wohl dort sein Dasein fristete. Welche Taten und Worte er dort wohl vollbrachte? Arve fühlte in sein Innerstes und verfiel in einen Traum...


Die Worte von Feanor und Námo

Feanor:

Wie lang muss meine Seele hier verweilen
In den dunklen Hallen der Toten
Oh großer Námo, dem ich Respekt zolle
Wie lang muss Curufinwe warten?
Es scheint Ã,,onen sei es her seitdem ich das Blut vergoss
Das Blut der Elben, jene schwere Tat
Welche ewig auf mir lastet
Und nun bin ich hier, welches ist mein Schicksal?

Námo:

Deine schlimmen Taten waren getrieben von Hass,
und von deiner alles verzehrenden Gier.
Oh nein, Sohn Finwes, gebe nicht dem Schicksal die Schuld!
Du kannst deine Sünden nicht verwischen!
Du hast das Blut deiner Elbenverwandten fließen lassen
In deiner Eile und deinem falschen Stolz;
Und diese meine Hallen wirst du nicht verlassen
Bis du mir zeigst, daß du wahrhaft bereust.


Feanor:

Schlecht hast du mich jemals gekannt, großer Námo
Wenn du jemals Feanor betteln sehen willst,
ich werde mich nicht entehren,
deine verlockenden Worten erfüllen mich mit Abscheu!
Fürwahr, ich habe ihr Blut vergossen
Und wahrhaft spüre ich die Schuld auf mir liegen;
Doch höre mich Námo, und gib Acht!
Ich werde mich nicht beugen! Meine Taten waren gerecht.

Námo:

Und bedenkst du auch deine andere Sünde?
Die, die du deinem Bruder antatest.
Wie du deine eigenen Anverwandten verließest
Welches nie dein Recht gewesen ist!
Viele Tränen vergossen die Elben deinethalben,
ihrer viele starben, niemals sollte das geschehen,
und diese meine Hallen wirst du nicht verlassen
Bis du mir zeigst, daß du wahrhaft bereust.


Feanor:

Dies zähle ich nicht als Sünde;
Verbrannt habe ich die Schiffe an jenem dunklen Ort,
und verlassen habe ich meine treulose Gefolgschaft
was nur rechtens war!
Mein Bruder, so verdorben und falsch;
Nach meinem Platz verlangte es ihm schon lange!
Meine Taten waren gerecht! Ich werde mich nicht beugen!

Námo:

Warum magst du nicht einlenken Feanor?
Oh du stolzer Gefangener aus Narretei!
Und willst du nicht wieder in Valinor wandeln
An der Seite deiner Söhne.
Fürwahr, ihrer sechs verweilen nun hier,
für ihre Taten, die du gutheißen wirst!
Sie betrogen, mordeten, stahlen und sprachen das falsche Wort
Und all dies für deinen schrecklichen Eid.

Gebrochen wurden sie einer nach dem anderen,
dies war es, was sie zu ihren Taten trieb,
für dies sind sie nun alle vergangen
und müssen hier in Trauer verweilen.
Dies ist deine Schuld und auch Morgoth zuteil
Niemals werden sie wieder die Sonne erblicken,
bis du wahr gesprochen hast, dass auch du fehlbar bist
und zeigen musst du mir, dass du dich beugen kannst!


Feanor:

So sei es, Námo. Sei versichert!
Deine Worte haben mein feurig’ Herz gebrochen.
Nicht mehr lange sollst du die Seelen meiner Söhne quälen
Wenn die Macht mein ist darüber zu gebieten!
Bei ihrem Anblick wird mein Herz zerbrechen
Und fürdies werde ich mich nun beugen.
Die Bitte um Vergebung aus meinem tiefsten Herzen
Sei dein, nobler Námo!

Ich bereue den Fall meiner Kinder
Für welchen ich die Schuld trage.
Setze sie nun frei, ich verlange es!
Zufrieden solltest du nun sein mit meinem Eingeständnis,
denn mehr wirst du nicht bekommen.
Ich bin Feanor, ich beuge mich niemals
Außer für jene, die ich liebe.
Und nicht bereuen werde ich
meine anderen sogenannten Sünden, sei gewiss!


Als er erwachte war sein Hals trocken, wusste er doch nicht, dass er die Worte Feanor’s selbst in die Nacht herausgerufen hatte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Die Mondlichtklinge - Ein weiterer Auftrag der Schmiede

Arve hat einen weiteren Auftrag in der Schmiede von Fürstenborn bekommen. Die kleine Same möchte gern eine Klinge als Geschenk für eine besondere Freundin haben und der Elb möchte natürlich sein Möglichstes tun, um ihr diesen Wunsch wahr zu machen.

So sucht er sich mit einer Sorgfalt ein Metall in der Schmiede aus, welches dieser Aufgabe gerecht werden kann und nimmt dann auch eine größere Menge davon an sich, da es ja nun auch keine kleine Klinge werden soll.

Er segnet das Rohmaterial, sowie den Hammer, den Amboß und die Esse, was ihm einen seltsamen Blick des Zwergen Togrim einbringt, der neben ihm steht. Doch der andere Schmied kennt ja bereits seine Zeremonien und schließlich hat Arve ihm während ihrer gemeinsamen Zeit eine Menge von diesen Traditionen und Gebräuchen erzählt.

Anschließend macht er sich an den schweißtreibenden Teil der Arbeit: Er erhitzt das Metall, macht daraus aus Geschick, altem Wissen und viel Kraft und Hitze eine Waffe, die man auch Anderthalbhänder oder Bastardschwert nennen mag, denn dies war der Wunsch der Kundin. Die Klinge wird lang und nicht zu schmal â€" und im Laufe der Tage der Arbeit und Konzentration nimmt sie eine immer elegantere Gestalt an und gewinnt an Schärfe. Eben jene Schärfe soll eines Tages gegen das Böse eingesetzt werden, so jedenfalls ist es Arve’s Hoffnung.

Auch der Griff und die Parierstange wollen bearbeitet werden, denn die müssen das Schwert perfekt ausbalancieren und gut in der Hand des Trägers der Waffe liegen. Arve kann nicht wissen, für welche Art von Geschöpf er das Schwert schmiedet, daher versucht er sie möglichst universell passend zu gestalten.

All diese Arbeit verrichtet er in der Nacht, denn keinen anderen Namen soll die Waffe tragen, als Mondlichtklinge. Und der Elb arbeitet nicht nur, er fühlt sein Werk und die Mystik einer Mondnacht bei jedem seiner schweren Atemzüge in der Hitze vor der Esse.
Ja, so stellt er sie sich vor …sieht sie im Inneren…

Eine meisterlich gearbeitete, wohl ausbalancierte Klinge, getaucht in silbrigem Schimmer. Feine elfisch anmutende Zeichen ziehen sich als Gravur über die scharfe, leicht wellenförmige Schneide, die in silbrigen Schimmer erstrahlt, hinweg, dessen Griff in einem eleganten Schwung in einem Mondornament endet.

Als das Schwert schon fertig geschmiedet scheint, betrachtet er sein Werk wie immer kritisch und führt es in der eigenen Hand um das Gewicht und die Balance zu überprüfen. Erst nach weiteren Ausbesserungen ist er soweit zufrieden.

Eine Nacht später dann rüstet er sich und legt einen warmen Umhang über seine Schultern, denn er hat vor ins hohe Gebirge zu gehen, wo es in einer spätherbstlichen Nacht bitterkalt sein wird. Die Waffe wickelt er in dicke Tücher ein und befestigt sie neben seiner eigenen Waffe auf dem Rücken. Er macht sich an den langen Marsch und sucht sich ein Plateau im Vorgebirge, das gut vom Mondlicht beleuchtet wird.

Dort kniet er nieder, wickelt die Klinge aus ihrem Schutz heraus und hält sie nach oben, himmelwärts, mit beiden Händen â€" und ruft Varda an, die Herrin der Sterne, die, so er hofft, in jenem Moment auf ihn herabblickt. Und so blickt er in das Antlitz des Nachthimmels und spricht, gleichfalls wie er singt:

Mondlichtklinge
Dem Dunkel trotzt der Silberschein
Lässt der Tag dich auch allein,
So das Mondlicht hell erscheint
Sein Glanz verrät dir jeden Feind

Im Tanze durch die Feinde schwang
Voll Zuversicht der Klingensang
Und auch dort in Einsamkeit
Soll’s sein stets an deiner Seit’


Seine Zeremonie dauert bis zum ersten Morgengrauen, bei dem er sich müde und erschöpft auf den Rückweg macht.
Bei der nächsten Dunkelheit scheint die Klinge tatsächlich ganz leicht silbrig zu schimmern und Arve ist glücklich über den Segen, den er damit erfahren hat. Er graviert die Worte auf die Klinge, was eine ungeheure Präzisionsarbeit von Geduld und Zeit in Anspruch nimmt.
Schließlich vollführt er den letzten Schliff draußen direkt im hellen Schein des weißen Mondes.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
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Bier und Fässer - ein weiterer Auftrag der Schmiede

In den letzten Tagen hatten viele besondere Arbeiten von ihm geruht, da er Zeit mit der Halbelbe Lillee verbrachte und auch wegen der Spendensammlung zum Bau der Schule für die Hinlinge.

Doch nun hatte er einen freundlichen Bio-Bauern kennengelernt und einen Auftrag von ihm bekommen. Die Vorarbeiten waren gut organisiert worden, er hatte das nötige Holz für den Bau der Fässer und alle übrigens Materialien, sowie die Werkzeuge, dank der Schmiede gleich zur Hand.

Freudig machte sich Arve daran, das gute Eichenholz in die richtige Form zu bringen, es zu sägen, zu schleifen und er passte die einzelnen Fassplanken an eine einheitliche Länge an.
Kleine Holzreste hob er sich auf, er würde sie noch für Zwischenräume nutzen können. Dazu zimmerte er einen stabilen Deckel für oben und unten, schließlich sollte ja auch nichts von dem guten Bier verloren gehen.

Die Zwischenräume wurden abgedichtet und der Elb verbrachte viel Zeit damit den Rohbau mit Wasser zu füllen um zu sehen, welche Stellen noch zusätzlich abgedichtet werden mussten, bis das Fass schließlich absolut dicht war und zudem stabil, erst dann machte er sich an die Feinarbeiten an den Scharnieren und er glättete das Holz, damit man es leichter würde Rollen können. Zum Schutze und zur Haltbarkeitssicherung des Holzes legte er noch eine leichte Lasur auf, die man aber kaum bemerkte, da sie gut in das Holz einzog.

Anschließend kümmerte er sich noch um die bestellten Sockel, sie sollten bis auf die Inschrift möglichst gleich aussehen, also erhitzte er eine entsprechende Menge Metall und brachte sie mit dem Schmiedehammer in die richtige Form, stabil und standfest. Durch einen kleinen Haken am oberen und vorderen Ende sorgte er noch dafür, daß man die Wagenräder, welche daran als Preis befestigt werden sollten, auch daran halten würden.

Schließlich nahm er noch einen heißen Draht zur Hand und formte Linien und Zeichen in das noch nicht wieder ganz erkaltete Metall. Nun musste er schnell und präzise handeln, damit die Schrift auch so wurde wie gewünscht:

Der schnellste Wagenlenker aller Zeiten
Weilersbach, dem 23.01.1379

Der sicherste Wagenlenker aller Zeiten
Weilersbach, dem 23.01.1379


Erst alles andere fertig war, goß er noch feinen und heißen Messing in die filigranen Rillen und schrieb so in das Metall.
Anschließend rieb er noch mit Rauhstein die Kanten glatt.

Ganz am Ende stellte er sich vor das Fass und die Sockel und sprach einen quenyanischen Segen über sein Werk.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die schwebenden Amethystkugeln

Arve hatte einen Auftrag bekommen von dem Magier Kristos Mios. Nachdem sie sich mit den Schwierigkeiten der Verständigung durch markante Dialekte herumgeschlagen hatten, waren sie sich einig geworden, was der Schmied nun zu tun hatte.

Er würde dieses Mal nur einen kleinen Teil seiner Arbeit in der Schmiede verrichten, denn es handelte sich zu einem großen Teil um Feinarbeiten, die er lieber in seinem Zimmer im Tirion Numenenya vollbrachte.

Er zog sich zu diesem Zweck an einem hellen Wintermorgen in dieses Zimmer zurück und rückte seinen Arbeitstisch noch etwas mehr an das bogenförmige Fenster heran, denn er wollte möglichst viel im natürlichen Licht arbeiten.
Nun wieder eine Feinarbeit in die Hand zu nehmen erhellte sein Sinnen, denn eine solche Herausforderung hatte er schon lange nicht mehr bekommen und obwohl er die pure und manchmal grobe Arbeit am Schmiedefeuer und mit Hammer und Amboss liebte, so war er im Geiste doch auch den feinen Elbenkünsten zugetan.

So machte er sich ans Werk, holte viele seiner Mitbringsel hervor, feine Werkzeuge, Halterungen und Farben. Die eigentlichen Kugel wollte er aus Glas erschaffen. Das Material legte er sich zurecht und er fertigte die Formung des Glases nach dem Wissen an, das er besaß. Er hatte dergleichen erst wenige Male unter Anleitung probiert und daher war er darin nicht so sicher, doch er besaß das theoretische Wissen, wie man es machte und er hatte auch den Ehrgeiz, sein Können an diesem Auftrag zu verbessern.

Insgesamt kam er nur langsam voran, viele Male musste er seine Arbeit unterbrechen, weil er angestrengt und ausgezehrt war, nur um festzustellen, dass er doch wieder von vorne beginnen musste, weil das Glas ihm bei den feineren Arbeiten zerbrach oder weil er es nicht schaffte, die Kugeln auch wirklich zu gleichmäßigen Kugeln zu formen, denn er wollte Kristos gewiss kein Ei oder eine Kugel mit Dellen anbieten.

So zogen die Tage ins Land und immer wieder legte er am Tagesende die kleinen Luftröhren, mit denen er das Glas blies, in die Reinigungsschale zurück, um sie am nächsten Tag wieder hervorzuholen. Viel Kraft und Mut schöpfte er dabei aus den Gebeten zu seinem Patron Aule.
Irgendwann war er dann zufrieden und schaute glücklich durch eine kristallklare Kugel hindurch, die keinen unreinen Schleier in der Struktur mehr hatte und auch nicht eliptisch das Auge täuschte, sondern seinen Ansprüchen, und hoffentlich auch denen des Magisters, genügte.
Beide Kugeln polierte er lang und legte sie dann nebeneinander auf seinen Tisch, sie fingen das Licht dieses Morgens hübsch ein und waren auch exakt gleich groß geraten.

Zufrieden machte er sich nun daran die Halterungen zu bauen, dazu nahm er kleine Marmorplatten und bearbeitete sie so lange mit Spachteln und feinem Sand, bis sie ebene Vertiefungen der richtigen Größe für die Kugeln hatten. Diese Arbeit erforderte sehr viel Geduld und seine Finger schmerzten des Nachts manchmal fast unerträglich von dem Aussieben der kleinen Senkungen. Bei der Wahl der Form nutzte er allerdings einen kleinen Trick, denn es sollte ja so aussehen, als würde die Kugel jeweils ein klein wenig schweben, nun konnte er zwar keine Magie vollbringen, doch er hatte eine andere, mundane Idee: In der Mitte des Marmors, an einer besonders dunklen Stelle, ließ er den edlen Stein etwas höher stehen, doch so, dass man es nicht mit dem bloßen Auge, sondern nur durch Befühlen feststellen konnte. Auf diese Weise machte es den Anschein, als schwebe die Kugel einen Fingernagel breit über der vorgesehenen Halterung. Dabei war natürlich eine perfekte Gleichmäßigkeit zu beachten, damit die Kugel nicht zu einer Seite kippte.

Ganz am Ende griff er zu seinem Besitz und suchte zwei möglichst exakte Amethyste heraus, die er noch an die Kugeln ansetzen wollte. Bei dem Abschluss, der Luftstelle der Kugeln, hatte er absichtlich keine Überschicht geformt. Die Aussparung nutzte er nun, um eine Facette des Edelsteins darin einzulegen, so dass er darin liegen würde. Nun genügte ein winziger Tropfen erkaltenden Steinleims, um die Kugel und den Amethyst zusammenzufügen.

Er stellte die fertigen Kugeln auf die Fensterbank und bewunderte das magisch violette Licht, das sich darin brach wie die verheißungsvolle Zukunft selbst. Mit viel Vorsicht brachte er sie am nächsten Tag zur Schmiede um sie Kristos zu übergeben.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Vorbereitungen für den Schneiderwettbewerb

Es war noch eine ganze Weile, bis es irgendwann einmal soweit sein konnte, dass das Mode-Fest ausgerufen würde, doch Arve war von dem Gedanken begeistert und so verfiel er in Gedanken bereits der Arbeit, die dazu gehörte und auf die er sich ganz besonders freute. Er grübelte schon darüber, welche Art von Kleidung er entwerfen sollte und aus welchem Stoff sie bestehen sollte. Nun, der Frühling kam und somit sollte sie auch eben diesen Geist in sich tragen, etwas leichtes, das von Mandos’ Winden getragen werden konnte. Mandos Wind...eigentlich klang das schon sehr nach einem Namen für das, was sich da gerade in seinem Kopf an Ideen formte. Jetzt mussten sich seine Gedanken noch zu einer ganzheitlichen Idee zusammenfügen, derer viele Teile er bereits in sich trug. Er entschied sich dafür, vor allem den leichten Stoff der Fadaraseide zu verwenden, die man auch Fadschar nannte. Aber er wollte es auch nicht zu schlicht halten und entschied sich deshalb dafür verschiedene Seidenarten zu verwenden und wollte daher zusätzlich noch Crescentin verwenden. Nun, für beides würde er dringend Maulbeerbäume finden müssen, denn an ihnen lebten die Raupen, die ihn zu dem Grundstoff der Seide führen würden. Er entschied sich allerdings gegen Maulbeerseide und für Tussahseide, da er die Larven nicht töten wollte, sondern lieber jene Früchte sammelte, aus denen bereits das Leben eines Schmetterlings entstanden war. Auf diese Weise erntete er eine genügende Pongé für sein Vorhaben. Er wertschätzte das Leben dieser kleinen Kreaturen, die ihm zu dem verhalfen, was später ein anderes Wesen am Leibe tragen und sich daran erfreuen sollte. Der Elb dankte den Valar für seinen Fund, das Wachsen der Maulbeerbäume und das Wissen, welches sie seinen Vorfahren gegeben hatten, damit er nun arbeiten und etwas mit seinen Händen und seinem Verstand erschaffen konnte. Er ließ eine der Seidenspinnerraupen über seine Hand kriechen und fühlte quasi das Leben in dem winzig kleinen Leib, wie er etwas erschaffen konnte, was niemand anderes es zu tun vermochte. Andächtig vollführte er auch jeden weiteren Handgriff bei seiner Arbeit, bestaunte hin und wieder das prächtige Farbenspiel der Schmetterlinge, die im Laufe des Tages aus den Larvenkokons geboren wurden.

Seine nächste, sehr mühselige Kleinarbeit bestand darin, die mittleren Kokonteile abzuhaspeln um die Frucht zu ernten, die es ihm erlauben würde, an den begehrten wertvollen Grègefaden zu kommen. Doch auch die Wattseide, die Halterung der Fäden der Seidenspinnerlarven ließ er nicht liegen, ebenso die unregelmäßigen äußeren Flockschichten nahm er mit, er wollte nichts davon vergeuden und immerhin machten die Materialien der beiden zuletzt genannten Stoffe etwa zwei Drittel seiner Ernte aus. Dann galt es das Rohmaterial von etwaigen Rückständen zu befreien. Er füllte sie in einen großen Tiegel, erhitzte eine Menge frisches Wasser über dem Feuer und goss es dann in den Tiegel um die Materialien abzukochen, mit einem langen Holzlöffel rührte er sie über viele Stunden lang, immer wieder goss er neues heißen Wasser nach. Dann wurde das Material gesiebt und zum Trocknen an einem halbschattigen Platz ausgelegt, da reine Sonne nicht gut für Seide war und ist. Um die Fäden dann insgesamt dehnbarer zu machen und ihre Fülle auszukosten, spannte er sie dann über Holzrahmen und klopfte sie gerade so feste, dass die nicht zerrissen wurde, auch wenn das natürlich nicht immer völlig fehlerfrei geschah. Das Ergebnis dieser Mühe waren dann die Kammzüge, das erste Zwischenprodukt auf dem Weg zu seinem Entwurf. Bei diesen Kammzügen handelte es sich um hauchdünne, bis zu einem Daumen breite parallel gerichtete Fasern, die durch mehrmaliges Kämmen des gereinigten Fasermaterials entstehen. Während seiner Arbeit entstand natürlich auch eine ganze Menge Strazza, die Abfälle der Garne während der Schappe.

Die Webkunst war eine der ältesten Techniken zur Herstellung von Stoffen und Kleidung überhaupt und gerade die Elben waren immer wieder fleißig darin gewesen sie zu lehren und zu lernen, auch Arve’s Wissen kam nicht von irgendwo her. Während er nun arbeitete, erinnerte er sich an die Stunden, die er damals damit zugebracht hatte seiner Mutter beim Weben zuzusehen. Sie war immer ganz verträumt gewesen dabei, fast schon ein wenig entrückt, was ihn nunmehr nicht verwunderte, war sie doch auch eine Noldor. Sie wiederum hatte ihr Wissen und ihre Kunst von der Weberin Miriel Serinde erlernt und nun hatte er die Gelegenheit es wiederum zu lernen. In elbischen Zeitrahmen gemessen war es wohl nicht lang, auch wenn die vielen Jahre nicht zu verkennen sind, in der Arve es immer wieder einmal übte, sich Mal um Mal erklären und vormachen ließ und nach vielen gerissenen Fäden, wunden Fingern und Fehlern in den Fasermustern, hatte er schließlich seine Lektionen gelernt um selbst weben zu können. So begab es sich an einem dieser ungezählten Tage, dass er gemäß den Anleitungen seiner Mutter



arbeitete und versuchte ein einfaches Muster von den Wappen der Elbenfamilien nachzuweben, doch es wollte ihm noch nicht recht gelingen, stets blickten die Blumen etwas schief nach unten und ließen die Eleganz der wahren Kunst vermissen und es rutschten ihm auch immer wieder die Fäden von den Halterungen des Rahmens, dabei übte er nun schon so lange...irgendwann beugte er sich seufzend über seine neuerlich missratene Arbeit, da trat seine Mutter zu ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn an. „Mein Junge, ich sehe das Talent und den Fleiß in dem, was du geschaffen hast, doch was willst du Blumen streuen, wenn du kein Korn gesät hast um dich zu nähren?“ Damit ließ sie ihn auch schon wieder allein und er dachte darüber nach, wie die Worte seiner weisen Mutter zu seiner Situation passten, es schien ihm etwas abstrakt, doch später dann erblickte er seinen älteren Bruder Celebrimbor, wie gerade dabei war ein einfaches Muster auf ein Stück Stoff zu sticken. Erst jetzt wurde Arve klar, dass er viel zu schnell versucht hatte ein kompliziertes Muster zu weben, wo er doch noch nicht einmal mit den einfachen Strukturen der Weberei richtig vertraut war. Es kam wohl auf die einfachen, grundsätzlichen Übungen an, für die er nicht genug Geduld aufgebracht hatte. In den folgenden Jahren holte er dies nach und erst viel, viel später versuchte er erneut Blumenmuster zu weben. Diese Erinnerungen leiteten ihn nun heute. Immer wieder verkreuzte er die Fäden rechtwinklig zueinander, um die tragenden Kettfäden sukzessiv mit den Schussfäden zu verbinden, die sich wiederum durch die gesamte Webbreite zogen. Anders als beim Flechten musste man immer wieder darauf achten, dass keine Diagonalität die Struktur zu sehr auflockert, wolle man die typische Festigkeit der Seide qualitativ erhalten.

Nun hätte er zwar gerne auch noch einen eigenen Webstuhl oder Webrahmen gezimmert, aber dafür hätte ganz sicher nicht auch noch die Zeit gereicht, also nutze er den vorhandenen Webstuhl des Turms mit Erlaubnis der dortigen Schneiderin. Dort legte er dann die Kammzüge auf den Webrahmen und verarbeitete sie sorgfältig zu den längeren watteartigen Nappen. Er verzog sie mehrmals, bis die Längen auch gleichmäßig waren und bereits die Form der dünnen markanten Fäden angenommen hatten, eine sanfte Drehung sorgte dann für die nötige Stabilität. Nach weiterem Strecken und Drehen über einen längeren Zeitraum hatte dann der Vorgarn die gewünschte Festigkeit. Er ließ den jungen Stoff dann einige Tage ruhen und griff ihn erst dann wieder auf, verbrachte dann Stunden um Stunden im Webstuhl und arbeitete konzentriert an seinem Werk. Wenn dann seine Hände und Beine müde wurden, zog er sich an seinen Schreibtisch zurück und fertigte ein paar Skizzen mit Entwürfen an, denn allmählich musste er sich ja schließlich überlegen, welche Form und welchen Schnitt seine Kleidung bekommen sollte, damit er die richtigen Maße weben konnte. Zu diesem Zwecke machte er verschiedene Kohlestiftskizzierungen, bis er zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kam. Doch die luftige Frühlingskleidung sollte nicht nur leicht und praktisch sein, sondern auch in einer hübschen Farbe schimmern. Besonders passend erschien ihm ein mintiges Türkis, weil es nach seinem Gefühl von klarem Wasser und unschuldiger Frühlingsluft sprach. Also entwarf er ein Damenkleid von leichtem, fließenden Stoff in eben jener Farbe, die Längen des Kleides wurden in mehreren durchschimmernden Schichten gelegt, fast wie ein Wasserfall. Er gab sich Mühe die Verzierungen und die Längen nicht zu aufwändig zu machen, sollte es doch auch für den Alltag und nicht nur für einen Ball zu tragen geeignet sein. Für das Modell, welches passend dazu der Mann tragen würde, nahm er einen ähnlichen, aber doch anderen Stoff. Er beschloss eine Melange zu verwenden, die bereits von den Spinnen unterschiedlich gefärbt wurden. Es war ein kleines Abenteuer an sich diese Fäden zu ergattern, musste er doch dazu in die unheimlichen Tiefen der Spinnenschlucht hinab treten. Natürlich bemühte er sich beim ersten Gang schon möglichst viel der hübschen und kostbaren Melange zu bekommen  - die Farbe, die seine Ernte hinterher ergeben würde, wurde also mehr oder weniger vom Zufall bestimmt. Am Ende zeigte sich aber unter den verschiedenen Pigmenten vor allem ein Farbton: Es wurde ein reiches Sodalith und es gefiel ihm zunehmen auch als Akzent zusammen mit dem Kleid. Nun brauchte er natürlich aber auch für die Herrenkleidung einen Schnitt. Da nicht jeder zu denen zählte, die eine elegante Robe schätzen, ob nun aus pragmatischen oder anders gearteten Gründen, entschied er sich nach längerem Ãœberlegen für eine Hose und einen Ãœberwurf mit einer Stickerei, für die er spezielle Garne in dezenten Farben benutzte.

Nach der Verarbeitung der Rohstoffe zu seinem Grundmaterial machte er sich daran alle anderen nötigen Werkzeuge und Materialien zusammenzusuchen: Schere, Garne, Nadeln und vieles mehr waren in den nächsten Tagen seine ständigen Begleiter. Er schnitt sich die etwaigen Stoffstücke zurecht, hob die kleinen Randreste sorgsam auf, um sie bei Bedarf später noch zu verwenden. Dann passte er die einzelnen Stücke präziser an, folgte dabei seinen Kohlestift-Entwürfen, dann säumte er sie allesamt, damit sie auch gerade verarbeitet waren und sich nicht auftrennen konnten, die Nadel tauchte dabei Mal um Mal in den Stoff hinein und diese Kleinarbeit forderte Geduld und eine ruhige Hand. Hin und wieder musste er auch einzelne Nähte wieder auftrennen, wenn ihm ein Stich nicht gleichmäßig genug gelungen war, aber irgendwann nahmen die Kleidungsstücke durchaus die gewünschte Form an. Nun verzierte er sie mit Borten und Kragen, hängte sie an Ã,,ste wie an Kleiderbügel und ließ sie vom Wind schaukeln, damit der richtige Geist ihnen inne wohnen würde. Viele würden es sicher nicht für einen Teil seiner Arbeit halten, doch Arve verbrachte auch am Ende viel Zeit damit seine Werke einfach zu betrachten und darüber zu sinnen, ob sie nun vollendet seien oder nicht, während sie sanft vom Wind bewegt wurden, wie sie an den Ã,,sten der Frühlingsbäume mit ihren zarten Knospen hingen. So begab es sich einmal, dass er viele Stunden darauf geblickt hatte und er sich dann aus seinem Baststuhl erhob, eine Nadel zur Hand nahm und einen weiteren Faden in die Stickerei einbrachte, wo ihm das Muster noch nicht „vollkommen“ erschien, dann setzte er seine meditative Betrachtung fort, bis er sich ganz sicher war alles umgesetzt zu haben, was er sich vorgenommen hatte. Erst dann nahm er beide Kleidungsstücke zur Hand, ließ die weichen Stoffe über die nunmehr rauhen Hände gleiten und neigte sein Haupt.

Nun konnte der Tag des Festes kommen...Arve hatte sein Werk vollendet.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Brosche für Kendra â€" Ein weiterer Auftrag der Schmiede

Sobald er die Zeit für diesen Auftrag fand, nahm Arve Kendra’s Skizze zur Hand und stellte ganz in Ruhe seine Überlegungen zur Planung an über Größe, Material und viele weitere Details dieser Arbeit. Hierbei handelte es sich ohnehin mehr um Feinarbeit als um das Grobschmiedewerk, dem er sich bei Togrim meistens widmete, aber er freute sich über die Abwechslung bei diesem Auftrag und war sehr froh, dass die kleine Dame ihn mit dieser Aufgabe betraut hatte.
In der Heimat hatte er oft Schmuck hergestellt und nun konnte er endlich einmal wieder daran anknüpfen.

Zunächst legte er sich also einige Pergamente bereit und schärfte seinen Kohlestift mit einem Messer, dann ließ er seine Gedanken schweifen und malte dabei hin und wieder etwas, Strich für Strich skizzierte er seine Vorstellung von dem Kleinod. Es sollte möglichst genau dem Wunsch der Bestellung entsprechen, war natürlich ein persönlicher Ehrgeiz des Elben sie mehr als nur zufrieden zu stellen. Daher brauchte dieser Arbeitsschritt so seine Zeit und zwischendurch gönnte er sich kleine Pausen um sich neuen Wein in seinen Becher zu füllen.

Schließlich war er dann mit einem der Entwürfe zufrieden und machte sich nach Berechnung der Proportionen daran das Material zusammenzusuchen, das er dafür benötigen würde. Auch die richtigen Werkzeuge durften natürlich nicht fehlen â€" in diesem Falle natürlich die filigranen Feinwerkzeuge für Schmuck, deren Gewicht man kaum in der Hand spürte. Sie lagen fein säuberlich aufbewahrt in einer seiner Schubladen. Er räumte dann alle anderen Dinge auf dem Tisch beiseite und wählte sich ein feines Silber- und Kupfergemisch, welches sich seiner Erfahrung nach besonders gut für Anstecker eignete, denn es war stabil und ließ sich dennoch gut bearbeiten. Eine kleine Feuerschale auf dem Tisch wärmte das Material, damit es unter den Werkzeugen nachgeben würde.

Mit feinem Druck einer speziellen, glatten Walze formte er dann das edle Metall glatt und flach, schnell nahm der zunächst kleine Klumpen des Rohstoffs eine größere Fläche auf seiner Arbeitsfläche ein. Er setzte dies fort, bis das gute Stück etwas kleiner war als seine Handinnenfläche, so würde er noch genügend Spielraum haben für die weitere Arbeit und die Gebung der Form. Dabei achtete er darauf, dass das Kernstück etwas breiter blieb als die Ränder, da hier noch Anbringungen erfolgen sollten und die Stabilität gewährleistet bleiben sollte, denn bei aller Feinheit mussten Schmuckstücke trotzdem auch Belastungen aushalten können.

Als nächstes widmete er sich der horizontalen Maßhöhe, es sollte nicht mehr als eine halbe Fingerkuppe insgesamt getragen, daher war die Abstimmung darin wesentlich herausfordernder als die bisherige Arbeit. Vor allem seine Daumen und spezielle runde, siegelähnliche Werkzeuge kamen dabei zum Einsatz. Am Ende waren es kleine, natürliche Wellen in der Struktur, die sich dem Betrachter kaum aufdrängten, aber im Licht interessante Reflexe werfen würden.

Als nächstes erhitzte er das hintere Ende besonders stark, hielt es mit einer feinen Zange am anderen Ende fest, bis es dort wie gewünscht weich und biegsam war. Dann nahm er nichts anderes ans einen Streifen Pergament und wischte damit über das Ende, welches sich daraufhin natürlich verzog. Eilig wickelte er es immer wieder herum, zog die zähe Masse zwirbelnd um sich selbst, bis sich am Ende ein feines Ã,,stchen gebildet hatte, welches einem Blattstiel nachempfunden war. Schon ein leichtes Pusten während des Abkühlens genügte, um es zu glätten. Die winzigen Luftbläschen, die sich in der Struktur bildeten, konnte man zwar kaum mit dem Auge wahrnehmen, doch waren sie durchaus beabsichtigt um einen zusätzlichen Hauch von Natürlichkeit in der Form zu bewahren. Als der Stiel dann wieder fest war, nahm er dieses Ende mit der Zange auf und erhitzte die Seiten des Schmuckstückes. Mit der Fehlseite eines kleinen Schnitters formte er dann den eigentlichen oberen und seitlichen Rand, bis die Brosche allmählich nun wirklich die Form eines Blattes hatte, jedenfalls entnahm er es der Skizze, dass diese Form gewollt war. Diese Arbeit brauchte so seine Zeit und der Elb atmete dabei ruhig und tief, voller Geduld und Konzentration, besserte immer wieder aus und dünnte dann die Enden aus, bis die äußersten Ränder fast durchscheinende Spitzen hatten.



Er machte dann eine Pause und nutzte die Zeit für einen Spaziergang im Wald. Dabei hielt er die Augen offen und suchte an den Bäumen nach einem möglichst ähnlich geformten Blatt, wieder diente ihm dabei die Skizze als Vorlage. Nach einer ganzen Weile hatte er schließlich gefunden, was er suchte, und zupfte das Blatt vom Baum und nahm es mit in sein Gemach. Bei einem weiteren Schluck Wein und Kerzenschein legte er sich dann sein lebensechtes Blatt auf den Tisch neben seine Werkzeuge. Dieses Mal erhitzte er aber nicht mehr die kleine Brosche, sondern nur noch sein spitzes Werkzeug, um sich nun an die Feinarbeiten zu machen. Er betrachtete die Lebenslinien des Blattes, versuchte sich vorzustellen, wie die Säfte durch die Zellen ihren Weg nahmen und wie Wasser, Luft und Sonnenlicht dieses kleine Wunder beeinflussten. Mit diesen Bildern vor seinem geistigen Auge und den Lehren Yavannas im Herzen, führte er dann jene Handgriffe aus, die dem Schmuckstück sein Gesicht gaben.

Kendra hatte sich seiner Erinnerung nach keine spezielle Farbe gewünscht, es sollte aber hübsch funkeln, hatte sie gesagt. Daher legte er dann das fertige Rohstück ab und ließ es wieder völlig erkalten. In der Zwischenzeit nahm er einen kleinen Stößel und eine Schale zur Hand und zerkleinerte darin eine Perle und das Innere einer Perlmutt-Muschel, die er noch in seiner Materialsammlung hatte. Er zerkleinerte vorsichtig zu einem fein funkelnden Staub, gab dazu noch etwas Seidenfaser, die er noch übrig hatte von dem Modewettbewerb in Fürstenborn. Dazu rührte er dann eine weißliche Creme an, gab die Seide und das Pulver dazu. Mit einem winzigen Pinsel aus Federflaum, den er in seiner Creme getränkt hatte, bestrich er dann das Blatt. Es würde durch diese Prozedur zwar keine andere Farbe erhalten, aber das sollte es auch nicht. Vor allem im Seitenlicht und Dank der anfänglich geformten Wellenstruktur würde das Schmuckstück aber sehr hübsch glänzen. Als diese Schicht dann getrocknet war, nahm er einen farblosen Lack, der alles noch etwas festigen und haltbarer machen würde. Zudem hatte er den zusätzlichen positiven Nebeneffekt, dass etwaige Bearbeitungsnarben nicht mehr zu ertasten wären. Erst als dieser Lack fast ganz trocken war, pustete er ein paar winzige Silberstaubkrümel auf das Blatt, die dann mit der Versiegelung verschmolzen und so einen ungetrübten Glitzer-Effekt werfen würden.

Soweit so gut, doch nun war es an der Zeit den nächsten Teil der Arbeit anzugehen, doch als er schon beginnen wollte spürte er, dass er ziemlich erschöpft war. Den ganzen Tag hatte er in der Schmiede Regale sortiert, Säcke getragen und auf Hufeisen und andere Dinge eingehämmert und nach seinem Bad und den vielen Stunden, die er nun schon mit der Herstellung des Schmuckstückes zugebracht hatte, spürte er wie seine Konzentration rapide nachließ. Also legte er sich dann in sein Bett und ruhte in den wenigen kurzen Stunden bis zum Morgen. Erst am nächsten Abend nahm er wieder seine Pläne hervor und setzte seine Arbeit dann fort.

Die Skizzen waren ja schon fertig und so konnte er direkt beginnen das Silber-Erzgemisch zu bearbeiten, welches er wegen seiner Stabilität und einfachen Handhabung ausgewählt hatte. Mit kleinen Zangen und Meißeln bog er es in die gewünschte Form zu einem Ring, bis dieser ebenmäßig, kreisrund und stabil war. Dabei musste er jedoch ziemlich leicht und filigran sein um das Schmuckstück nicht zu sehr zu beschweren oder ihm seine Eleganz zu nehmen, es sollte ja nur eine unauffällige Anbringung auf der Rückseite sein. Durch ständiges Nachgreifen und Drehbewegungen verhalf er dem Ring zu einer Kordel-Struktur, die es dem Benutzer ganz subtil erleichtern würde sofort die richtigen Stellen beim Anbringen und Abnehmen zu ertasten, zusätzlich sorgten die kleinen Rillen für Griffsicherheit. An den Seiten blieb das Material hingegen glatt.



Nun fertigte er einzeln die sich zum Ende verjüngende Nadel an, die sich in dem vorderen und schmaleren hinteren Gegenstück überlappte. Mit vorsichtig ausgeübtem Druck und viel örtlicher Hitze schmiegte sich dann diese simple Winkelmechanik einmal außen um den Ring. Ein feiner Hakenübersatz am gegenüberliegenden Ende würde dafür sorgen, dass man die Nadel schließen konnte. Mit einem einfachen Druck konnte man die Nadel nun in kleinem Maße bewegen um den Ring zu öffnen oder zu schließen.

Die vorgesehenen Schnittstellen wurden dann an der Anbringung noch einmal ganz leicht angeschmolzen, um das Metall an das Schmuckstück zu binden. Arve überprüfte nach ein paar Stunden der Erkaltung â€" um genau zu sein am nächsten Morgen â€" die Stabilität und war auch eigentlich zufrieden mit dem Ergebnis. Er hielt dann das fertige Schmuckstück in der Hand, drehte es noch einmal prüfend im Morgenlicht hin und her und erlaubte sich erst jetzt ein zufriedenes Lächeln. Er hoffte, dass Kendra mit dem Ergebnis zufrieden sein würde.
Abschließend sprach er einen Segen im Namen Aules über die Brosche und seine Werkzeuge, räumte dann alles auf, steckte die fertige Arbeit in eine Schatulle, welche er mitnahm, und machte sich dann auf den Weg nach Fürstenborn.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Der Kerzenleuchter für den Spendenabend â€" ein weiterer Auftrag der Schmiede

Vor ein paar Tagen war der Händler Gideon Golddorn in die Meisterschmiede Stollenmetz gekommen und hatte ihm einen Auftrag gegeben. Er sollte einen hübschen Kerzenleuchter bauen, der dann an dem Spendenabend zu Gunsten der armen Kinder der Stadt wohl ein neues zu Hause finden sollte.
Natürlich hatte sich Arve gern bereit erklärt ihm bei dieser Sache kurzfristig auszuhelfen und so hatte er den Auftrag angenommen.
Gideon hatte sich ein recht großes Modell gewünscht, etwa anderthalb Schritt hoch und somit schon von beachtlicher Größe, eher was für den Boden eines großen Raumes oder einen Flur als zur Zierde in einem Zimmer â€" und natürlich sollte er das bekommen, was er sich wünschte. Die Edelsteine, die darin eingelassen werden sollten, hatte Gideon schon selbst mitgebracht und ihm für seine Arbeit überlassen, es handelte sich dabei um zehn Halbedelsteine, um genau zu sein vier grüne Malachiten (Baguette), vier blaue Lapislazuli (Navette) , zwei rote Topas (Antikschliff) und zwei violette Amethyst (Smaragdschliff).

Dann nahm er sich aus dem Vorrat der Schmiede eine gewisse Menge Eisen und schätzte dazu ab, wie viel er wohl benötigen würde, denn er hatte schon eine ungefähre Vorstellung davon, wie der Kerzenleuchter am Ende aussehen sollte. Er entschied sich für ein Modell aus Gusseisen, es sollte stabil und standfest sein.
Mit schmalen Stangenvorlagen in der Esse goss er sie dann zunächst gerade und in die richtige Länge. Danach ließ er sie soweit durch Abkühlung härten, dass er sie mit Zangen und Handschuhen bearbeiten konnte. Nun kam ein wichtiger Moment, denn nur in ein paar wenigen Augenblicken war das Material auf der richtigen Temperatur und beide Stangen sollten absolut symmetrisch werden. Es war eine der größten Kraftanstrengungen als Schmied das Gusseisen zu biegen, doch er gab sein Bestes. An den Enden spaltete er das Eisen zu je zwei schmalen Füßen und drückte sie etwa anderthalb Spann breit auseinander. Auch hierbei musste er das spätere Gleichgewicht der Konstruktion gut abschätzen. Als sie dann einzeln und für sich fertig waren, fügte er sie am oberen Ende zusammen und noch einmal ein Stück über dem Boden. Insgesamt musste er natürlich öfter nachbessern, damit alles stabil war und gleichmäßig aussah. Seitlich betrachtet saß es nun fast aus wie ein Auge von der Form her, wobei an dem einen Ende die Linien weiter verliefen.



Danach machte er sich daran die einzelnen Kerzenhalterungen zu bauen â€" und zwar in jeweils 6-armigen Kreisen, von denen er in langwieriger Kleinarbeit acht an der Zahl anfertigte. Diese brachte er dann jeweils gegenüberliegend voneinander an den Hauptarmen an, indem er sie drum herum schloss, nachdem er sie zunächst als Reihe vorgefertigt hatte.
Dieser Arbeitsschritt verlangte natürlich wesentlich mehr Kleinarbeit und Planung. Die Kerzenrahmen mussten einer Belastung standhalten können, wenn man eine neue Kerze hineindrückte, ohne damit den gesamten Arm zu verformen. Daher fertigte er einige Skizzen an, um sich die simple Kraft der Mechanik erst einmal vor Augen zu führen, anstatt einfach herumzuprobieren. Sein erster Entwurf beinhaltete einen zweigeteilten Arm, wobei der untere schräg angewinkelt wäre um das obere Stück zu stabilisieren. Am Ende entschied er sich dann aber doch für eine andere Konstruktion: Er ließ die Teilarme parallel verlaufen und trennte sie am kürzeren unteren Ende mit einer kleinen flexiblen Spirale, die er dazwischenschob. Nun sollten die einzelnen Anbringungen stabil genug sein. Nun war die Grundform des Kerzenhalters fertig.



Anschließend galt es die Verzierungen anzubringen. Er betrachtete sein Werk und stellte fest, dass auf jeder Seite 5 Segmente vorhanden waren, was gut passte bei 10 Edelsteinen. Er setzte sie also vorsichtig und fast schon liebevoll jeweils in gleichen Abständen genau dort ein, sie waren eine sehr schöne Veredlung.
Am Ende waren es kleine Schalen, die man entweder mit langen Kerzen, aber auch mit Teelichtern befüllen konnte, je nach Wunsch. Er hoffte sehr, dass Gideon mit diesem Entwurf zufrieden war, immerhin hatte er ihm freie Hand bei der Gestaltung gelassen. Wie bei allen seinen Werken sprach er noch ein Gebet zum Abschluss, dann hüllte er den Kerzenleuchter in ein großes Leinentuch und trug ihn zur Warenschau.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Eine Baustelle in Hammerhütte â€" Die Glocke

Eines Tages hatte Togrim ihm einen besonderen Auftrag mitgebracht, der ihn nun nach Hammerhütte geführt hatte. Aus den Schilderungen von Lillee wusste Arve, dass das Dorf öfter mit Problemen und Angreifern zu kämpfen hatte und nun konnte er vielleicht etwas tun, um den Menschen dort zu helfen. Er musste sich ein eigenes Bild von den Gegebenheiten machen und so hatte er sein Pferd gesattelt und war dorthin aufgebrochen.
Die Ankunft und die Begrüßung waren sehr herzlich gewesen. Im Biergarten des Wirtes Hennes hatte er mit seinem Bekannten Weihwahr, Trudi, Fenn, Elisha, Lind und einigen anderen bei Freibier zusammen gesessen und mit ihnen über die Planung zum Bau der Glocke gesprochen, die ihr Dorf sicherer machen sollte, während einige Kinder, insbesondere die kleine Thea, fasziniert mit seinem Haar gespielt hatten. Es waren bodenständige Leute und irgendwie waren sie ihm allesamt sehr sympathisch â€" nun das würde seinen Aufenthalt hier natürlich noch viel angenehmer machen. Fürs Erste bezog er Quartier bei der Stollenmetz Sippe, nachdem er ihnen mehrfach schmunzelnd versichert hatte, dass er keinen Baum einem festen Bett vorziehen würde â€" auch wenn dieses Bett vielleicht etwas zu klein für ihn war und er Kopf und Beine einziehen musste.
Am nächsten Tag ging er das Dorf und die Umgebung ab auf der Suche nach einer geeigneten Stelle und hielt sich dabei auch daran, welche Richtung ihm gewiesen worden war von Fenn. Der Bau sollte am besten schon auf einer stabilen, natürlichen Erhöhung stehen, um einen guten Ausblick und einen optimalen Klangweg zu gewährleisten. Als er schließlich so eine Stelle gefunden hatte, überprüfte er den Boden, ob er auch nicht zu sandig oder sumpfig war, damit seine Konstruktion am Ende nicht schief würde oder absacken konnte.
Irgendwann hatte er dann den richtigen Platz für sein Vorhaben gefunden und die Baustelle konnte eröffnet werden. In gemeinsamer Arbeit mit Hämah und vielen freiwilligen Dorfbewohnern wurden dann einige Bäume gefällt, die Stämme in gleichlange Balken geschlagen und dann von Pferden zum Bau gezogen. Diese Arbeiten beaufsichtigte er und half auch selbst tatkräftig. An vier Stellen waren nunmehr auch Löcher ausgehoben wurden, die als Fundament dienen sollten. Dort wurden tief die haupttragenden Balken eingesetzt, die man aus den größten Bäumen geschlagen hatte. Viele stabile Bretter und Querbalken verbanden dann das Fundament und schufen eine Art Etagenboden etwa drei Schritt über dem Erdboden, welcher durch eine eigene Leiter erreicht werden konnte, die aus den kleineren Baumstücken zusammengezimmert wurde. Das Podest wurde dann noch einmal um eine weitere Etage überdacht und zu zwei Seiten wurden niedrige Seitenwände angebracht, die dem Ausguck etwas Schutz vor Blicken von unten und Wind und Wetter geben sollten. Offen blieben natürlich die Seite zur Leiter hin und die Seite, an der noch weiter eifrig gebaut wurde, denn dort wurde der eigentliche kleine Glockenturm direkt angebaut und fest mit dem ersten Teil der Konstruktion verbunden. Dort wurden besonders viele Balken im oberen Teil verwendet um die Stabilität zu gewährleisten, wenn die Glocke erst einmal geläutet wurde. Arve schmiedete zu diesem Zweck auch einen sehr großen Haken und viele Metallstreben, um die Glocke später aufhängen zu können. Insgesamt wurde in einer Arbeit von vielen Tagen also gehämmert, gesägt und gehobelt was die Arme nur hergaben und rund um die Baustelle legte sich eine feine Schicht Sägemehl.
In ruhigeren Momenten setzte sich Arve ans Wasser und knüpfte aus haltbaren Pflanzenfasern das Seil, das an der Glocke befestigt werden sollte um sie läuten zu können und dabei ließ er sich helfen von der kleinen Thea und auch von anderen Kindern, die etwas von ihm lernen wollten. Er war immer froh, wenn er jemandem etwas beibringen und die Freude am Handwerk wecken konnte.
Nun konnte er sich daran machen sich dem Bau der Glocke selbst zuzuwenden. Als Klöppel nahm er eine Armlänge gutes Holz und bohrte mit einem seiner Werkzeuge eine Aussparung in das obere Ende. Dort hinein drehte er einen Metallstift, der sich am Ende zu einer Kugel ausbreitete. So bestand er dann aus dem flachen Blatt, an dem er aufgehängt wird, dem langen Schaft, dem Ballen (der etwas dicker als hoch war) und dem Schwungzapfen.
Insgesamt war der Klöppel recht schwer, doch das würde dann auch die lautesten Töne verursachen, was für eine Alarmvorrichtung ja maßgeblich war. Nach einigem Überlegen entschied er sich allerdings dafür auch noch eine kleinere Variante des Gongs zusätzlich herzustellen, falls doch mal eine schwächere Person die Gefahr zuerst entdeckte. Ansonsten würde der zweite Klöppel als Ersatz fungieren. Beide befestigte er übereinander (den größeren Klöppel weiter oben) an einer eigenen Ablage im Ausguck an einer gut greifbaren Stelle.
Die Glocke selbst musste er dann in eine entsprechende Form gießen. Arve entschied sich wegen der Umstände für das Lehmformverfahren. Zunächst einmal brauchte er eine gut zusammengesetzte Glockenspeise als Gussmaterial. Dafür nahm er eine Zinnbronze aus einem kleinen Teil Zinn und der Rest war Kupfer. Er mauerte einen innen hohlen Glockenkern, diesen bestrich er dann in mehreren Schichten mit Lehm. Mit einem speziellen Schaber ging er immer wieder langsam um die Glockenform herum, bis alles eben und in der richtigen Form war, dann ließ er es einen Tag lang austrocknen. An diesem Tag hatte er Zeit die nächste Schicht vorzubereiten: Er besorgte sich von den Bauern etwas Talg, Fett und aus seinen Materialien nahm er noch Graphit. Alles zusammen rührte er an, trug es auf die Glockenform auf, gefolgt von einer weiteren Schicht Lehm, die nun exakt der späteren Glockenform entsprechen musste. Also arbeitete er mit feuchten Tüchern und seinen Händen lange an ebener Perfektion und an einem hübschen Muster, das die Hammerhütterer Glocke unverwechselbar machen sollte. Sämtliche Muster wurden mit Wachs von ihm in Kleinstarbeit aufgetragen und diese Arbeit dauerte einige Tage, benötigte er dafür doch höchste Konzentration, damit das Muster am Ende gleichmäßig verlief. Nun glaubten einige Leute schon, es sei bald endlich soweit, wurde doch schon verziert und geschmückt, aber der Elb trug nun weitere Schichten Lehm unterschiedlicher Stärke auf, diese bildeten den sogenannten Mantel. Nach vielen weiteren Tagen Geduld kam dann der nächste Arbeitsschritt: Der hohle Kern wurde zur Gänze ausgebrannt, dann konnte der Mantel abgehoben und das überschüssige Material zerschlagen werden, danach musste der Mantel wieder vorsichtig aufgesetzt werden, so dass sich zwischen Mantel und Kern ein Hohlraum gebildet hatte. Arve präparierte dann die Grube, füllte sie mit Erde und verdichtete alles gut. Die vorbereitete Glockenspeise wurde dann über einem großen Feuer erhitzt und Arve musste an dieser Stelle auch Gebete an seinen Patron Aule richten, um die Hitze des jenseitigen Schmiedefeuers zu bitten, da die Glockenspeise ansonsten nicht heiß genug werden würde. Über spezielle Rinnen wurde sie dann zugeleitet, die überschüssige heiße Luft und die Gase konnten über andere Löcher entweichen. Nach einer längeren Zeit des Auskühlens konnte dann endlich die Glocke aus der Form geholt werden und auch erst jetzt würde sich herausstellen, ob alles richtig verarbeitet und ohne Risse war. Doch scheinbar war alles zu seiner Zufriedenheit verlaufen.



Als die Glocke dann fertig war, konnte sie dann endlich feierlich im Beisein der Dorfbewohner von Pferden hochgezogen werden und Arve dirigierte sie dann auf den stabilen Haken, der an der eisenverstärkten Holzbalken bereits wartete. Der Haken war groß und stabil, um ein Hin- und Herschwenken der Glocke nicht zu behindern. Nun konnte die Glocke von unten mit dem Seil geläutet werden oder mit einem der beiden Gongarme oben im Ausguck.
Weihwahr hatte die Idee geäußert, dass es auch gut wäre die Glocke noch von einem anderen Punkt aus läuten zu können. Diese Aufgabe war durchaus knifflig und Arve hatte sich lang Gedanken darüber gemacht, wie man dies bewerkstelligen könnte. Am besten wäre es natürlich, wenn man diese Möglichkeit an einem zentralen und leicht erreichbaren Platz vom Dorf aus hätte. Am Ende entschied er sich doch für eine ganz simple Mechanik: Er fertigte einen weiteren speziellen Klöppel an, den er oben an den Ausguck spannte, zuvor hatte er natürlich den Winkel bemessen und getestet. An das Ende des Klöppels band er dann ein langes dünnes Seil und ein stabileres. Das lange dünne Seil spannte er über die ersten Bauernhäuser hinweg an die Dorfschänke, nachdem er Hennes um Erlaubnis gefragt hatte. Es war extra so angebracht, dass man auf den Dachboden gehen musste um die Höhenspannung zu gewährleisten und damit kein Schabernack damit getrieben würde, aber es wäre dennoch schnell zu erreichen. Löste man nun dieses Ende des Seils, würde die Spannung abfallen und der eingespannte Klöppel gegen die Glocke schlagen. Nun kam das zweite, stabilere Seil ins Spiel, daran war ein Gewicht befestigt, welches dafür sorgen sollte, dass der Schwung etwas länger erhalten blieb, so würde die Glocke nicht nur ein einziges Mal läuten, sondern drei oder vier Mal.
Er probierte natürlich alles oft genug aus um sicherzugehen, dass es funktionieren würde. Irgendwann war er dann auf seiner Baustelle und säuberte alle Karren, Werkzeuge und selbst die umliegenden Wege. Dabei konnte den Beobachtern auffallen, dass der Elb an diesem Tag anders wirkte als sonst, in sich gekehrt und fast in Meditation versunken, während er diese einfachen Arbeiten ausführte. Er hielt Zwiesprache mit Aule und bat ihn, sein Werk für diese guten Menschen zu segnen.
Am nächsten Tag rief er dann die Dorfbewohner zusammen, um ihrem Vorsteher oder Ã,,ltesten feierlich den Klöppel zu überreichen, nun wirkte er stolz und ausgelassen, wenn auch müde, denn es waren anstrengende Wochen gewesen.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Ein weiterer Auftrag der Schmiede Stollenmetz â€" Eine Maschine

Es war schon ein wirklich außergewöhnlicher Auftrag: Arve sollte eine Destillerie bauen, was ja nun mal kein unbewegliches Schmiedewerk war, sondern eine relativ komplexe Maschine.
Sein Freund und Auftraggeber Weihwahr hatte ihn im Vorfeld im Verschwiegenheit gebeten und tatsächlich hatte Arve seit Wochen niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt. Dabei plante er diese Aufgabe nun schon seit Wochen und traf im Stillen alle Vorbereitungen dafür. Es sollte wieder einmal etwas schönes werden für die Bewohner von Hammerhütte, allmählich breiteten sich seine Produkte dort aus, wie auch zuletzt die große Warnglocke. Doch dies nun sollte etwas anderes werden, eine Überraschung der besonderen Art und Arve sah sich selbst auch vor eine neue Herausforderung gestellt, denn etwas derartiges hatte er wirklich nie zuvor gebaut. Natürlich möchte er es, herausgefordert zu werden und an diesen neuen Aufgaben zu wachsen, dies war eines der Ideale seines Valar Aule, die er ja auch inbrünstig vertrat als sein Priester. Dabei freute er sich auch, dass es wieder etwas schönes für das freundliche Dorf werden sollte und noch zudem für Weihwahr. Der Mensch setzte Vertrauen in seine Fähigkeiten und er wollte ihn natürlich nicht enttäuschen, er mochte ihn sehr und natürlich war es auch eine Sache des Ehrgeizes diese neue Aufgabe zu bewältigen. So kam es ihm auch ganz gelegen, dass Togrim nun mitsamt seiner Schmiede nach Hammerhütte zog. Arve hatte sich ja nach langem Überlegen dazu entschlossen Fürstenborn dann auch den Rücken zu kehren und bei der Stollenmetz-Sippe zu wohnen, zusammen mit seiner Lillee. Er war sehr froh, dass er sich weder von ihr noch von seinem liebgewonnenen Arbeitsplatz trennen musste und sein Aufenthalt in Hammerhütte für den Glockenbau hatte ihm ohnehin gefallen, er mochte das Gemüt der Menschen dort und würde dann auch Weihwahr öfter treffen können. Glücklicherweise hatte er ihm einen großen Zeitraum dafür eingeräumt, den er auch wirklich benötigte. Er musste sich in Büchern noch etwas schlau machen über das Verfahren und mit ein paar Leuten sprechen, die dahingehend Erfahrung hatten, vor allem unter Zwergen, Gnomen und Menschen, die allesamt auch ihre Tüftler hervorgebracht hatten.



Neben diesen Forschungen orderte er bei den Händlern eine ganze Menge Kupfer, denn er hatte sich schon in etwa ausgerechnet, wie viel er davon brauchen würde und es wurde schon sehr bald klar, dass die Vorräte der Schmiede auf keinen Fall dafür ausreichen würden, also schlug er sich noch mit dem Markt herum und den Händlern, die größere Mengen von diesem Metall auftreiben konnten. Weihwahr hatte erwähnt, dass es ihm zu Ohren gekommen war, dass man diese Art von Geräten meistens aus Kupfer herstellte. Seine Gespräche mit anderen Handwerkern hatten dies bestätigt und wenn man bedachte, dass alle Teile durchweg aus einem oxidationsresistenten Material bestehen mussten, war die Wahl dann schließlich mehr oder weniger unumstößlich geworden.

Als er dann alle Materialien beisammen hatte, brütete er einige Abende bei Kerzenschein über seine Entwürfe. Er würde einen großen, zentralen Kupferkessel formen, der dann ,über einer Feuerstelle angebracht, erhitzt werden konnte. Für das Einfüllen von Maischgut würde er an der Vorderseite eine gut erreichbare Tür einbauen, die Verschlüsse würden sicherlich etwas kniffelig werden, denn sie mussten selbst Luft und Flüssigkeiten im Kessel halten, es musste sich ja auch schon ein gewisser athmosphärischer Druck aufbauen können. Die Menge der Befüllungen waren nun auch nicht klein angedacht. Für den bequemen Gebrauch von etwa einhundert Litern, musste er nach oben hin genug Spielraum einplanen und das Ganze dann auch auf entsprechender Füllhöhe. So war Arve froh, dass er genug Kupfer bestellt hatte, denn das Volumen des Kupferkessels würde nicht klein werden.
Die Tür würde aber nicht die einzige Stelle sein, an der der Kessel sich öffnete. Oben am Rand sollte er noch ein Rohrstück haben und Arve fertigte verschiedene Skizzen über die Winkel und Mündungsformen an. Einige Berechnungen halfen ihm dann dabei den Entwurf auszuwählen, mit dem das Gerät (hoffentlich) am besten funktionieren würde. Im Zweifelsfall würde er ein paar zusätzliche, leicht vergrößerte Passaufsätze bauen.

Allein die Vorbereitungen und Entwürfe nahmen Wochen an Planungszeit ein, oft brütete er bei Kerzenlicht über seinen Skizzen, besserte aus und befühlte das Kupfer, wobei er versuchte zu erfühlen, ob es sich seinen Ideen fügen würde. Vielleicht war das ein seltsamer Gedanke, als hätte das Metall ein Bewusstsein und einen Willen, aber Arve war ein Handwerker mit Leib und Seele, der das achtete, was ihm die Erde an Rohstoffen schenkte und nicht jedes Material war für jeden Zweck geeignet, manchmal fühlte es sich richtig an und manchmal auch nicht, er wollte etwas richtiges haben, das sich nicht gegen Vollkommenheit wehren würde.



Kongruent zu seinem Rohranschluss begann er dann an der schwierigen Kleinarbeit der Rohrleitungen. Innen sollte sie nur etwa eine Fingerbreite messen und es musste perfekt auf den Alembicus passen. Es war natürlich nicht leicht, ein Rohr in dieser Größe gleichmäßig zu formen, zumal es auch innen ganz glatt sein musste, damit keine Reste sich dort verfangen konnten. Die Serpente war sicher das komplizierteste Stück der ganzen Maschine, aber das aus mehreren Stück bestehende Rohrsystem war nötig, um auch eine Kühlung gewährleisten zu können, denn bei der Gärung entstand durchaus eine beachtliche Hitze. Dies würde zu Verstopfungen und anderen unerwünschten Nebeneffekten führen. Er suchte sich also rechtzeitig Formwerkzeug, das dafür geeignet wäre, zusammen. Dazu musste er ziemlich tief in seinen Vorräten kramen, denn diese Art von Werkzeug wurde nur selten gebraucht. Er betrachtete diese Stecken und sah einen leichten Belag auf ihnen. Für den Rest des Abends ließ er seine Entwürfe ruhen und pflegte andächtig diese Werkzeuge, deren Gewicht nun schon so lange nicht mehr in seinen Händen gelegen hatte.
Am nächsten Abend fuhr er dann fort, erweiterte seine Kohlezeichnungen um das etwa drei Fuß lange Rohr, das an den Kessel anschließen sollte. Das anschließende Wegführen würde durch eine bodenparallele Verlängerung einfach zu bewerkstelligen sein, doch die dann folgende Spirale würde natürlich erheblich schwieriger zu gestalten werden. Sie durfte nicht zu lang werden, damit sie noch zu den Verhältnissen der Gesamtapparatur passte â€" doch sie durfte auch nicht zu klein werden, da die Stauungen ansonsten zu Problemen führen würden. Dieses Rohr musste dann in den zweiten, kleineren Kessel führen, den er auch in seine Planungen mit einbezog. Die Verbindung zwischen den Kesseln würde ihn wohl insgesamt am längsten beschäftigen. Der zweite Kessel würde nicht mehr Fassungsvermögen als ein gewöhnlicher Eimer haben, entsprechend musste er den Winkel der Rohrleitungen anpassen, wenn beide Kessel fest stehen sollten, der große Kessel aber auch noch über einer Feuerstelle zu platzieren war. An dieser Stelle besserte er viel an seinen Entwürfen aus. Der kleinere Kessel sollte gleich hoch oder niedriger als der erste Kessel stehen. Arve vermutete zunehmen, dass es auf das Letztere hinauslaufen würde.
Letztlich würde damit eine zusammenhängende Maschine, eine kleine Destillerie, entstehen. Um dann an das gewonnene Material möglichst einfach heranzukommen, musste er noch in den kleineren Kessel einen Zapfhahn einbauen. Auch hier überlegte er sich mehrere Mechanismen. Das kleine Kupferwunder musste natürlich insgesamt bei der Arbeit absolut dicht sein, das würde er nach erster Arbeit mehrmals überprüfen müssen.

Während des Bauvorgangs musste er oft abbrechen und nachschleifen, ausbessern oder auch bei Einzelstücken teilweise wieder ganz von vorne anfangen, wenn es einfach nicht passen wollte oder das Kupfer sich verzogen hatte. Arve musste sehr viel Geduld aufbringen, oft genug schob er auch andere, dringende Aufgaben dazwischen, aber nach und nach wuchs das Werk der eigenartigen Maschine zu einem kleinen Gerät heran.

Es kam nun auch darauf an, ob Weihwahr die Maschine generell zur Destillation nutzen wollte, oder ob er sie für die Bierbrauerei nutzen würde. Für das Bier würde er Wasser und geschroteten Malz oder gekeimte Gerste benötigen, für andere alkoholische Getränke eher mit Grünmalz und Kartoffeln versetzte Mischungen auf Traubenbasis. Diese Maische musste auf jeden Fall flüssig und ohne Rückstände durch die Maschine fließen können, das gleiche war es mit der Schlempe für Branntweine.

Als er die Funktionalität dieser Eigenschaft mit zufriedenstellendem Ergebnis sichergestellt hatte, wandte er sich dem nächsten Schritt zu. Um zu verhindern, dass die Destillationsgewinne in den Kessel zurückließen, schnitt er eine entsprechende Menge Wollbausche zurecht und befestigte sie mit einem feinen Drahtgeflecht wie ein Netz an den oberen Rändern des Kessels. Man würde sie regelmäßig austauschen müssen, damit sie nicht verstopften oder unappetitlich wurden, daher legte er Weihwahr den Rest der Bausche in einem kleinen Säckchen mit dazu, er würde ihm dann noch zeigen, wie er die Bausche mit ein paar einfachen Handgriffen selbst auswechseln konnte.

Abschließend gravierte er dann noch Weihwahrs Initialen neben den Zapfhahn an den kleinen Kesseln. Er wählte einen geschwungenen Ausdruck, leicht verschnörkelt und die Spitzen der Ausläufer der Buchstaben überkreuzten sich, wo sie sich leicht höhenversetzt trafen. Er wusste nicht, ob das im Sinne seines Auftraggebers war, aber er hoffte es einfach und zur Not würde er die Gravur nachträglich wieder entfernen, wenn es ihm nicht gefiel.



Als er so über seine Arbeit reflektierte, kam ihm wieder in den Sinn, dass Weihwahr erwähnt hatte, dass er all seine Rezepte schriftlich festhalten wollte und da kam ihm der Gedanke, dass er doch dahingehend noch etwas für ihn tun könnte, quasi als zusätzliche Überraschung. Also nahm er sich noch etwas Zeit und dünnte etwas Holz und Rinde aus, glättete es zwischen dampfend heißen Steinen, bis es zu knisterndem Papier wurde. Dann gerbte er ein Stück Tierhaut, schnitt es zurecht und färbte es ein. Insgesamt wurde daraus ein kleines Buch und die erste Seite verzierte er ein wenig mit Verschnörkelungen, schrieb dann noch „Weihwahr Wiaga’s Rezeptbuch“ in die obere Mitte und auf den nachfolgenden Seiten einen Eintrag mit einem alten elbischen Rezept der Noldor für einen belebenden Schnaps. Er war nun kein Koch, noch hatte er sich besonders viel mit dem Schnapsbrennen beschäftigt, aber das alte Familienrezept wäre vielleicht trotzdem eine schöne Widmung für seinen Freund. Jedenfalls hoffte er es. Es war ein relativ einfaches Rezept, aber gerade deshalb ließ sich dieser Schnaps auch zu vielen Speisen reichen. Als seine Tinte getrocknet war, schlug er das Buch zu und legte es zu der Maschine.

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, nun war es vollbracht â€" bis auf den Segen, den er anschließend über sein Werk sprach, auf dass die Maschine ihrem neuen Besitzer bald gut dienen möge.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 7

Sehr viele Aufgaben hatten Arve beschäftigt und seine Kunstfertigkeit abverlangt, doch hatte er sein ursprüngliches Vorhaben nicht vergessen. Wie schon seine Vorfahren wollte er einen Gemmen von nicht dagewesener Macht und Schönheit erschaffen und nun, ausgestattet mit elbischer Geduld, kümmerte er sich wieder um dieses Werk. Seinen letzten Segen hatte er Vaire zugesprochen, einer Valir von großer Kraft.

Doch nun war es Irmo, an den Arve dachte. Er war der jüngere der Feanturi und der Bruder von Mandos, man nannte ihn auch Lórien und gerade die jüngeren unter den Eldar kannten ihn unter diesem Namen.  Er war der Herr der Träume und Geister und sanften Gärten Valinors.

An ihn dachte er oft, wenn er sich erinnerte an ferne Tage im Lichte des Westens und wenn er meinte das Lachen seiner Familie zu hören. Ihre Geister umgaben ihn stets, doch so sehr er auch in Irmos Träume eintauchte, wollte sein Bruder Námo, der auch Mandos genannt wurde, ihm nicht verraten wie lange sie noch in seinen Hallen verweilen würden.

Und so legte sich Arve darnieder im schönsten Garten Seldarias, den er finden konnte und ließ seine Seele wandern, auf den traumerfüllten Pfaden von Lóriens Reih. Er fiel in einen tiefen Schlaf und ruhte für viele Wochen. Zwar betrübte ihn, daß er das Leben und seine Arbeit in dieser Zeit säumte, doch er war dankbar für die Träume und die Erinnerungen, die in ihn kehrten und ihm halfen, seine Vergangenheit in seinem Geiste nicht verblassen zu lassen.

Er hörte Schlaflieder seiner Mutter Miel, er spielte mit seinem älteren Bruder Celebrimbor, sein Vater Curufinwe lehrte in die Kunst des Handwerks und des Schwertkampfes, er ritt in die Dunkelheit des Ostens und erlebte viele Kriege unter dem Banner der Noldor.

Arve schlief tief und fest.

Doch seine Augen sahen wieder die Wunder von Valinor und die so vermisste Küste von Eldamar zu Fuße der Festung Tirion auf dem Túna. Und die, die im Hier und Jetzt hin und wieder nach ihm sahen, zu denen sprach er aus seinen Träumen. Doch sang er auch Lieder aus alten Zeiten.

Und dies war eines der Lieder, an die er sich in Lóriens Schlaf erinnerte: Der Gesang des ältesten Baumvaters:

Ich ging durch die Fluren von Tasarinan im Frühling.
Ah! Der Duft und die Farben des Frühlings in Nan-tasarion!
Und ich sagte: Dieses ist gut.
Ich zog durch die Ulmenwälder von Ossriand im Sommer.
Ah! Die Musik und das Licht im Sommer an den Sieben Strömen von Ossir!
Und ich dachte: Dies ist das Beste.
Zu den Buchen von Neldoreth kam ich im Herbst.
Ah! Das Gold und das Rot und das Seufzen der Blätter im Herbst in Taur-na-neldor!
Jeder Wunsch war gestillt.
Zu den Kiefern im Hochland von Dorthonion stieg ich im Winter hinauf.
Ah! Der Wind und das Weiß und das schwarze Geäst des Winters auf Orod-na-Thon!
Zum Himmel stieg meine Stimme hinauf und sang.
Nun aber liegen alle jene Länder unter der Woge,
Und ich wandre in Ambarona, in Tauremorna, in Aldalóme,
In meinem eigenen Reich, im Fangornlande,
Wo Wurzeln tief hinabreichen.
Und die Jahre schichten sich höher als Laub unter Bäumen
In Tauremornalóme.


In Arves Stimme und in seinem Blick liegen große Glückseligkeit und auch tiefe Trauer, wohin auch immer ihn seine Träume und Erinnerungen tragen. Doch sind sie stets ein Teil von ihm und auf dem Weg einen wahren Edelstein zu erschaffen, will er keinen seiner Tage vergessen, denn sie alle führen seine Hand, vom Anbeginn der Zeiten.


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Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 8

Doch wie er nun vor Lórien trat, so war es auch an ihm, den Segen seiner Gemahlin Este zu erbitten. Sie war die, die graugewandet auf einer Insel im baumbeschatteten See von Lórelin ruht. Heilung gibt sie all jenen, die an Wunden leiden und Ruhe ist ihr Geschenk. Selbst die Valar schöpfen an ihrer Seite neue Kraft von den Bürden Ardas.

Auch Arve war freigiebig darin anderen zur Seite zu stehen, wenn sie jemanden zur Stütze brauchten oder die Kräfte seiner heilenden Hände und oft hatte er wiederum Este's milde Gaben für sich und andere erbeten, wenn das Leben ihnen schwer wurde. Und obwohl die milde Valir sich um alle sorgte, so konnte sie doch nicht verhindern, daß viele an ihren Wunden zerbrachen und in Mandos' Hallen eintraten. Arve musste schon schwer mit sich ringen ihr dies nicht zur Last zu legen, doch tief im Inneren wusste er, daß sie es nicht aus Bosheit tat, sondern weil der dunkle Melkor mehr Leid in der Welt entfachte, als sie heilen konnte.

Er betrachtete seine Hände, die rauhe Textur der Haut und in früheren Tagen hatten sie auch schon genau so ausgesehen, doch oft waren sie mit Blut befleckt gewesen, wenn er nämlich andere Elben von schweren Wunden zu heilen versuchte, es gab so viele Schlachten in der Welt...

Doch gerade in jenen Momenten zeigte sich oft die Güte der grauen Este und Arve erbat auch ihren Segen für die Geburt eines Edelsteines.
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Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 9

Geradezu fließend kam der Übergang, als er sich von Este an Nienna wandte, sie ist die Schwester der Feanturi und lebt am Rande der Welt im Westen, wo sie sich still der Trauer der Welt ergibt und jene Tränen weint, die in der Welt vergossen werden müssen wegen Melkors böser Taten. Schon in der Musik, die die Welt erschuf, war die Trauer eingewoben, doch Nienna weint nicht um sich selbst und wer ihr lauscht, der lernt Mitleid und das Ausharren in der Hoffnung. Und alle, die in den grauen Hallen von Mandos warten, rufen ihren Namen, denn sie bringt den Seelen Kraft und wandelt Kummer in Weisheit.

Von allen Wegen fällt ihm dieser vielleicht am schwersten, denn wie sein mächtiger Vorfahr ist Arve stolz und trägt ein flammendes Herz in seiner Brust. Nichts kann ihm so nahe gehen wie das Schicksal seines Volkes und seiner Familie, von denen so viele in Schatten ihrer Wiederkehr harren.

Doch Arve weiß, dass er gegen dieses Los der Welt nichts tun kann und so fügt er sich, an einem langen Abend tritt er vor den Sonnenuntergang und blickt nach Westen, in die Ferne und flüstert Nienna’s Namen, immer wieder und schon brennen ihm erste Tränen in den Augen, als das Feuer der untergehenden Sonne den Ort markiert, an den er nicht gehen kann und den er doch so sehnlich zu erreichen versucht um das Schattendasein seiner Vorfahren herauszufordern. Doch auf seiner Reise über den fernen Ozean kam er nach Seldaria und muss seine ganze Geduld aufbringen um sich den Prüfungen zu stellen, die ihn hier erwarten.
Nach und nach vergießt er die Tränen, die er oft zurückhält und er fällt auf ein Knie und stützt seinen Kopf auf seine Hände.

„Ihr Erben Finwes...lange vermisse ich euch schon, wie die Welt euch vermisst, die Noldor brauchen euch mehr denn je. Eure Taten sind nicht vergessen und ich mühe mich nicht minder zu tun im Kampf gegen den dunklen Feind. Vater Curufin, sag mir, wie groß lastet die Schuld über dies auf dem schönen Dior, Berens Sohn? Bruder Celebrimbor Silberhand, wann wirst du wieder an meiner Seite sein? Lang ist mir jeder Tag ohne euch...“

Und er sprach noch lange zu ihnen, doch keine klare Antwort wurde ihm gegeben, nicht mehr als das Flüstern, das ihn ohnehin stets begleitete, was er auch tat, ob er nun am Schmiedefeuer stand oder ob er sich zur Ruhe legte. Nienna trocknete seine Tränen, doch auch sie hatte keine Antwort, nur das Gewissen, dass sie wie eine tröstende Mutter über ihn wachte. Und sie sang für ihn das Lied der Leides, das schon in das Schicksal der Welt gewoben war, noch ehe es sie gegeben hatte. Und Arve sang ein Lied von Nienna.
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Astor Duor
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Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 10

Und als Arve sich dann aus seiner ehrlichen Trauer erhob und seine Tränen trocknete, die Nienna gesegnet hatte, da wollte er wieder lachen und erinnerte sich des jüngsten der Valar, an Tulkas den Tapferen, der auch Astaldo genannt wurde. Schneller als jedes Pferd war er und stark im Kampfe gegen Melkors Dunkelheit. Das Kräftemessen und sein Lachen so glockenhell war bezeichnend für jeden, der ihn erblickte.
Arve hatte den Klang dieses Lachens nicht vergessen, es war ein fröhlicher Laut und darum fürchtete sich Melkor mehr davor, als vor jedem im Zorn gesprochenen Fluch über ihn.
Heiter ging Arve an einem Morgen aus der Binge, praktisch so, wie er aus dem Bett gestiegen war, denn er wollte, dass der Morgenwind ihm die Lebensgeister weckte und seinen Körper berührte. Frei und ohne Schwermut in seinen Gedanken lief er über eine Wiese und erfreute sich am Licht und am Gesang der Vögel. Immer schneller wurde er und aus den Augenwinkeln der Vergangenheit sah er den Valar, wie er ihn lachend überholte und zu einem Wettlauf einlud. Arves Augen funkelten und seine Beine trugen ihn schnell über die Hügel und Wiesen, so lange, wie der Wettkampf andauerte, dann war er erst recht munter und führte einen Ringkampf aus, sein Gegner war die Luft, doch machten seine Träume und Erinnerungen sie lebendig.

„Stark müssen wir sein, wenn wir dem dunklen Feind und seinen Dienern entgegentreten. Prüfe mich, prüfe meine Stärke und mein Geschick und ich will vor dir lernen.“

Sprach Arve dann und so übte er sich der Kunst des Körpers, bis er am Abend erschöpft und zufrieden den Heimweg antrat.
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Pale

Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 11

Bald darauf ging er in den Wald um sich an der Schönheit der Bäume zu erfreuen. Er wanderte nicht lang allein, denn bald schon erblickte er einen prächtigen Hirsch mit einem mächtigen Geweih, wie er durch den Wald schritt, fast so, als wäre er der König der Wälder und ihr Hüter. Arve erwies dem Tier Respekt und neigte leicht den Kopf und es wunderte ihn, daß der Hirsch gar nicht scheu wurde. Er legte eine Eichel nieder, die er vorher am Wegesrand gefunden hatte und bot dem schönen Waldgeschöpf als Gabe an.

In Gedanken an seinen Edelstein, der ihn einfach nicht mehr loslassen wollte, streifte er noch lange durch den Wald und als er auf eine helle und lichtdurchflutete Lichtung trat, da überkam es ihn und er tanzte dort, allein und unbeobachtet. Er wusste nicht wirklich wie ihm geschah, doch bald schon gefiel es den Winden im zuzuflüstern, daß Nessa sein Geschenk angenommen hatte. Nessa war also, Oromes Schwester und die Gemahlin von Tulkas, die den Wald liebte und in Valinor tanzte auf flinkem Fuß. Nun war Arve glücklich und ließ sich von ihrem Segen leiten, als er sich geschwind bewegte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

#26
Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 12

Nun kam aber die Zeit, daß er Orome ehren wollte, den großen Jäger der Valar, der schon einst die Elbenfürsten nach Valinor führte und der von den Monstern und dunklen Kreaturen Morgoths gefürchtet wird. Aldaron wird er auch genannt, der Herr der Wälder und sein Roß Nahar ist weiß am Tage und silbern im Licht des Mondes.
In Gedanken hört er den fernen Klang des großen Jagdhorns Valaróma und fast schon hypnotisch angezogen schwingt Arve sich auf sein eigenes Pferd und reitet tief in die Wälder hinaus, dem Ruf folgend. Unterwegs trifft er auf allerlei Monster, doch mit dem Mut eines Eldar bringt er sie nach und nach zur Strecke und preist laut Oromes Namen.

"Das Land soll nicht stöhnen unter der grausamen Last missgestalteter Geschöpfe mit schwarzem Herzen. Der Wald soll frei sein von dem uralten Übel des dunklen Schreckens..."

Viele Tage bleibt er fern von seinem Heim und streift durch die Wälder und verlassene Gegenden, erneut seinen Instinkt prüfend in der Jagd.

"Aiya Aldaron, sieh meine Taten, großer Jäger, blicke auf mich und leite mich."
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Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins â€" Teil 13

Und als er so weiter seines Weges durch die Wälder zog, da wurde er verlockt von einem wunderschönen Gesang. In seinem Herzen erkannte er, dass es eine klare und reine Stimme war, kein Zauberwerk, das ihn von den sicheren Wegen fortlocken wollte, denn es war der Puls des Waldes selbst. Zu seinen Füßen und den Hufen seines Pferdes erblühten alle Blumen und richteten ihre Köpfchen auf. Und auch die Vögel erhoben ihre Stimmen und brachten dem Licht ein Liedlein dar, der Wald war erfüllt von einem Erblühen als sei es der erste Frühlingstag nach einem langen Winter. Da musste Arve lächeln, denn er wusste, dass dies das Angesicht von Vána war, die Ewigjunge, Oromes Gemahlin und Schwester von Yavanna. Ihr zu Ehren wanderte er noch lange durch den Wald und summte zum Gezwitscher der Vögel und verlor sich in den Blicken zu den Blüten. Dies war wahrhaft gesegnet und er fühlte sich ach zu sehr an das schöne Valimar erinnert und er fragte sich, wann er jemals wieder das Licht erblicken würde. Das Portal hatte ihn weit fortgetragen von seinem Weg über den Ozean, doch eines Tages würde er wieder dort sein, das spürte er so sehr wie den Morgenwind.

Nun aber hatte Arve allen Valar gedankt, den Aratar, den hohen Acht, am meisten zu Ehren, doch auch den anderen unter ihnen, denn sie alle waren gesegnet von Eru Iluvatar und nur wenn er trotz aller Zwistigkeiten der Vergangenheit auch ihren Segen besaß, wollte er sein großes Werk vollbringen. Und von allen schätzte er Aules Rat am meisten. Doch gab es auch die Maiar, die Diener und Gehilfen der Valar und auch ihnen gedachte er auf seinem langen Weg.

Sein Herz klopfte laut, als er dann auf einem Hügel stand und gen Westen blickte, vor ihm brach das Abendrot die Kühnheit der hohen Wolken und erinnerte ihn der Schönheit von Eldamar und fast war es ihm, als erblickte er in der Ferne die Wimpel der weißen Türme von Tirion auf dem Túna. Und hinter ihm war schon die Nacht herangebrochen im Westen, doch keine trügerischen Schatten waren auf das Land geworfen, sondern klares und helles Sternenlicht, von Varda entzündet. Am deutlichsten aber sah er den Mond, der nicht verhüllt war. Arve Eshadomée erinnerte sich noch an die Zeit vor Sonne und Mond, als es nur das Licht der Sterne und die der zwei Bäume gegeben hatte und das Herz wurde ihm schwer wenn er daran dachte wie schön jene Zeit gewesen war. Doch er klagte nicht und fasste Mut für die neuen Zeiten, denn mit ihm wollte er das Schicksal verändern. Noch keiner aus Feanors Haus hatte je aufgehört diesen Weg zu gehen und so blickte er zum Himmel und hob seine Hand an sein Herz und bald hielt er einen reinen Edelstein vor das Antlitz des Horizonts, einen tiefgrünen Smaragd und in jenem Moment spürte er, wie die Welt den Atem anhielt und um ein Haar hätte er geblinzelt. Durch Raum und Zeit spürte er ahnungsvolle Blicke auf sich gerichtet. Er fühlte ein tiefes Feuer in sich brennen, das ein Teil seiner Seele war und wie alle von seinem Blute war er verwurzelt mit dem Gemmenschmieden und nun, nach drei Zeitaltern seines Lebens, war der Moment gekommen einen Smaragd von großer Macht zu formen, auf dass ein neues Licht erblühen würde, es war die Geburt eines Edelsteins...

((wird fortgesetzt))
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Die Geburt eines Edelsteins - Teil 14

In junger Zeit war ein Elb in das Land gekommen, das Seldaria genannt wurde und mit den Winden von Manwe und dem erkaltenden Atem des frühen Herbstes hatte ihn der Ozean hierher verbracht. Seitdem war kein Tag vergangen, an dem sich sein Handeln und das Streben seines Herzens nicht darum bemüht hatte den grünen Edelstein zu erschaffen und zu formen, der ihm einst gegeben war. Den Aratar und den anderen Valar zu Ehren hatte er sich ihren Segen erfleht und insbesondere den von Aule, dem er ja von Anbeginn als Priester diente. Nun war alles bereit, der Segen gesprochen und so richtete er sich die Schmiede ein, wie er sie für seine Arbeit benötigte und erbat sich die nötige Zeit der Ruhe von Freunden und auch von Togrim, damit ihm sein Werk gelingen möge. Das Werkzeug schien in seinen Händen zu glühen, doch tat es ihm nicht weh, seine grauen Augen verloren sich in den noch rohen Facetten des Smaragdes und auch wenn er nicht hoffen konnte neue Silmarilli zu erschaffen, so sollte dies dennoch ein Gefäß des Lichtes werden. Und so öffnete er das Fenster, bat Manwes Atem zu sich und das Licht des Westens und mit innerer Ruhe bekränzt erklang die Stimme weit fort bis in das Dorf hinein, als er einen Gesang in der alten Sprache anstimmte.

Ilu Ilúvatar en káre eldain a fírimoin
ar antaróta mannar Valion: Númessier.
Toi aina, mána, meldielto â€" enga morion:
talantie. Melko Mardello lende: Márie.
En kárielto eldain Isil, hildin Úr-anar.
Toi írimar. Ilyain antalto annar lestanen
Ilúvatáren, Ilu vanya, fanya, eari,
i.mar, ar ilqa ímen. Írima ye Seldaria.
Nan úye sére indo-ninyan símen, ullume;
ten sí ye tyelma, yéva tyel ar i narquelion,
íre ilqa yéva nótina, hostainiéva, yallume:
ananta úva táre fárea, ufárea!
Man táre antáva nin Ilúvatar, Ilúvatar
enyáre tari tyel, íre Aanarinya qeluva?


((Der Vater erschuf die Welt für Elben und Sterbliche
und er gab sie in die Hände der Herren: Sie sind im Westen.
Sie sind heilig, gesegnet und geliebt - außer dem Dunklen:
Er ist gefallen. Melko hat die Erde verlassen: Es ist gut.
Für die Elben erschufen Sie den Mond, doch für die Menschen die rote Sonne:
Welche schön sind. Allen gaben sie in Maßen die Gaben
Ilúvatars. Die Welt ist schön, der Himmel, die Meere,
die Erde und alles was in ihnen ist. Lieblich ist Seldaria.
Doch mein Herz ruhet hier nicht auf ewig,
denn hier ist Vergehen, und es wird ein Ende sein und das Schwinden,
wenn alles gezählt ist, und zuletzt alles erfasst wird,
aber es wird nicht genug sein, nicht genug.
Was wird der Vater, oh Vater, mir geben,
an jenem Tag jenseits des Endes, wenn meine Sonne vergeht?))


Andächtig hielt er den Gemmen gegen das Licht und erblickte all die Tage seines Lebens und er wusste jeder einzelne davon würde diesen Edelstein mit prägen. Die guten, wie auch die dunklen Tage seiner Vergangenheit würden die Facetten prägen, doch nichts prägte Arve so sehr wie seine Blutsverwandten und so wagte er den Schritt, der aus seinem Herzen sprach.

„Sehet, Noldo. Heute soll euch neue Ehre zuteil werden.
Führet mir die Hand bei meinem Werk.
Aule möge uns segnen.

Ich bin Arve Eshadomée,
Bruder von Celebrimbor Silberhand,
Sohn von Curufin dem Geschickten,
Sohn von Feanáro dem Feuergeist,
Sohn Finwes des ersten Königs.

Führet mir die Hand.“


Womit er seinen Stammbaum aufzählte bis zu den Tagen, in denen die Elben erschaffen wurden.
Und so wartete er voller Stolz und auch etwas aufgeregt, ob sich einer von ihnen zeigen würde. Sie alle waren zu Gast in den Hallen von Mandos, doch nun hoffte er darauf, dass sich einer von ihnen oder auch einer seines Vaters Brüder zeigen würde. Sicher hatte er seit langen Jahren oder gar in seinem ganzen Leben noch nichts vollbracht, was ihm wichtiger gewesen wäre, denn ihnen galt die Liebe und die Wahrheit seines Herzens.

Der Raum von Arve scheint ersteinmal leer zu sein, doch erhebt sich im Raum eine neue Präsenz ... Der Raum wird dunkler, nur Arve scheint noch in einer Art Lichtstrahl zu sitzen ... Doch dieses Licht kommt wohl nur aus dem Smaragd, genauso wie die Geräusche. Das Licht bricht sich in dem Stein und erhellt den Raum in funkelnden grün und gold. Ein leichter Windhauch geht ebenfalls durch den Raum und gräbt sich in Arves Haare, er mag die leise Brandung des Meeres von der Küste wahrnehmen können, das Schlagen des Hammers auf den Amboss wie auch das Rauschen von Blättern in den Bäumen, in Gedanken schwelgt er in der Vergangenheit und auch in manchen Traum wieder. Als er über sich blickt, scheint er den Sternenhimmel von Eldamar erleuchtet zu sehen in grün und gold ... Überall legen sich Facetten des Lebens in dem Raum nieder und erstrahlen selbigen im Glanz des Gemmen. So vergeht einige Zeit und Arve spürt diese stark vertraute Aura um sich rum, die sich scheinbar auf seinen Körper und Geist legen mag. So erklingt tief in seinen Inneren:

Mein Sohn Arve Eshadomée, Bruder von Celebrimbor Silberhand, Enkel Feanáro dem Feuergeist und Großenkel von Finwes des ersten Königs.


Und Arve hat das Gefühl, dass nun auch seine Hand durch die seiner Vorfahren geführt wird.

Was Arve wohl fühlt in diesem Moment ist unbeschreiblich, einerseits scheint sein Herz zu bersten vor Aufregung über diesen besonderen Moment, zum anderen empfängt er eine tiefe Ruhe in sich, als er die Nähe seiner Heimat und seiner Vorfahren fühlt. Er schaut hinauf zu jedem einzelnen der grün-golden leuchtenden Sterne am Nachthimmel, die er plötzlich im Facettenlicht des Edelsteins erkennen kann.
Sein Atem passt sich dem Geräusch der Brandung an, die er im Geiste vernimmt und unwillkürlich fällt er auf die Knie, als ihn die Macht einer einzigen Träne der Rührung zu bezwingen scheint.

"Mein Vater Curufin, wie sehr ich Euch vermisst habe seit den alten Tagen des ersten Zeitalters, als sich unsere Wege vorerst trennten. Euch gilt mein Handeln und mein Streben und nicht vergessen habe ich den alten Eid von Feanáro Feuergeist. Ihm zu Ehren...leitet mich an, darin soll nichts und niemand uns trennen, denn ein Stern leuchtet über der Stunde unserer Begegnung! Elen síla lúmenn' omentielvo!"

Und aus neuer Kraft erhebt er sich wieder und blickt zum Licht. Lange blickt er hinein und scheint zu erblühen unter dem Gefühl der Nähe seines geliebten Vaters. Andächtig drückt er den Gemmen an sein Herz, doch weiß er, daß es noch nicht vollbracht ist. Denn die Noldor erschaffen andere Edelsteine und selbst unter ihnen kennen nur sehr wenige das Geheimnis, wie man einen Edelstein erschafft, der das Licht der Welt aufnehmen kann. Doch nun, so hofft er, ist er unter den Augen seiner Vorfahren würdig, das Wissen zu erlangen. Er atmet tief ein und aus und platziert den Smaragd auf dem Amboss. Seine andere Hand greift zum Hammer und wiegt ihn in den Händen.

"Nun soll es vollbracht werden. Diesen Edelstein von schönsten Facetten bringe ich als Opfer dar, sein Staub soll es werden, aus dem das Silima erschaffen wird. Mein Vater...gebt mir Euren Segen und lasst uns gemeinsam Silima erschaffen um daraus einen wahren Gemmen zu erschaffen."


So spannt er sich an, lässt seiner Schmiedekraft freien Lauf und den Hammer auf den Edelstein niedergehen und hofft dabei, daß das Licht erhalten bleibt. Und er singt zu den Ainur.

"Ir ithil ammen Eruchín
menel-vîr síla díriel
si loth a galadh lasto dîn
ar Hîr Annûn Gilthoniel
le linnon im artano Aulendur!"


Wenn der Mond auf uns, die Kinder Erús, scheint
ein himmlisches Juwel aus Silber
dann stehen Blume und Baum schweigend
Oh Herrin des Westens, Sterne entzündend,
zu Dir singe ich, der gesegnete Diener Aules!


Der Raum erfüllt sich immer mehr mit Musik. Es wirkt als würden engelsgleiche Wesen die ganzen Impressionen, die in dem Raum derzeit liegen noch in eine Melodie eintauchen, die in Arves Herzen aufblümt. Ab und zu mag Arve einen Misston aus der prächtigen Overtüre vernehmen, aber doch gehören sie dazu. Sie werden Teil eines prächtigen Ganzen und erfüllen Arve voller Tatendrang.

So lass es uns vollbringen, mein Sohn ...

Die Welt, in die Arve nun eindringt ist noch lebendiger ... er spürt seinen Vater direkt bei sich, neben sich, in sich ... Wie die Hand sich auf Arves Hand legt und ihm Gleichklang den Hammer führt.

Nie im seinem Leben fühlte er sich vollkommener und als wahres Geschöpf von Eru Iluvatar. Konzentriert machte er sich an die Arbeit, ließ sich von seinem Vater leiten, er vertraute ihm völlig und verfiel in eine Art Wachtraum. So erfuhr er das Geheimnis seiner Ahnen um Silima und erschuf mit der Kraft seiner Hände und seiner Seele einen Edelstein, der das Licht der Welt einfangen konnte.

Er hoffte, daß er dergleichen noch öfter in seinem Leben würde vollbringen können, doch in diesem Moment war er einfach dankbar, erfüllt und glücklich. Und er hörte genau hin...was seine Ahnen flüsterten und fühlte hin, wie sein Vater seine Hand führte.

"Ich danke Euch!"

Und als es vollbracht war, musste er sich niederlegen und ruhen.
Was würde er wohl fühlen und vorfinden, wenn er erwachte? Waren vielleicht die Zwerge da um zu sehen, was er seit Tagen dort trieb ohne sich zu zeige? Oder spürte er noch die Anwesenheit aus der anderen Welt? Hielt er sein Werkzeug und den Gemmen noch in der Hand?

Arve erwacht nach einigen Stunden wieder in dem Raum und als er seine Augen aufschlägt schaut er an die Raumdecke und sieht noch immer ein Lichtermeer über sich ... Doch nun scheint es aus dem Edelstein zu kommen, den er mit Hilfe seines Vaters zusammen geschmiedet hatte und nun in seiner Hand liegt.

Arve fühlt sich innerlich vollkommen ausgeglichen. Es scheint als hätte er in Gedanken alles mit seinem Vater besprechen können, was ihm auf der Seele lag und sein Herz wissen wollte. Je länger er an die Decke schaute um so klarer sah er seinen Vater wieder vor sich ... In Gedanken vereint und ganz nah ...

Die Schmiede selbst war wie immer aufgeräumt und das Licht des selbsterschafften Edelsteins tunkte den Raum in ein grün-goldenes Licht ... Als Arve sich etwas aufsetzt und sich umschaut erblickt er einen Zwerg vor sich. Togrim blickte ihn mit besorgten Blick an und tätschelt den Elb leicht am Oberarm, so dass er wohl langsam wieder zu sich kommen soll.

Als sich sein Blick wieder kurz in der Ferne verliert und er wieder seinen Vater sehen kann, lächelt er glücklich, ehe er dann Togrim bemerkt und ihn anstrahlt, als er einen Schneidersitz einnimmt und den Edelstein in beiden Händen vor sich hält.

"Jetzt ist es vollbracht. Ist er nicht wunderschön?"

Voller Stolz betrachtet er das Licht des Edelsteins und er weiß jetzt schon tief in seinem Herzen, daß es keinen Preis geben kann, der das Stück seiner Seele, was dort mit eingeflossen ist, benennen könnte. Wie alle Noldor liebt er das Werk seiner Hände, auch wenn es jenen aus Feanor Haus auch schon oft auf schwere Wege führte, doch dieser Edelstein gehörte Arve Eshadomée.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Der Gartenzaun

Arve hatte einen Auftrag bekommen, für den er samt seiner transportabeln Ausrüstung nach Weilersbach geritten war. Es war eine ganz neue Art von Arbeit, denn er sollte einen Gartenzaun bauen. Mit dem Auftraggeber hatte er besprochen, wie er in etwa aussehen sollte.
Als sie sich über alles einig waren, ging Arve dann das Grundstück ab, das eingezäunt werden sollte. Er nahm Maß an Flächen, Längen und Weiten und prüfte dann auch die Beschaffenheit des Bodens, damit er das richtige Fundament legen konnte. Vor allem aber sollte der Zaun auch harmonisch zum Rest der Umgebung der sanften grünen Hügel von Weilersbach passen. Er machte sich auch gleich ein paar Notizen und Skizzen dazu.
Danach suchte er sich am Waldrand einen geeigneten Baum, er wählte ein hellmaseriges Ahornholz. Dann nahm er seine größte Axt zur Hand und machte sich an die schweißtreibende Arbeit den Baum zu fällen. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Baum dann knapp über dem Erdboden geschlagen war. Vorsichtig zupfte er die noch lebenden Eicheln ab und vergrub sie an verschiedenen Stellen im Wald, damit der Baum dennoch weiterleben konnte und er bat Yavanna Keméntari seine Tat zu segnen.
Dann erst kehrte er wieder zum gefällten Baum zurück und entfernte die Seitenäste und das Laub von ihnen. Nun zeichnete er mit Kreide Striche an den entsprechenden Stellen zur Markierung an den Stamm, damit er gleichmäßig lange Holzlatten daraus gewinnen konnte. Er teilte den Stamm in mehrere, gleichgroße Segmente mit seiner Axt. Dann schälte und hobelte er die Rinde an und ließ das bloße Holz dann eine Weile trocknen, damit es sich bei der weiteren Verarbeitung nicht zu sehr verfaserte.
Nun musste er noch präziser vorgehen die einzelnen Holzlatten aussägen. Er würde laut seinen Abmessungen recht viele benötigen, also arbeitete er sehr sparsam mit dem Holz und verschwendete auch die Ã,,ste nicht, sondern zersägte auch sie wann immer möglich zu kleinen Fragmenten für den Zaun, zum Beispiel für Seitenverstrebungen.
Er legte sie der Reihe nach und nebeneinander aus, kontrollierte ihre Breite, die Höhe und Stabilität. Manche musste er aussortieren, bei anderen musste er ein weiteres Mal mit der Säge ran, um nachzubessern. Er benötigte viel Geduld, doch die Arbeit bereitete ihm auch Freude und selbst am Tagesabend, gebadet in Sägespänen und Schweiß seiner Mühe, sah man ihn noch lächeln. Viele Abende saß er dann am Lagerfeuer und zog sich im schwindenden Licht kleine Holzsplitter aus den Händen, ohne sich zu beklagen.
Irgendwann hatte er dann genug Zaunlatten beisammen, sowie eine vorsorglich angelegte Reserve. Zusätzlich hatte er auch die Zwischenstützen schon geschreinert, die er auf die Fundamentfüße setzen würde. Er wartete dann bis zu einem Tag, an dem es vorher geregnet hatte und die Erde ein wenig weicher war als sonst. Mit einem Spaten grub er dann nach und nach tiefe, aber schmale Löcher in regelmäßigen Abständen an den Grenzen des Grundstücks entlang. Er nahm dazu Maß mit großen Schritten, hielt wiederum an und grub ein weiteres Loch in die Erde.



Nun machte er sich an die Arbeit mit seinem anderen Material. Während der Tage, in denen er das Holz bearbeitet hatte, hatte er sich entsprechend in Fürstenborn mit Material für die Gusseisenteile eingedeckt. Nun goss er die Fundamente mit langen Spitzen für den Boden. Sie mussten natürlich genau über die Füße der Mittelstreben des Zauns passen. Er steckte sie zusammen und befestigte sie dann mit groben Schrauben, dann drückte er sie tief in die Erde. Nun standen die Eckpfeiler bereit und er wartete, bis ein paar sonnige Tage den Boden trockneten und das Fundament genug verhärteten. Er prüfte ihre Stabilität mehrmals, lehnte und stemmte sich dagegen bis er sicher war, dass auch spielenden Kinder und Unwetter den Zaun nicht würden umwerfen können.
Nun wandte er sich erneut seinen Zaunlatten zu. Sein Auftraggeber hatte sich Verzierungen gewünscht und die sollte er natürlich auch bekommen. Er nahm kleine Hobel zur Hand und schnitzte in jeden Kopf der Latten das gleiche, sich widerholende Muster mit kleinen Bögen, Tropfen und Schlingen. Nach einigen Stunden Arbeit musste er öfter die Augen zusammenkneifen und pausieren, um seinen Händen etwas Entspannung zu gönnen, damit er nicht irgendwann nachlässig wurde bei den Mustern. Schließlich war auch dies getan, nun rieb er das Holz mit einer speziellen Lasur ein, die dafür sorgen würde, dass es weiter witterungsfest bleiben würde. Dafür rührte er eine Lasur an, die dem Schutzmechanismus einer gesunden Rinde sehr ähnlich war. Damit behandelte er das Holz und ließ es erneut trocknen. Anschließend legte er immer die gleiche Menge an Zaunlatten parallel mit der Vorderseite nach unten ins Gras und legte Querverstrebungen an, die er ja aus den Seitenästen gesägt hatte. Diese nagelte er dann vorsichtig fest, bis sie ganze Zaunfragmente ergaben. Mit Eisenbeschlägen hängte er sie dann zwischen die Hauptpfeiler und schon sah es nach einem fertigen Zaun aus. Nun fehlte aber noch das Gartentor. Er nahm sein restliches Material an Gusseisen und beschäftigte sich dann sehr lange damit, die Grundform zu gießen und dann ein ansprechendes Muster zu formen, passend zu den kleinen Verzierungen am Holz. Es wurde nicht besonders groß, da es nicht in einem Missverhältnis zum restlichen Zaun stehen sollte, dafür war es aber reich verziert.



Dann brachte er noch einen beweglichen Griff zum Öffnen und Schließen an und gab sich besonders viel Mühe mit den Scharnieren, die das Tor mit dem Zaun verbanden. Anschließend setzte er alles zusammen und versetzte dem Tot mit einer Sandpapierpolitur noch den letzten Schliff. So sprach er dann den Segen Aules über sein fertiges Werk und freute sich, dass er dem Auftraggeber das Ergebnis präsentieren konnte. Er hoffte, er wäre zufrieden mit seiner neuen Gartenbegrenzung.
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Glas und Kristall â€" Zwei rote Schätze

Nun konnte sich Arve endlich darum kümmern, Nessas Auftrag auszuführen, den er sehr gern angenommen hatte. Sie wartete ja nun schon eine ganze Zeit darauf und hoffte daher, dass sie mit dem Ergebnis zufrieden sein würde. Sie hatte ihm eine Skizze gezeigt und ihm erzählt, was genau sie sich wünschte. Daher hatte Arve darüber nachgedacht, wie er dies am besten bewerkstelligen konnte. Mit Naturstein wie Kristallen arbeitete er ohnehin sehr gern und so hatte er sich auch ein paar eigene Ideen aufskizziert. Er sollte zwei Gegenstücke aus einem völlig unterschiedlichen Material herstellen, darin lag wohl die größte Herausforderung bei diesem Unterfangen. Den eigentlichen Kristall hatten sie dafür extra aus einer Höhle in den schneebedeckten Bergen beschafft, was mit großem Interesse von vielen Leuten begleitet worden war. Doch immerhin hatte Aule diesen Kristall auf seine Bitten hin aus dem Schoß der Erde freigegeben und Arve fühlte sich deshalb wahrhaft gesegnet.

Er begab sich in eine Meditation und stimmte sich auf seine Arbeit ein. Dabei legte er das Material vor sich und sprach sanfte Segnungen darauf, hin und wieder berührte er damit seine Hände, seine Stirn und seine Lippen. Er verinnerlichte sich den Aufbau eines Kristalls vor seinem geistigen Auge. Da war das Kristallgitter der Einheitszelle Der Festkörper hatte keine innere Ordnung so wie Glas, dies war der elementare Unterschied zwischen den beiden Stoffen, auf die er sich gerade einstimmte. Der Kristall war amorph, voller Kristallite, wie er feststellte, seine dreidimensionale Translationssymmetrie hatte mehrere Struktureinheiten, was ihm ursprünglichen Kristall nahe war, aber seine Aufgabe erschwerte, da er sich umso mehr von Glas unterschied. Dennoch verspürte er Freude darüber, so ein wertvolles Kleinod der Erde vor sich zu haben.
Arve betrachtete und befühlte den Habitus. Die Tracht ähnelte dem typischen, sechseckigen Eiskristall. Anders als Kochsalzkristalle war dieser hier nicht würfelförmig angeordnet. Selbst die Gitterfehler fehlten nicht und gaben diesem Kristall den von seinen Korngrenzen geprägten Charakter.


Die Struktur

Er fühlte sich tiefer hinein in das Flüstern der Erde und spürte selbst noch die Geburt dieses Kristalls, wie die Temperatur einst, vor vielen Jahren, langsam unter den Schmelzpunkt sank und die inneren Teilchen träge wurden, so dass sie sich in ihren Schwingungen nicht mehr gegenseitig aufbrachen. So kam es zur Bildung des ersten, einheitlichen Gitters, womit sich der Grundstoff über die Nahordnung des Glases hinweg hob. Im Grunde waren Glas und Kristall Geschwister, aus den selben Wurzeln, nur war der Kristall reifer und weiter entwickelt. In exergonischer Entropie entstand schließlich der Kristallkeim, der wuchs, je kälter die Region dieser Höhle wurde. Dies war dann in all seiner Feinheit der Entwicklung auch der endgültige Knotenpunkt zwischen Glas und Kristall. Wäre die Temperatur damals schnell abgefallen, wäre ein Glas entstanden, doch war der Prozess genau so angeordnet, dass die Kristallisation an mehreren Stellen gleichzeitig einsetzte, weshalb er nun einen Polykristall in den Händen hielt.


Der unfertige Naturkristall

Nun, da er die Wahrheit des Kristalls erfasst hatte, nahm er seine Werkzeuge zur Hand, während helles Kerzenlicht den sternenerfüllten Abend über Hammerhütte wärmte. Durch seine Meditation waren seine Glieder ein wenig steif und kalt geworden, also stand er auf, hielt seine Hände an das Feuer und blickte auch hinein. Der holzige Duft des Feuers und einiger Tannennadeln drang in sein Innerstes ein und dann fühlte er sich bereit. Er hatte spezielle Schleifschieben als Werkzeug, die flexibel waren, damit sie den Kristall nicht verletzten, sollte er zu fest aufdrücken, er musste die Facetten formen, ohne sie zu zerkratzen, aber er hatte da ein spezielles Material auf seinen Schleifsteinen verschiedener Größe. Einige davon waren so filigran, dass er sie gerade in der Hand festhalten konnte. Er seufzte kurz wehmütig, denn er dachte daran, dass es ihm als Jugendlicher leichter gefallen war mit diesen Werkzeugen umzugehen, nun hatte er die rauen Hände eines erwachsenen Mannes, der jeden Tag am Schmiedefeuer stand. Er arbeitete sich voran, nahm zunächst den ersten Korn (wie man dieses Schleifutensil nannte) und erst als dieser keine weiteren Feinheiten mehr hervorbringen konnte, griff er zum nächstfeineren Korn. Zwischen den Schritten säuberte er den Kristall immer wieder. Keine Reste und Splitter stachen ihm dabei in die Haut. Er saß etwas gekrümmt auf einer Holzkiste, dem Kerzenhalter zugewandt und hatte ein Bein schräg über das andere gelegt, während er angestrengt die Augen zusammenkniff und mit ruhiger Hand Schicht um Schicht neu abschliff, bis er mit der Struktur und dem Glanz der Facetten zufrieden war. Dann nahm er noch eine spezielle Kristallsalbe dazu, die er dem Geheimrezept seiner Familie nach zusammengemischt hatte. Es war nur eine kleine Schale dieser weißen Creme, aber der Inhalt war zusammengesucht aus besonderen und nicht leicht zu findenden Zutaten, wobei natürlich die Gebete zu Aule erst alles zusammenfügten. Er bewahrte sich diese alten Traditionen, die er von seinem Vater einst beigebracht bekommen hatte. Es war wie ein Ritual gewesen, als er in das Mannesalter kam.
Ein feiner roter Staub lag irgendwann auf seiner Haut und auf dem Arbeitstisch. Nachdem er grob den Trockenschnitt vorgenommen hatte, holte er seine Wasserschalen. Er wärmte sie ein wenig an, da das Brunnenwasser von draußen zu kühl war und den empfindlichen Kristall, da er bar seiner schützenden Haut lag, nur verletzen würde. Für eine größere Glätte im Endergebnis machte er sich dann an das komplizierte Werk, die nächsten Facettenschliff in den Schalen vorzunehmen, wobei jedes Wasser eine andere Temperatur hatte, die dem jeweiligen Schnitt entsprach. Je kälter das Wasser war, desto feinere Schnitte galt es zu tun. Am Ende betrachtete er den Kristall wieder und wieder gegen das Licht. Seine bisherige Arbeit hatte mehrere Abende in Anspruch genommen, doch die letzten Schritte musste er bei Tageslicht angehen, denn nur im Sonnenlicht konnte er die minimalsten Unreinheiten noch erkennen. So nahm er kleine Kratztücher zur Hand und polierte die Facetten allesamt mehrmals. Dafür zog er sich allerdings Handschuhe über, denn in den ordinär klingenden Kratztüchern befanden sich kleine Diamantensplitter, die er nicht in seine Finger drücken wollte. Schließlich war der Kristall dann fertig bearbeitet und Arve atmete durch, gönnte sich einen halben Tag Pause und legte den fertigen roten Kristall in eine mit Samt ausgelegte Schatulle.
Für den Glaskristall hatte er sich auch genug Material aus der Höhle mitgenommen. Er erwärmte den durch Kälte und Druck entstandenen Grundstoff und machte ihn so formbar. Dann schnitt er mit feinen Werkzeugen die grobe Form schon einmal zurecht. Nun sah der Glaskristall erst einmal ein wenig kleiner aus, aber das würde sich im Laufe seiner Arbeit ja noch ändern. Nun erhitzte er den Glaskristall an seiner stabilsten Stelle punktual mit einem Eisenstäbchen, bis sich eine kleine Rille gebildet hatte, in die er seine Blashalme einführen konnte. Anders als bei dem anderen Kristall nahm er hier zuerst das feinste Werkzeug und führte es ein, dann hauchte er ihm seinen Atem ein, zunächst mit kaum spürbarem Druck, dafür aber mit höchster Konzentration. Die nun ständig andauernde Hitze, in der der Kristall lag, versengte ihm seine Augenbrauen ein wenig und rußte seine kribbelnde Haut, doch anders konnte man dies nicht bewerkstelligen, also nahm er sich zusammen und konzentrierte sich weiter. Mit der Zeit konnte er dann größere Kraft in die Puste legen, da die innere Komplexität des Glases bereits geweitet war und einen Hohlraum hatte. Irgendwann musste er dann schon fest in die Röhrchen blasen, bis seine Wangen sich anfühlten, als hätten sie dauerhaft die doppelte Größe angenommen. Immer wieder veränderte er den Winkel und achtete auf die richtige Temperatur und den Druck. Zum Vergleich wurde immer wieder der andere Kristall daneben gehalten, es sollte ja durchaus ein Duplikat sein.
Schließlich hatte der Glaskristall dann auch die richtige Form und er vollzog auch an ihm die Politur mit der Spezialpaste.


Der fertige Kristall für Nessa

Am Ende hielt er jeweils einen fertigen Kristall in einer Hand. Der Glaskristall fühlte sich natürlich wesentlich leichter an, doch beide waren das Werk seiner Hände. Er war froh, dass er es vollbracht hatte und bewunderte ihre Schönheit.
„Aule, ich danke dir.“ Sprach er noch, ehe er sie in eine Schatulle lag, die Nessa sich abholen würde und trennte sich somit schweren Herzens innerlich von den beiden roten Schönheiten.
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Ein Hammer als filigrane Brosche für die Botschafterin

Arve machte sich an die Arbeit, er wollte das Anliegen der Botschafterin natürlich schnell in die Hand nehmen und er freute sich, dass er ein offizielles Schmuckstück für Hammerhütte anfertigen durfte. Mittlerweile fühlte er sich recht heimisch und verwachsen mit dem Dorf und wie üblich war er mit vollem Eifer bei seiner Arbeit dabei. Die Dame Cyrei hatte ihm dabei fast gänzlich gestalterische Freiheit erteilt, es solle nur zu ihrer Goldbörse passen.
Für ihn als Handwerker war natürlich das Material als Grundstoff wichtig, ganz unabhängig von Preisen, einige kamen nicht in Frage für eine Brosche, weil sie zu grob waren.
Nach einigem Überlegen entschied er sich dann für Feinsilber mit Weißglanz. Er nahm etwa drei Finger breit Silber und teilte es dann mit einem feinen Meißel ab. In einer speziellen Schale, die er mit einem fleeceartigen Tuch bedeckte, erhitzte er nun das Silber schonend und langsam. Anschließend legte er das Tuch beiseite, er würde es später noch benötigen.
Auf einem vorher sorgsam gereinigten und gesegneten Arbeitstisch baute er dann alles auf, stellte die Schale ab und beträufelte die Tischfläche mit Wasser.

Er hatte sich ein paar Gedanken über die Form gemacht, die die Brosche hinterher haben sollte, erst dachte er an eine ovale Grundfläche mit einer freskenartigen Prägung, aber das erschien ihm für eine Dame als zu grob, also entschied er sich am Ende doch für die aufwändigere Variante: Er teilte das Silber weiter auf und formte zunächst zwei dünne, walzenartige Griffe der stilisierten Hämmer. Die beiden wurden exakt gleich lang und völlig rund. Arve ließ sie dann auskühlen und brannte danach mit einem breiten, heißen Draht rillenartige Vertiefungen in die Stiele, die er sorgfältig auspolierte und dann wiederum abkühlen ließ. Gleich im Anschluss formte er das restliche Silber zu zwei leicht unterschiedlich geformten Hammerköpfen, die er in Größe und Gewicht an die Stiele anpasste. Die Brosche sollte harmonisch an der Kleidung liegen und keine Falten werfen, daher war ihm das wichtig. Zunächst waren auch die Köpfe rein silbrig, doch weil er vorhatte das zu ändern, nahm er wieder seinen heißen Draht zur Hand und formte kleine Paneele hinein, die noch befüllt werden würden.



Als er jeweils mit dieser Arbeit fertig war, hatte er nunmehr zwei ähnliche kleine Silberhämmer. Nun rührte er eine Art speziellen Talg an, dem er Obsidianpulver beimischte, bis es tiefschwarz wurde. Die Mischung wurde schnell hart, deshalb verstrich er sie schnell auf den Köpfen, bis sich ein gleichmäßiger Lack gebildet hatte, der schnell hart wurde und den Hämmern ihre Form und eine matte Eleganz verlieh.
Nun wurden die Paneele und Rillen verfeinert und bestückt. Für einen aufhellenden Kontrast nahm er kleine Perlenschichten und Bergkristallsplitter und presste sie zu kleinen, pastillenartigen Stücken zusammen, die sehr stark schimmerten und das Licht am Silber einfangen sollten. In winzigen Mengen nahm er es und füllte die Rillen damit auf, so auch die Paneele an den Köpfen. Es war eine sehr kleinwierige Arbeit, die ihm viel Konzentration abverlangte. Anschließend fuhr er mehrmals mit einem Seidentuch über alle Oberflächen, um minimale Kanten und Unebenheiten zu entdecken, die er dann sorgfältig abfeilte.

Nun war er soweit, dass er die beiden Stücke verbinden konnte. Er legte sie aneinander und korrigierte mehrmals den Winkel, den sie zueinander einnehmen sollten. Als er sich dann festgelegt hatte, schmolz er die Stellen jeweils an und drückte sie dann fest zusammen, doch er dosierte den Druck so, dass sich das übrige Feinmetall nicht verzog. Erst als die beiden Teile fest zusammenhielten, nahm er sein Silberfeinstaubtuch vom Anfang und polierte das ganze Werk damit noch einmal und ließ es im Licht kaum merklich schimmern.

Auf der Rückseite befestigte er dann noch ein feines Röhrchen, das die Nadel zum Anstecken wurde. Er teilte damit den Winkel zwischen den Hammerstielen, damit man sich das Schmuckstück waagerecht anstecken konnte. So kam seine Arbeit zu einem Ende und er freute sich daran, bat Aule um den Segen für sein Werk und ganz Hammerhütte, dessen Symbol er nun in eine Schatulle legte, um es an die Botschafterin zu geben, die bereits darauf wartete.

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Die Lichterkette

Er hatte einen Auftrag von Miana bekommen und er freute sich, daß sie nach ihrem anfänglichen Streit in der Kristallhöhle nun wieder gut miteinander auskamen. Sie sorgte sich scheinbar um die Sicherheit von Weilersbach und wollte daher eine Lichterkette aus leuchtenden Edelsteinen haben, die mit Magie anzeigen konnten, sollte jemand dort vorbeikommen. Er wusste nicht, wie sie die Kette aufspannen wollten und wo genau, aber er war schon gespannt auf das Endergebnis. Seine Arbeit würde zum Schluss auch noch verzaubert werden müssen, doch erst einmal kam es natürlich darauf an, daß er ihr die Edelsteine geben konnte.
Seine Aufregung war nicht gering, denn es ging nun um Edelsteine, die wohl jedes Noldor-Herz dazu brachten schneller zu schlagen.

Er fädelte sich eine lange Schnur aus Pflanzenfasern, die zusammengedreht stabil und reißfest waren. Vielleicht wollte seine Auftraggeberin noch etwas anderes haben, aber erst einmal würde er diese benutzen. Jetzt im Winter war es natürlisch schwierig die entsprechenden Pflanzen in ausreichender Menge zu finden, aber er begab sich auf ausgedehntere Spaziergänge und kam dabei auch auf die Idee kleine Rindenfasern zu verwenden. Er schnitt und hobelte sich eine entsprechende Menge ab und ließ sie vor dem Kamin ein wenig trocknen, dann drehte er sie zusammen und festigte sie mit etwas Tannenharz, das er auch aus dem Wald mitgenommen hatte.

Sein zweiter Arbeitsschritt war dann das Erschaffen und Schleifen der kleinen leuchtenden Edelsteine. Sie würden unterschiedliche Farben haben und ebenso unterschiedliche Formen, so vielfältig und schön wie Schätze der Erde schon immer waren. Arve suchte sie mit Sorgfalt aus und achtete darauf, daß sie alle in etwa die gleiche Größe hatten. Sie sollten kleinen bleiben und die Lichterkette insgesamt nicht allzu sehr beschweren. Er hatte auch keinen allzu großen Preis vereinbart, um genau zu sein wusste er noch nicht einmal, ob seine eigenen Kosten dadurch gedeckt werden würden, aber im Grunde machte er sich keine allzu großen Gedanken darüber.

Nun kehrte er wieder ein in die vorbereitende Meditation, er suchte die Nähe zu Aule, seinem beständigen Herrn aus Valimar. Er betete für Kraft und das Gelingen seiner Arbeit an den Kindern aus dem Schoß der Erde. Und er gedachte der Lehren seines langen Lebens, an die Geheimnisse der Noldor, die ihm nach und nach offenbahrt wurden. Er nahm die Werkzeuge in seine pulsierenden Hände und erschuf wieder Silima, um daraus die aus eigenem Licht leuchtenden Gemmen zu erschaffen, wie sein Vater es ihn gelehrt hatte. In jenen Stunden war er wie in einer konzentrierten Trance. Stimmen aus alten Zeiten berührten ihn und Echos von jenseits Ardas Gestaden sprachen in seinem Geist.

Yé ea ve inye intyane. Pertorninya mere soi esta nin, sinanen ve ilqainen. Etvanyo-tye ar envanyo mentyanna. Tíro, per-toron! Sina ná aika ala lambetya. Kose er lú atta mapa haryanya ar i meles atarinyo ar nai metyava Noldoron mine man mere ná mólaturo.

Edle Worte von Stolz, gesprochen im Tirion auf dem Berg des Túna von seinem Ahn. Arve erschuf die Steine nicht mit Magie, sondern mit Erinnerungen und dem Licht. Stein für Stein entstand so aus seinem Schaffen, sie pulsierten und schimmerten strahlend schön und rührten sein Innerstes. Er reihte sie auf an seiner Pflanzenfaserschnur und betrachtete das Ergebnis von dem ersten Stück der Lichterkette. Ein Stück seiner selbst war in ihr festgehalten. Viele Jahre mochten noch kommen und viele Werke würde Arve Eshadomée vielleicht noch schaffen, doch nicht mehr diese, denn sie würden einzigartig bleiben.

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Das Diamant-Pendant

Atheron Schattenfell aus Fürstenborn war zu ihm gekommen, hatte ihm einen Diamanten und eine Schmuckfassung dagelassen, damit er darauf ein fertiges Werk schaffen solle.
Er arbeitete noch an den anderen Aufträgen, die er vorher angenommen hatte, anschließend säuberte er die Bingenwerkstatt, fegte die Holzspäne beiseite und widmete sich dann dem Material, das man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Doch schon als er es aus den weichen Tüchern wickelte, in denen er sie aufbewahrte, kam ihm etwas daran nicht richtig vor. Es waren seine Hände, wie er feststellte. Vom Bau am Wall und der vielen groben Arbeit bei der Aufbesserung der Ausstattung des Dorfes, hatten sie gelitten, sie waren müde und sahen aus wie die eines alten Mannes, jedenfalls erschien es dem Elb so. Er schüttelte den Kopf und wickelte den Edelstein wieder ein.
Er musste sich vorbereiten und einstimmen, so wollte er nicht an Aules Schätzen zu werke gehen, er fühlte sich nicht angemessen in seiner jetzigen Erscheinung. Also nahm er erst einmal ein Bad, legte seine Hände dann in eine schale mit lauwarmen Wasser, das er mit Kräuterölen vermischt hatte. Er ließ die wohltuende Wirkung auf sich übergreifen und trug dann einen Balsam unter stillen Gebeten auf. Erst nach einer Nacht der Ruhe, in der seine Hände gesalbt und bandagiert auf seiner Brust gelegen hatten und Träume von seinem bevorstehenden Werk auf ihn eingeflüstert hatten, erwachte er bereit, sich der Herausforderung zu stellen.
Nun kehrte er in seine Werkstatt zurück, legte Diamant und Schmuckfassung bereit und segnete den Ort, erbat Aules Beistand für sich und sein Tun.
Er betrachtete zunächst die Fassung, berührte sie mit den Fingerkuppen und fühlte ganz genau, horchte dabei auf seine innere Stimme, dann kam ihm langsam das Gefühl für die wahre Natur dieses Materials.
Es handelte sich grundsätzlich erst einmal um ein Edelmetall. Es war ein wahrer Schatz Aules, Manwes Atem würde sie nicht verzehren. Er fand darin Weißgold, also eine Mischung aus Feingold und Palladium, einem Platin, die durch eine Legierung verschmolzen waren. Natürlich war das alles gar nicht so einfach in seiner ganzen Komplexität zu ermitteln, was er da in den Händen hielt, die Fassung war nicht punziert, also musste er weiterhin auf seine Augen und seine Hände vertrauen, denn nur wenn er wusste, was genau er dort in den Händen hielt, konnte er es richtig bearbeiten. Es war nicht nur Weißgold, da gab es auch einen deutlichen Silberschimmer. Er prüfte die Härte und die Vermischung der Legierung um auszuschließen, dass darin Alpaka enthalten war. Es schien sich eher um goldplattiertes Silber zu handeln. Nun wusste er, womit er es zu tun hatte. Er polierte die Fassung und brachte sie mit seinem Feinwerkzeug in die richtige Form, die natürlich dem Diamant angepasst sein musste. Der Diamant würde das Herzstück des Pendants werden und so musste sich die Fassung seiner zentralen Rolle beugen. Arve nahm kleinste Vermessungen vor und ließ sich dabei auch ein gutes Stück von seiner Intuition leiten. Er hatte die Erfahrung vieler Zeitalter zu eigen und verließ sich darauf, dass er die Größenverhältnisse richtig einschätzte. Er verlieh der Halterung eine geschwungene Form mit leichten elbischen Anleihen, doch er nahm sich vor, die ursprüngliche Form nicht allzu sehr zu verändern, weil er ja nicht wusste, ob es seinem Kunden Atheron wohl recht wäre, wenn er die Fassung am Ende gar nicht mehr wiedererkannte. Dennoch flossen viele Stunden Arbeit in die Formung der Halterung und der Feinpolitur. Dann rührte er ein spezielles, durchsichtiges Material an, das er auf die fertige Fassung zaponierte, damit es länger glänzte und von äußeren Einflüssen geschützt wurde, es sollte ja auch nach längerer Zeit noch strahlen und funkeln.
Nun widmete er sich dem Diamanten.



Er war an sich schon so perfekt Aules Reich entsprungen, dass es ihm fast als Anmaßung vorkam ihn noch verbessern zu wollen. Doch er ahnte, dass Atheron eigentlich einen Brillianten haben wollte, also würde er ihn schleifen, damit er auch genau zum Gesamtbild und in die Fassung passen würde.
Zunächst kümmerte er sich um die Rondiste. Er passte sie haarklein der Fassung an und dazu war der größte Anteil der Schleifarbeit erforderlich. Natürlich war der Diamant sehr schwer zu bearbeiten, weil er so hart und rein war. Arve musste seine besten Werkzeuge und einige Gebete zu Hilfe nehmen, um ihn schließlich in die passende Form zu bringen. Daran angepasst gestaltete er die Krone des Diamanten, nun waren die Ausmaße schon definiert und er passte sie in einem Schliffmuster an die Rondiste an. Ganz zum Schluss befasste er sich dann mit der Tafel, der dem Beschauer zugekehrte, große Mittelfacette des Oberteils. Der Schliff der Oberseite musste perfekt glatt sein, es war der berechtigte Anspruch des Kunden, dass das Licht sich gerade darin einfangen konnte, ohne sich zu zerstreuen.
Beide Teile an sich waren nun fertig, nun musste Arve sie noch miteinander verbinden. Es waren Unterschiedliche Materialien, Edelsteine und Feinmetall, es lag nicht in ihrer Natur sich dauerhaft und unmittelbar miteinander zu verbinden, also legte er sie ins Licht des Tages, dem Westen zugewandt und meditierte. Er ließ dem Schmuckstück Zeit, eins zu werden. Zunächst lagen sie etwa einen halben Schritt voneinander entfernt. Nach und nach verringerte sich die Distanz zwischen ihnen, der Noldor schien es regelrecht zu sehen, auch wenn in der faktischen Realität natürlich rein gar nichts passierte.



Für Außenstehende mochte es so aussehen, als ob der Elb einfach stundenlang im Schneidersitz verharrte, nach Westen blickte und schließlich dann ganz unvermittelt den Diamant nahm und ihn unter einem fremd klingenden, sanften Gesang in die Fassung einfügte. Er neigte den Kopf und erhob sich dann, seine Arbeit war getan, nun musste er Atheron benachrichtigen.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Das Schwert der Ehre

Schon beim Tunnelbau hatten sie darüber gesprochen: Henrys Schwert, gefertigt von Togrim, sollte nun noch eine weitere Zier erhalten. Es ging um eine Runeninschrift, ein Symbol des Gottes Torm und wenn möglich zudem das Binden einer jenseitigen Kraft. Arve hatte die Herausforderung angenommen und stellte sich nun seiner Arbeit.
Lange überlegte er, wie er dieses besondere Werk am besten angehen sollte. Doch schließlich kam er zu der Überlegung, dass es Aule am wohlgefälligsten sein musste, wenn er sich für den Anfang auf die gute Arbeit des Handwerks mit Fleiß und Schweiß konzentrierte, wie man so schön sagte.
Togrim hatte ihm natürlich eine hervorragende Grundlage bereitet, als er den Zweihänder so kunstvoll nach Zwergenart geschmiedet hatte. Die Klinge war aus gutem Eisen gefertigt und die Parierstange war goldbeschichtet. Arve nahm das Schwert in beide Hände und betrachtete es, ließ das Gewicht auf sich wirken. Es war die Waffe eines edlen Recken, der für das Licht kämpfte, er konnte es spüren, beinahe sah man es ihr an, sie war seinem eigenen Zweihänder nicht unähnlich.
Er betrat am Morgen eine saubere, aufgeräumte Schmiede und bereitete alles vor, wie üblich mit dem Segen eines Morgengebetes auf den Lippen. Dann heizte er das Feuer an und betrachtete im Licht nahe des Ofens die Skizzen, die Henry ihm mitgegeben hatte.
Das Symbol Torms war ein silberner Handschuh, wie von einer Ritterrüstung. Nach relativ kurzer Betrachtung war er sich mit sich selbst einig, dass er dieses Symbol am Knauf anbringen würde â€" und zwar aus Silber.



Das würde dem Bild gerecht werden zudem einen schönen Kontrast mit der Goldverzierung abgeben, es sollte ja auch gleich ins Auge fallen. Desweiteren mochte Arve die symbolische Bedeutung, denn die Hand seines Gottes und die Hand Henrys, der die Waffe führen würde, wären sich dann im übertragenen Sinne sehr nahe. Nicht alle maßen dieser Symbolik irgendeine Bedeutung bei, doch für den Elb war es ein Teil seiner spirituellen Perspektive, mit der er sich und die Welt wahrnahm.
Dann waren da noch die anderen Runen: "Erlösung, wahre Reinheit wird nur durch den Dienst gewonnen".
Eine große Bedeutung, ohne Frage. Er würde sie am Schwertgriff anbringen und dort sorgfältig einarbeiten, bis hinauf zur Parierstange, vielleicht würde er sogar einen Kreuztext daraus machen, den man von unten nach oben und dann anschließend waagerecht lesen würde.
Erst einmal nahm er sich also einen seiner Stichel, das Gravierwerkzeug, mit dem er üblicherweise Verzierungen dieser Art vornahm. Er hatte Stichel mehrerer Größen und Feinheitsgrade, doch sie alle hatten einen kurzen Holzheft und einen rautenförmig zugeschliffenen Stahlstift, mit dem vorwiegend Holz und Metall bearbeitet werden konnte. Für die Gravur wurde üblicherweise ein einkristalliner Diamant verwendet, Arve hatte diese teilweise selbst in seine Werkzeuge eingebaut und sie passend zurechtgeschliffen, einige hatte er auch aus dem Besitz seiner Familie übernommen. Unter den Noldor war es ein ganz besonders hoch geschätzte Arbeit, Werkzeug herzustellen.
Dieser Diamant hat wiederum seine eigene Geometrie, das Wichtigste dabei ist der Schneidewinkel , der auch Hauptwinkel genannt wird, der üblicherweise zwischen 110 und 140 Grad groß ist. Entsprechend dieser Größen wird das Näpfchen geschnitten. Der präzise Schliff des Hauptwinkels ist eine komplizierte Angelegenheit und Arve musste in jungen Jahren viel Geduld aufbringen, um mit den Mess- und Hilfsinstrumenten alles richtig einzustellen. Die zweite wichtige Geometrie ist der Freiwinkel, er bestimmt die Stellung des "Rückens" und damit die maximale Stechkleinheit des Stichels in dem zu bearbeitenden Material. Wird diese maximale Steilheit in der Gravur überschritten, werden unsymmetrische Näpfchen graviert, die ein schlechter bestimmbares und vor allem ein kleineres Farbvolumen besitzen. Einige Winkel werden natürlich bewusst größer gefasst, damit man mit ihnen größere Flächen bearbeiten kann, doch Arve wusste ja, dass es bei der Gravur meistens um die allerkleinsten Details ging, daher benötigte man öfter die ganz feinen Werkzeuge. Von diesem Standpunkt aus ist man immer bestrebt, einen möglichst großen Freiwinkel zu verwenden. Große Freiwinkel haben aber den Nachteil, dass der Stichel schneller verschleißt oder bricht. Natürlich verbrauchte jeder Handwerker in seinem Leben, und so auch Arve, einige Werkzeuge, doch waren sie dazu da, benutzt zu werden.
Mit seinen Sticheln also, widmete er sich dem Ornament des Torm am Waffenknauf. Die runde Fläche stellte dabei natürlich eine besondere Herausforderung dar, er musste die Waffe stets in ihrem Winkel drehen und dabei trotzdem darauf achten, dass das Symbol an sich genau die richtigen Proportionen behielt. Dazu klemmte er das Schwert zwischen seine Beine ein, hatte allerdings eine Schicht Schutzstoff dazwischengelegt. Er achtete darauf, dass er den richtigen Sitz hatte und seine Beine etwas angewinkelt waren, damit er einen festen „Griff“ an der Waffe hatte. Den Rücken drückte er durch, da er hier das obere Ende eines großen Zweihänders zu bearbeiten hatte. Winzige, feine Schnitte sorgten nach und nach für die Gravur, erst als er mit den Hauchdünnen Mustern zufrieden war, schnitt er tiefer in das Material und versuchte dabei trotz der ruhigen Hand, die dafür vonnöten war, die runden Bewegungen der Form des Knaufs anzupassen. So wuchs das Bildnis des Torm allmählich an der Waffe. Außerdem wandte Arve noch eine fortgeschrittene Technik dabei an, die er vor einiger Zeit erlernt hatte. Er war froh, dass er sich mal wieder daran üben konnte. Um verschiedene Farbeffekte je nach Lichteinfall zu erschaffen, änderte er immer wieder seine Technik. An den Grundlinien blieb er gerade, an den Schraffuren und Strukturen arbeitete er hingegen mit verschiedenem Druck, schnellen kleinen Schnitten, dann wieder mit schrägem Stichel, um die verschiedenen Bereiche des Symbols hervorzuheben.
Später kümmerte er sich dann um die Textgestaltung auf dem Griff und der Parierstange der Waffe. Das grundsätzliche Ziel der Gravur ist es mit der Hilfe des Werkzeuges Flächen matt gegen klaren oder spiegelnden Hintergrund erscheinen zu lassen und Bilder zu formen.
In diesem Fall waren es Lettern, so wie Henry sie ihm gegeben hatte. Er wählte eine gerade Schrift, nicht allzu verschlungen, denn er glaubte, dass es eher zu Henrys Art passte und zudem konnte man es so leichter lesen und musste die Waffe nicht erst länger bis kurz vor seine Augen halten, um die Worte zu erkennen.



Die Gravur war hier eindeutig die richtige Wahl, für eine Radierung war das gewünschte Motiv viel zu fein, als dass er mit einer Ã,,tzung hätte zufriedenstellende Ergebnisse hätte erzielen können. Er wollte hier keine körnigen Linien, sondern ein präzises Muster klar gestalteter Linien. Ein weiterer Unterschied zwischen Kupferstich, also der Gravur, und Radierung liegt in der Möglichkeit der Linienführung. Während bei der Radierung mit der Nadel so frei wie mit einem Bleistift gearbeitet werden kann und damit eine unmittelbare, spontane Zeichnung möglich ist, ist die Schnittführung des Kupferstichs auf gerade oder kurvige Linien beschränkt, die entweder in parallelen Zügen oder in Kreuzlagen geführt werden. Die Linienführung ist durch die unterschiedlichen Werkzeuge bedingt. Die Kaltnadel- und Ã,,tzradierung verwendet eine Stahlnadel, die frei wie ein Zeichenstift über das Material gezogen wird, während der Kupferstich einen Stichel verwendet, der vom Körper weg geschoben wird und das Material aus der Platte schiebt, schneidet. Arve lobte sich die Vorzüge der Feingravur und nutzte daher ausschließlich dieses Verfahren für den Auftrag. Schließlich hatte er dann alles eingraviert, dann feilte er die entstandenen Kanten noch feinsäuberlich ab, pustete die Reste ab und überzog dann alles noch einmal mit einer neuen Silber- und Goldlasur, nachdem er die Waffe insgesamt noch einmal gründlich gesäubert und poliert hatte. Nun hielt er die prächtige Waffe ins Tageslicht und erfreute sich an seinem Werk, welches er segnete mit einem Gebet. Er würde Henry die Waffe am Gottesdienst zeigen, doch vorher würde er noch versuchen, eine ganz besondere Kraft darin zu binden. Sein Handwerk war getan, nun folgte die geistige Arbeit.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Der Esstisch der Bingenbewohner

Trudi war aufgefallen, dass die ‚Großen’ Probleme hatten sich richtig an den Tisch zu setzen, der ja passend für die Zwerge gezimmert worden war. Außerdem war die Gruppe ohnehin zahlenmäßig etwas gewachsen und so wurde es Zeit anzubauen. Arve nahm sich des Problems an und holte den Tisch in seine Werkstatt, auch wenn man für die nächsten Speisen dann wohl auf den Biergarten von Hennes ausweichen musste oder den Teller auf eine Kommode stellen musste â€" da konnte man mal wieder sehen, wie oft man doch so ein einfaches Möbelstück brauchte. Trudi war nicht begeistert, hatte aber dem „Raub“ des Tisches für diese begrenzte Zeit doch zugestimmt.



Arve beschloss, sich zu beeilen und auf größere Details und Feinarbeiten zu verzichten.
Erst einmal nahm er Maß an dem bisherigen Tisch und machte sich eine Skizze, dazu, die er dann mit einem Entwurf für den Anbau ergänzte. Insgesamt würde der Tisch beträchtlich wachsen, doch der Elb achtete noch darauf, dass er trotzdem noch durch die Türen der Binge passen würde. So nahm er sich dann einen dicken Stapel Holz und begann entsprechend seiner Vorbereitungen es zu sägen und zu zerlegen, bis die Holzstücke die Grundlänge der längsten Tischbereiche hatten. Er benötigte zwei weitere Beine, die die gleiche Form haben sollten wie die bisherigen vier Tischbeine. Er nahm sich also jeweils einen Holzkant und hobelte ihn so zurecht, dass er diese Form annahm, er verlängerte sie nur um jeweils ein Segment in die Höhe. Das obere und das untere Ende wurden jeweils glatt gesägt und alle Oberflächen wurden ebenfalls geglättet. Nun suchte er sich ein besonders ebenes und großes Stück Holz, aus dem er die Tischplatte machen konnte. Auch diese wurde entsprechend seiner vorher berechneten Maße aufgesägt, nachdem er mit dünner Kreide die Form auf dem Holz selbst markiert hatte. Er passte die Form dem bisherigen Tisch an und versuchte optisch eine vorgehobene, aber natürliche Erweiterung zu erzielen. Besonders mit der Glattpolitur der Oberfläche gab er sich sehr viel Mühe, bis er mit einem Seidetuch flüssig darüber fahren konnte, ohne auch nur einen winzigen Widerstand zu spüren. Als er damit zufrieden war, befestigte er die Tischplatte an der einen Seite mit den Beinen. Dazu benutzte er einen Holzleim, den er vorher nach seinem alten Familienrezept angerührt hatte. Dies ließ er ein paar Stunden trocknen und kümmerte sich in der Zwischenzeit um das Mittelstück, das die beiden Tische miteinander verbinden würde. Es war eine kleine Platte von der genauen Breite beider Tischstücke, das aufrecht stehend eine Art kleine Wand darstellen würde. Hier musste er sehr genau Maß nehmen und die Aussparungen vorsichtig abhobeln, da eine Säge dabei nicht präzise genug gewesen wäre. Auch hier nutzte er kleine Kreidemarkierungen. Ansonsten nutzte er bei dem Zwischenstück die gleichen Arbeitsschritte wie bei der Tischplatte vorher auch. Nun setzte er alle Stücke zusammen und klebte sie mit dem Holzleim fest zusammen. Auch die gebrauchte Tischseite unterzog er noch einen auffrischenden Politur und als der Leim trocken war, bepinselte er alles mit einer dünnen, durchsichtigen Lasur, die das Holz vor Witterung (so sie ihn einmal draußen aufstellten) und häufiger Benutzung schützen würde. Es verhalf dem Tisch außerdem zu etwas Glanz, auch wenn er ansonsten, außer durch die Form der Tischbeine, nicht weiter verziert war. Als dann auch diese letzte Schicht getrocknet war, nahm er eine kleine rechteckige Quarztafel zur Hand und befestigte sie mit Schrauben an der waagerechten Zwischenplatte. In kleinen Fächern lagen ein Tuch und Kreide bereit, man konnte dieses Täfelchen nun als Notizfeld benutzen, da ja jeder Bingenbewohner irgendwann an diesem zentral aufgestellten Möbelstück vorbei kam, konnte man so den anderen vielleicht etwas mitteilen â€" oder einfach das Gericht des Tages darauf schreiben. Er hoffte, dass diese kleine Idee Zuspruch bei seinem Mitbewohnern finden würde. Abschließend berührte er die Tischplatte mit der flachen Hand und sprach ein Gebet, so war es dann vollendet und er schaffte den Tisch schnellstmöglich wieder an seinen angestammten Platz. Dann säuberte und fegte er die Schmiede aus und legte die übrig gebliebenen Materialien wieder ins Lager.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Lanze und Wimpel für das Turnier

Luther war der Erste, der bei Arve Lanzen für das Turnier bestellt hatte. Doch es werden sicher noch mehr Bestellungen kommen, es würden sehr viele Lanzen benötigt werden für ein ganzes Turnier. Auch Arve selbst hatte sich ja für die Tjoste angemeldet. Er würde direkt einige Lanzen auf Vorrat bauen in verschiedenen Größen.
Bei Luther hatte er ja nun schon die genauen Maße und konnte sie deshalb passgenau für ihn anfertigen. Er suchte sich das richtige Holz, es durfte nicht zu fest sein, also vermied er es, seine guten Steineichen-Vorräte dafür zu verwenden, für Lanzen gab es passenderes Material. Er suchte sich das Holz, das für den Wallbau herangeschafft worden war, aber zu schmal war, um es wirklich als Palisadenholz zu verwenden. Diese dünneren Ã,,ste und Stämme sägte er erst einmal auf die richtige Grundlänge, dann hobelte er die Form in das Holz, bis die Lanzen glatt waren und die korrekte, spitz laufende Form hatten. Hinten am Griffteil war sie etwas stabiler, mit einer Gegenwehr nach dem Armstück, das dem Reiter den nötigen Halt geben würde. Er achtete darauf, dass alle Lanzen in etwa gleich stabil ausgearbeitet waren, denn er wollte natürlich, dass alle gleich gute Chancen mit ihren Lanzen hatten. Wichtig war ihm aber auch, dass keine zu großen Widerstände, Haken und Schnörkel daran waren, denn der Lanzenreiter musste sehr schnell seine Hand davon lösen können, damit er sie sich nicht brach beim Aufprall am gegnerischen Reiter. Arve testete die Stabilität genau, sie durften nicht zu hart sein, aber auch nicht zu leicht zerbrechen. Nach ein paar Tagen hatte er dann einen Grundstock einfacher Holzlanzen in verschiedener Größe, jeweils drei in einem Set. Nun widmete er sich natürlich erst einmal den drei Lanzen von Luther. Er härtete jeweils das Armstück ganz kurz über dem Feuer und feilte dann die dünne äußere Holzhaut ab, damit sie nicht schwarz aussah. Luther wollte nun seine Lanzen mit einer grün-weißen Bemalung haben. Daher mischte Arve sich die Farben zusammen und bestrich die Lanzenschäfte abwechselnd mit einer an der Spitze zulaufenden grünen und weißen Spirale. Das ließ er dann gut trocknen und trug nach einer Weile des Ãœberlegens dann doch noch eine Schicht klaren Schutzlacks auf. Eigentlich benötigten Lanzen dergleichen nicht dringend, aber es ließ sie hübsch glänzen und würde zudem verhindern, dass schon Farbe bei den Ãœbungen abblätterte.
Dann waren die Lanzen wirklich fertig, nun konnte er sich den Wimpeln widmen. Erst einmal überlegte sich Arve, welchen Stoff er nehmen wollte. Er entschied sich für Seide, da sie relativ witterungsfest war, schwer zu zerreißen war und zudem die beste Grundlage für Stickereien bot, es sollte ja auch alles hübsch aussehen.
Dazu wob er kleine, grob dreieckige Stoffstücke aus Seide in weißer Grundfarbe, die er an den Rändern sorgfältig verwob, bis sich damit eine feste Naht bildete.



Am oberen, schmalen Ende fügte er jeweils einen dünnen, walzenartigen Holzstab hinein, der das Wimpel aufspannen würde. An den Endstücken befanden sich kleine Schlaufen, damit man sie an den Lanzen befestigen konnte. Nun nahm er sich seine Skizzen noch einmal genauer zur Hand, um die Farben und das Muster zu studieren, die Luther als Motiv haben wollte, es war sein Wappen mit einem gelben Falken. Arve fertigte zunächst eine Zeichnung auf Pergament an, die ihm dann als Vorlage der richtigen Größe dienen würde, denn die Schraffur vom Siegelring war ja winzig klein. Sodann nahm er Nähgarn der richtigen Farbe und stickte in aufwändiger Kleinarbeit das Motiv auf die Wimpel, er bemühte sich um eine ruhige Hand und sorgfältige Stiche, damit das Motiv auf allen Wimpeln einheitlich aussehen und glänzen würde. Fehlstiche würden nur den Stoff verderben. Also sah man den Noldor oft des abends auf einer Bank im Freien bei einer Öllampe und stickte, bis seine Hände und Augen müde wurden. Doch irgendwann hatte er es geschafft, die Wimpel waren fertig und er legte sie zusammen zu Luthers Lanzen, dann segnete er sein Werk in Aules Namen und gleich am nächsten Tag würde er Luther bescheid geben, dass er seine Bestellung abholen konnte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Der Schlangenstab

Unter reichlich rassenbezogener Diskussion hatte Arve kürzlich wieder einen Auftrag angenommen. Es sollte ein Holzstab werden, der am oberen Ende einen Schlangenkopf hatte. Dazu hatte man ihm eine Skizze da gelassen, die den groben Rahmen definierte, wobei sich Arve bei der Umsetzung natürlich etwas künstlerische und handwerkliche Freiheit herausnahm. Sollte dem Kunden das Ergebnis nicht gefallen, würde er es dann ändern und anpassen, aber bisher hatten sich am Ende immer alle zufrieden gezeigt.
Erst einmal suchte er also das richtige Holz dafür aus, es sollte ein festes Holz sein, das sich gut bearbeiten ließ, nicht zu schwer war und zudem witterungsbeständig. Das war natürlich eine recht anspruchsvolle Palette, aber Arve hatte da schon so eine Idee. Er ging in das Lager der Binge in die Holzecke und verschaffte sich einen Überblick über den Bestand. Nach einigem Suchen griff er dann nach einem stabilen, relativ frischen Ast, den man noch nicht bearbeitet hatte. Er betrachtete und befühlte das Holz, es war scheinbar eine Eschenart von einem kräftigen Rotbraun in der Farbe. Arve nahm den Ast und zog sich dann damit in die Werkstatt zurück. Er versuchte sich vor Augen zu halten wie groß sein Kunde war und passte den Ast dementsprechend in der Länge an, dazu sägte er ein ganzes Stück am oberen Ende ab. Danach arbeitete er mit Feile und Hobel, um dem Stab seine typische und griffige Runde Form zu verleihen, wobei er das Kopfende aussparte. Den Durchmesser berechnete Arve so, dass er gut im Griff liegen sollte, er orientierte sich dabei an seiner Faust und rechnete dann noch einen Hauch hinunter, da er ziemlich große Hände hatte.
Über die Länge des Stabes verteilt fügte er kleinen Rillen ein, die der Griffigkeit des Stabes dienen sollten. Ob nun als Kampfstab oder Wanderstab, das konnte seine Vorteile haben, dabei bemühte sich Arve so zu arbeiten, dass die Rillen so aussahen wie kleine natürliche Gehölzprägungen, also nicht allzu regelmäßig in der Abfolge und im Verlauf. Die bisherige Arbeit wurde dann geglättet mit immer feiner werdenden Feilwerkzeugen, bis er das runde Holz schließlich nahezu polierte.
Das untere Ende des Stabes wurde flach versiegelt, so dass man den Stab immer bedenkenlos aufstellen konnte, ohne dass das Holz davon fasern würde. Dazu mischte er eine Schicht Wachs an, die er unten anbrachte und aushärten ließ.
Nun konnte er sich endlich dem Kopf widmen, dies war wohl der komplizierteste Teil seiner Arbeit. Er orientierte sich dabei wieder an der Skizze seines Auftraggebers und hobelte nach und nach eine geschwungene Halsform und das Kopfstück zurecht. Mit feineren Werkzeugen arbeitete er dann noch Details wie Augen, Zähne und Zunge heraus. Die Schlange erhielt von unten betrachtet den typischen segmentteiligen Aufbau, den man am besten von Kobras kannte. Arve formte sie so, dass sie am oberen Ende aufrecht gerichtet war und den Kopf wieder etwas ausbalanciert hatte. Dabei achtete er darauf, dass der Stab insgesamt gut in der Hand lag und zu keinem Ende ein überschüssiges Gewicht hatte. Dann formte er den geschlängelten Leib in das Holz und arbeitete eine Schuppenstruktur heraus, die sich in großzügiger werdenden Spiralen um den eigentlichen Stab wand.



Als dann die eigentliche Form des Stabes vollendet war, machte er sich ans Färben. Dazu verband er diese Technik mit einer zusätzlichen Härtung des Holzes, indem er das obere Stück immer wieder kurz an eine heiße Oberfläche drückte, die Hitze wirkte darauf ein, sollte das Holz dabei aber möglichst wenig angreifen oder eine Struktur einprägen. Dieser Vorgang dauerte eine ganze Weile, da er das Holz aufgrund seiner runden Form immer wieder drehen und vom Winkel her anpassen musste. Dann säuberte er das Holz von kleinen Rußspuren mit einer weichen Bürste. Nun kam die eigentliche Farbe an die Reihe. Er mischte sie selbst zusammen und wählte dazu eine Mischung, die selbst möglichst viele feine Holzpartikel in ihren Anteilen haben sollte. Er pulverisierte Holzkohle und gab dann noch etwas schwarzbraunen Wurzelsaft dazu. Dieses Gemisch trug er dann sorgfältig mit kleinen Pinseln auf. Die Zwischenräume der Leibsegmente und der Schuppen schattierte er in einem hellen Grau, um die lebendige Struktur deutlicher herauszuarbeiten.
Schließlich wurde es dann Zeit für die obere Lasur, die ähnlich einem Lack das Holz schützen sollte und ihm zudem einen hübschen Glanz verlieh. Er wählte dabei einen nicht zu feinflüssigen Lack, ansonsten würde der Stab zu rutschig in der Hand liegen, er sollte trotz der Schutzschicht griffig in der Hand liegen ohne grobkörnig auszusehen. Daher pinselte Arve den Lack stets in der natürlichen Wuchsrichtung des Holzes auf. Nun ließ er alles trocknen und sprach anschließend einen Segnen über sein Werk, auf dass Aule gepriesen sei.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

#38
Kriegsmaschinen

Es war erstaunlich, wie sehr sich das kleine Dörfchen Hammerhütte in der letzten Zeit entwickelt hatte: Die Alarmglocke, der Wall und vieles mehr. Nun sollte es auch Katapulte und Ballisten bekommen. Das war eine neue Herausforderung der ganz besonderen Art für Arve. Er erinnerte sich noch an die alten Zeiten, als die Noldor gegen das dunkle Ãœbel Morgoths gekämpft hatten. An den Hängen des Mithrim und vor Anfauglith hatte er mitgeholfen solche Geräte und Maschinen zu bauen. Aber es war lange her und Arve war noch sehr jung gewesen, hatte eher geholfen so gut er konnte als wirklich die Verantwortung für den Bau zu tragen. Dort, so schlimm die Lage auch gewesen war, hatte er viele Verwandte und Angehörige seines Volkes, die ebenfalls in der Kunst bewandert waren und die ihn sein Handwerk lehren konnten. Hier nun war er halbwegs auf sich allein gestellt und musste nach seinen Erfahrungen handeln und â€" so diese noch nicht hinreichend vorhanden waren â€"  improvisieren und experimentieren. Aber auch dies gehörte zum Dasein eines Handwerkers, keine Arbeit war wie eine andere. Dies war ein wichtiger Aspekt der Philosophie Aules.
Hier nun hatte er einen konkreten Auftrag und er hatte dafür auch sehr umfassende und detaillierte Pläne bekommen, die ihm seine Arbeit erleichtern und ihn anleiten würden. Arve bewunderte wie ausgereift der Konstruktionsplan aussah, wer auch immer ihn erstellt hatte, der verstand etwas von seinem Fach.
Nun stellte Arve sich eine Art Plan auf, was er alles erledigen musste.

Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
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Pale

Das Ahnenschwert

Ein Mensch aus Fürstenborn, der gediente Wachmann Schattenfell, hatte Arve ein ganz besonderes Schwert überlassen, es stammte aus dem Erbe seiner Familie, seiner Ahnen und wie niemand sonst wusste der Elb die Bedeutung des Blutes und der Tradition zu schätzen. Wohl wenn auch dies im besonderen Maße auch stets den Zwergen zugesprochen wurde. Man spürte jeden Tag, dass die Zwerge und die Noldor im Denken und Handeln nach dem Vala Aule kamen, der sie als Patron stets angeleitet hatte. Auch wenn die Zwerge Faeruns vielleicht anderen Ursprungs sein mochten, änderte dies nichts an der Weisheit dieser Erkenntnis.
Nun stand Arve vor der Aufgabe die Waffe in einen besseren Zustand zu versetzen. Er betrachtete das Langschwert ausgiebig, den Griff, den Knauf, die Klinge, die Fehlschärfe, die Parierstange, die Gravur...und es war ihm, als erzähle ihm der Anblick von den Tagen, die die Waffe gesehen hatte: Kämpfe, Blut und Ehre. Es waren nur Eindrücke und ein Hauch von Erinnerung, Arve konnte keine wirklichen Momente aus dem Leben des Eigentümers der Waffe erkennen, aber er spürte, dass das Schwert viel erlebt hatte und die Scharten auf dem Eisen waren wie Narben eines Kriegers auf der Haut, sie zeichneten ihn. Arve biss sich auf die Unterlippe. Im Grunde wusste er, dass er nur den materiellen Schaden an der Waffe aufheben konnte, aber sofern er sie nicht komplett einschmolz, was er nicht vorhatte, würde immer ein Rest der Narben zurück bleiben. Stahl ist Stahl, entweder neu oder schartig, würden manche Pragmaten vielleicht sagen, aber Arve betrachtete dies spirituell und behandelte die Waffe mit behutsamen Händen, solange er den Moment auf sich wirken ließ.
Er fasste das Schwert fest am Griff, es lag ihm gut in der Hand, sicher hätte er damit kämpfen können, aber es gehörte einem anderen Mann mit Leib und Seele, so man dies von einer Waffe sagen konnte. Diese ganzen Überlegungen brachten ihn an die Vorgehensweise der eigentlichen Arbeit heran. Er wollte das Schwert erhalten, nicht neu schmieden, deshalb beschäftigte er sich lange mit den Prägungen, die es bisher erhalten hatte und auch mit der Gravur. Vorbereitend segnete er im Namen Aules, dem Erdherr, den Schmiederaum und seine Werkzeuge, dann legte er das Schwert behutsam auf den Amboss und heizte die Esse an. Damit ihm bei der folgenden Arbeit sein langes Haar nicht in die Quere kommen würde, bändigte er es mit einem dicken Zopfstrang fest an seinem Hinterkopf. Nun legte er noch die lederne Schmiedeschürze an und streifte sich Handschuhe über. Als dann alles bereit war und die Esse dampfte, die winterliche Morgenkälte aus dem Raum vertrieb, griff er zu seinem Werkzeug und murmelte altelbische Segnungen, während er die Klinge mit den Flammen vertraut machte. Immer hielt er Maß, wenn er Atherons Schwert der Hitze überantwortete. Der Hämmer Hall würde lang erklingen, denn nie feuerte er das Eisen so stark, dass es unter seinen Schlägen bog wie eine Klinge, die gerade frisch geboren ward, noch roh und unverzehrt. Dieses Schwert hier hatte bereits eine Aura und diese wollte Arve erhalten. Obwohl anstrengend für Arme, Hände und Beine, war seine jähe Anstrengung mehr eine Bitte als ein Befehl an das Eisen, sich nach seinen Wünschen zu verformen.

„Klinge, nicht brechen sollst du, heilen sollen deine Wunden. Nimm von der Kraft des Feuers, ein Mann von Ehre sei dir Ehre und führe dich noch in Kämpfe morgen, fern und immerdar.“

So sprach er bei seiner Arbeit, fühlte sich ein und vergaß die Welt um sich herum oder wie die Stunden des Tages vorbeizogen. Das Eisen glimmte mehr, denn dass es glühte und stets war Arve bemüht die Gravur weitesgehend zu erhalten. Schließlich war er zufrieden mit Form, Ebenmäßigkeit und allen sonstigen Eigenschaften des Stahls, so ließ er die Klinge erst einmal auskühlen und widmete sich in dieser Zeit den Vorbereitungen für die Aufbesserung von Knauf und Griff. Er säuberte beides mit einer fein abgemischten Salzlösung, die er etwa für die Dauer eines Stundenglases einwirken ließ. Anschließend säuberte er das gesamte Schwert noch mit einer ähnlichen Mischung, die weniger Salz, dafür aber etwas Perlmuttstaub enthielt, den er eben gemahlen hatte. Nun glänzte die Waffe wie das Schuppenkleid einer Nixe. Anschließend perlte er den Knauf noch etwas mehr mit einem feinen Werkzeug und entfernte übrige aufgegangene Spaten. Den Griff umwickelte er neu mit einem dünnen Streifen aus rotbraunem Rehleder, das er eigens fein gegerbt und geplättet hatte, bis es dehnbar und flexibel war. Das Leder zog er bei jeder Windung fest an, bis sie sich über den Griff spannte und sich gleichmäßig anfühlte.



Nun arbeitete er sich sorgsam weiter nach oben voran, als nächstes widmete er sich der Parierstange, mit der er ähnlich verfuhr wie mit dem Knauf, doch hier arbeitete er länger, mit Feile und Pinsel, es gab viele alte Schichten abzutragen und neu zu glätten. Zudem wollte er die Feinheiten mit etwas neuem Glanz beleben, wozu er eine spezielle Metallasur verwendete.
Es war nicht mehr der erste Tag der Arbeit, als er dann wieder an dem Schwert arbeitete. Die Gravur verdiente seine besondere Aufmerksamkeit, er studierte sie erneut und säuberte sie dann gänzlich und arbeitete mit heißen Feindrähten, um sie neu zu prägen, was durch Alter, Kampf und der Arbeit von gestern ruiniert worden war. Präzise und mit Geduld führte er dies aus, verließ sich darauf, dass seine Hände und seine Augen nicht ermüden würden, bis er fertig war. So kam es dann und Arve betrachtete das Werk von allen Seiten, polierte die blanken Teile und segnete das Schwert im Namen der Valar.
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Der Grabstein

Auf Boronars Auftrag hin begab sich Arve eines Tages gleich nach dem Aufwachen zu seiner Waschschüssel und dachte dabei sehr viel über alles nach, was mit den Worten es Boroni in Verbindung stand, wie auch mit der Beerdigung. Leider hatte er dieser nicht beiwohnen können, weil so viel Arbeit auf ihn gewartet hatte, so konnte er sich nur erzählen lassen, wie dieses menschliche Ritual des Abschied nehmens ausgehen hatte. Als er dann kurz vor Morgengrauen ein Mahl zu sich nahm, ließ auch dann der Gedanke ihn nicht los. Insgeheim musste er anerkennen, wie stark doch die Menschen sein mussten, wenn es darum ging ein endgültiges Ende zu akzeptieren. Arve kannte Verlust, er hatte viele Familienmitglieder im Laufe der Zeit verloren, oft waren sie im Kampf gegen den dunklen Morgoth gefallen und am meisten von allem plagte ihn die Abwesenheit seines Vaters. Doch er wusste genau, daß sie sich eines Tages wiedersehen würden, denn seine Seele harrte in Mandos' Halle ihrer Zeit. Die Menschen hingegen traten einem völlig ungewissen Schicksal entgegen und Arve konnte daher gut nachvollziehen, daß in einer anderen Welt Menschen wie Boronar sich als Priester dem Tod und der Frage nach dem Seelenfrieden annahmen.
Darüber nachsinnend führte sein Weg aus Hammerhütte hinaus. Er hatte Werkzeuge, Spitzhacke und einen kleinen Karren bei sich. Damit ging er in den Tag hinein, bis er einen geeigneten Felsen fand. Mehrmals hielt er an, prüfte mit Blick und leichtem Kratzen größere Steine, doch erst nach einer Weile fand er einen geeigneten Brocken ganz in der Nähe der Steilwand. Dort schlug er ein winziges Lager auf, markierte den Stein grob mit Kreide und dann erst nach er seine Hacke und fing an, ein größeres Stück des Steines heraus zu brechen. Es war eine harte und schweißtreibende Arbeit, man spürte sie stark in den Armen, den Schultern und im Rücken. Er war als Schmied so manches gewohnt, aber wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er als Elb nicht über das typische ‚Bergmannskreuz’ verfügte.
Als er dann einen größeren Block losgeschlagen hatte, wollte er ihn erst auf den Karren verfrachten und zurück nach Hammerhütte bringen, wie er es ursprünglich geplant hatte, doch spontan entschied er sich anders, der kühle spätwinterliche Nachmittag war ihm zu einladend und dabei arbeitete er so gern im Freien, dass es oft bedauerlich war, dass er so selten aus der Binge heraus kam.
So suchte er sich dann also einen leicht erhöhten Sitzplatz und platzierte den Brocken vor sich. Dann arbeitete er mit präziseren Kreidemarkierungen. Als er dann die Form abgesteckt hatte fing er an, den hellgrauen Stein mit seinen Werkzeugen zu bearbeiten. Vor allem Hammer und Meißel verschiedener Größen kamen dabei zum Einsatz, an manchen Stellen, vor allem an den Kanten, nutzte er auch grobe Steinfeilen von seinem Gürtel.
Stein war ein altes und unvergängliches Gut, es dauerte sehr lange es zu bearbeiten und den Grabstein an allen Seiten zu glätten stellte wohl die größte Herausforderung dabei dar. Arve arbeitete mit Fleiß, bis seine Hände wund waren, aber das Ergebnis konnte sich in seinen Augen sehen lassen.
Während seiner Arbeit war er wohlgemut und erinnerte sich an seine Lehrstunden in Bildhauerei im fernen Eldamar. Doch war sein Herz dabei von Schwermut erfüllt, denn seine Hände gaben einem Grabstein seine Form, unweigerlich dachte er an Abschied und Tränen. Einem tiefempfundenen Impuls folgend arbeitete er kleine elbische Schriftzeichen in den Stein ein.

Men cenuva fánë cirya
métima hrestallo círa,
i fairi nécë
ringa súmaryassë
ve maiwi yaimië?
Man tiruva fána cirya
wilwarin wilwa,
ëar-celumessen
rámainen elvië
ëar falastala,
winga hlápula
rámar sisílala,
cálë fifírula?
Man hlaruva rávëa súrë
ve tauri lillassië,
ninqui carcar yarra
isilmë ilcalassë,
isilmë pícalassë,
isilmë lantalassë
ve loicolícuma;
raumo nurrua,
undumë rúma?
Man cenuva lumbor ahosta
Menel acúna
ruxal' ambonnar,
ëar amortala,
undumë hácala,
enwina lúmë
elenillor pella
talta-taltala
atalantië mindonnar?
Man tiruva rácina cirya
ondolissë mornë
nu fanyarë rúcina,
anar púrëa tihta
axor ilcalannar
métim' auressë?
Man cenuva métim' andúnë?



Wer wird es sehen, ein weißes Schiff,
wie es vom letzten Ufer ablegt,
die bleichen Phantome
in der kalten Brust
klagend wie Möwen?
Wer wird es beachten, ein weißes Schiff,
verschwommen wie ein Schmetterling,
im flutenden Meer
wie auf Schwingen wie Sterne,
wenn das Meer schwillt,
die Gischt weht,
die Schwingen glänzen,
das Licht verblasst?
Wer wird den Wind tosen hören,
wie Laub der Wälder,
fauchen hören die weißen Felsen
im schimmernden Mondlicht,
im schwindenden Mondlicht,
im fallenden Mondlicht,
ein Totenlicht;
murmeln hören den Sturm,
den Abgrund sich regen?
Wer wird die sich sammelnden Wolken sehen,
die sich krümmenden Himmel
über bröckelnden Bergen,
das Meer sich türmen,
den Abgrund gähnen,
das alte Dunkel
von jenseits der Sterne
stürzt herab
auf gefallene Türme?
Wer wird es beachten, ein gebrochenes Schiff
auf den schwarzen Felsen
unter zerbrochenem Himmel,
eine gebleichte Sonne blinken
auf schimmernden Knochen
am letzten Morgen?
Wer wird den letzten Abend sehen?


Er hoffte, dass es dem Andenken des Menschen gerecht werden würde. Und zusätzlich gravierte er natürlich noch die von Boronar gewünschten Daten in größerer Schrift mit in den Stein. Schließlich kam er zum Ende und bat Mandos, auch wenn seine Hallen fern wahren, sich des Menschen anzunehmen, der nun im Grabe lag. Nun musste er hoffen, dass Boronar mit seiner Arbeit zufrieden war. Er lud den Grabstein auf seinen Karren und kehrte damit zurück ins Dorf.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Der Waffengurt

Von Aedelas hatte Arve den Auftrag bekommen einen Waffengurt für den beeindruckenden Streitkolben herzustellen, den dieser mit sich führte. Es gab wohl eine neue Waffenverordnung in Fürstenborn. Deshalb und auch für den praktischen Nutzen wollte er nun eine Halterung  herstellen, die dieser besonderen Erbwaffe gerecht wurde. Er war sich mit seinem Kunden überein gekommen, dass dieser Gurt aus Leder sein sollte. Arve durchsuchte die Materialkammer der Schmiede, aber nichts schien ihm wirklich dafür geeignet zu sein. Eine Weile überlegte er, doch am Ende entschied er sich dafür, selbst Leder herzustellen, anstatt auf eine passende Lieferung zu warten. Also besorgte er sich eine frische Rindshaut und machte sich an die Arbeit. Es war ein guter Zeitpunkt dafür, denn zum großen Turnier von Hammerhütte man einige Schweine und Rinder geschlachtet. Ziel des Gerbens war es nun, den Fäulnisprozess der Tierhaut zu unterbinden und die Haut in ein möglichst widerstandsfähiges und zum Teil wasserabstoßendes Material zu verwandeln, welches natürlich gut zu bearbeiten sein sollte, um am Ende eine stabile und biegsame Qualität aufzuweisen.

Arve nahm die noch frische Rinderhaut und breitete sie weit vor sich aus. Mit einem Messer prüfte er die drei typischen Hautschichten und ihre Abgrenzungen. Die Ober- und Unterhaut musste er noch entfernen, welches er mit großen Messern durchführte. Nur die mittlere Lederhaut konnte er für die Weiterverarbeitung verwenden. Die Haut selbst bestand quasi ausschließlich aus Wasser und Eiweiß. Die Gerbung sollte nun verhindern, dass beim Trocknen die Strukturelemente der Fibrillen durch die Oberflächenspannung des Wassers verkleben und die Lederhaut hornartig auftrocknet. Dazu würden dann die Gerbstoffe noch eingesetzt werden, wie durch das Salzen. Sorgfältig entfernte Arve mit seinen Messern Haare, Unterhautbindegewebe, Fett und ungeeignete Hautschichten. Dann machte er sich an den nächsten Arbeitsschritt: Die Weiche, oder auch Ã,,scher. Dazu wurde die Haut in Wasser eingelegt, damit sie gereinigt und auf den ursprünglichen, natürlichen Wassergehalt gebracht werden konnte. Anschließend legte er die Haut einige Stunden in den Ã,,scher, ein spezielles Gefäß, das er frisch mit Kalkmilch aufgefüllt hatte. Sie würde die Haut prägen und ein wenig konservieren. Eine richtig zusammengerührte Kalkmilch würde mit über die Qualität des Leders am Ende entscheiden.

Nun brachte so eine Rindshaut natürlich sehr viel Leder und Arve benötigte nur einen relativ kleinen Anteil davon für den Waffengurt, als teilte er ihn ab. Er würde die ganze Haut weiter verarbeiten, aber für die Halterung präparierte er einen ganz bestimmten, abgemessenen Bereich, den er nun spalten musste. Beim Spalten wurde die Lederhaut horizontal über die ganze Fläche durchgeschnitten. Dadurch erhielt er den Narbenspalt mit der Papilarschicht und der Retikularschicht. Durch die starke alkalische Behandlung des Ã,,schers quoll die Haut stark auf. Beim Entkälken wurden störende Partikel aus der Haut entfernt, und sie erhält ihren natürlichen Quellungszustand. Dadurch konnten die nachfolgenden Gerbstoffe in die Haut eindringen. Durch die frische Herstellung enthielt die Haut noch viel natürliches Fett, deshalb behandelte Arve sie in einem weiteren Arbeitsschritt mit einem milden, entfettenden Salz. Er streute es auf die Haut, ließ es quellen und bürstete die entstehende Schicht dann ab.

Vor dem eigentlichen Gerben erfolgte nun der sogenannte Pickel. Das war ein Bad, bestehend aus Wasser, Salz und Säure, um die Haut sauerzustellen, und für den gleichmäßigen Gerbstofftransport durch die Haut zu sorgen. Danach konnte mit der eigentlichen Gerbung begonnen werden. Dabei wurde die Häute mit tierischen, mineralischen oder pflanzlichen Gerbstoffen behandelt und dadurch haltbar gemacht und in ihren Eigenschaften verändert.
Der Gerbungsprozess bestand aus drei Phasen: Dem Quellen, dem Eindringen und Durchdringen des Gerbextrakts und dessen Fixierung. Nun musste Arve sich entscheiden, welche Art der Gerbung er anwenden wollte. Zur Auswahl hatte er das mineralische, das tierische und das pflanzliche Verfahren. Nach Sichtung seiner zur Verfügung stehenden Ingredenzien entschied er sich für die Lohgerberei, also die mit pflanzlichen Gerbstoffen. Dazu benötigte er Fichten- und Eichenrinde, die er sich in einem nahen Waldstück besorgte. Für die Herstellung von Leder in größerem Rahmen würde er nun seine kleine Mühle verwenden, hier jedoch genügte ein kleiner Apparat, der einem Mörser ähnlich war. Er verarbeitete die Rinde zu einem Sud, der sogenannten Lohe.
Eingelegt in diesen Sud musste das Leder eine ganze Weile ruhen, bis die Gerbung zu dem gewünschten Ergebnis geführt hatte. Dann holte Arve das Hautstück heraus, wusch es gründlich ab und befreite es so von den Resten der Lohe.

Nun konnte er es einfärben. Zwar hatte die Rindshaut eine natürliche, leicht hellbräunliche Farbe, doch durch die aggressive Wirkung des Gerbvorgangs sah die Haut nun fleckig aus. Deshalb rührte Arve nun einen weiteren Sud aus, aus kräftigem Tiertran und pflanzlichen, färbenden Wirkstoffen aus Rinde, Wurzeln und Blüten. Für ein gleichmäßiges Farbergebnis trug er die Farbe mit einem kurzen, borstigen Pinsel auf. Diese erhielt mehrere Schichten, die nach und nach einzogen und sich in die Haut verfestigten. Den Vorgang wiederholte er, bis die Farbe gleichmäßig satt und braun aussah. Zur Fixierung und für die Geschmeidigkeit tränkte er alles nun in frisches Fett. Nun musste alles gut trocknen, dazu spannte er das Leder in einen festen Holzrahmen und klopfte es immer wieder weich.



Jetzt hatte Arve das Leder, das er für den Gurt verwenden wollte. Bevor er sich an die weitere Arbeit machte entschied er, dass er draußen im Tageslicht arbeiten wollte. Er fand, dass es zu dieser Arbeit passte. Also suchte er sich einen schönen Platz in der Nähe der Binge, nahm seine Werkzeuge mit und machte es sich im Gras bequem. Nun schnitt er das Leder passend zu, entsprechend seiner Notizen und Aufzeichnungen. Dann lochte er es an den richtigen Stellen und nähte es mit einem feinen, reißfesten Zwirn aus pflanzlichen weißen Fasern, die er gedreht hatte. So entstand nach und nach der Gurt mit einer derartigen Konstruktion, das er die Waffe sicher hielt, aber im Bedarf schnell gezogen werden konnte. Dafür sorgte ein winkelfertiger Ösenverschluss. Der Gurt selbst konnte am Oberkörper und der Schulter befestigt werden, eine kunstvolle Schnalle diente als Verschluss. Nun, da alle zweckmäßigen Voraussetzungen der Ware erfüllt waren, machte der Noldor sich daran sie zu verzieren. Er folgte seinem Gefühl und dem, was er im Auftragsgespräch mit dem Menschen erfahren hatte. Dementsprechend prägte und ätzte er einige Sonnenmotive in das Leder, die Zier orientierte sich dabei an der Ausgestaltung der Waffe, es sollte alles zusammenpassen. Als dann die Motive geprägt waren, säuberte und fettete er alles abschließend noch einmal. Er prüfte außerdem Biegsamkeit und Sitz des Gurtes, auch wenn er nicht die gleichen Maße hatte wie Aedelas, sein Auftraggeber. Als er dann mit dem Ergebnis zufrieden war, sprach er einen Segen im Namen der Valar und insbesondere von Manwe und Aule. Dann schickte er eine Nachricht an Aedelas.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Kriegsmaschinen - Teil 2

Platz für die Arbeit aussuchen

Trudi und Cyrei hatten die vielen Materialien in Fürstenborn erhandelt. Nun konnte er weitermachen und seinen Arbeitsplan wieder zücken. Er musste sich einen Platz aussuchen, an dem er arbeiten würde, kleinere Teile konnte er zwar in der Schmiede der Binge herstellen, doch größere Teile sollte er an der Stelle bearbeiten, an denen die Kriegsmaschinen auch stehen sollten. Einige Stücke konnte man sonst sicher nur mit sehr viel Mühe dort hinauf bringen oder sie passten gar nicht erst durch den Eingang der Binge. Also schritt der das Dorf ab, machte sich Skizzen, betrachtete Winkel, Erhebungen, natürliche Hindernisse wie Bäume und natürlich den Wall. So kam er nach und nach dazu, einzelne Standorte wegzustreichen, weil sie sich nicht eigneten. Am Ende hatte ein paar Plätze gefunden, die noch übrig geblieben waren, also schaffte er die Materialien mit Karren dort hinauf.

Holzteile bearbeiten

Dann widmete er sich zunächst dem Holz, ließ es vortrocknen und markierte dann erste Stellen der Baumstämme für seine Planungen. Er prüfte die Festigkeit des Holzes für die jeweiligen Funktionen der Maschinen, an denen sie sich befinden sollten. So wählte er beispielsweise sehr schweres und dickes Holz für die Füße und die Basiskonstruktion aus. Eher biegsames Holz hingegen sortierte er an die Seite für spätere kleine Spannmechanismen und Kleinteile. Maßgeblich orientierte er sich bei der Konstruktion an dem Plan, den er bekommen hatte. Dementsprechend würde er nun die Stämme, Ã,,ste und Stücke zusägen. Dazu musste er seine kräftigsten und stabilsten Sägen benutzen und selbst damit dauerte es sehr lange, denn es galt große Holzstücke zu bearbeiten, einige konnte er mit einer Axt etwas vorbearbeiten. Da eine normale Sägehalterung für einige der Arbeiten nicht ausreichte, musste er etwas erfinderisch sein und mit Felsen improvisieren, um so die zu bearbeitenden Baumstämme zu fixieren. Nach der Grobarbeit ging er ins Detail und arbeitete mit Kreide, Maßband und Winkelmesser, denn bei den Kriegsgeräten musste wirklich jeder Fingerbreit der Abmessung stimmen, wenn er denn wollte, dass sie gut einzusetzen war, nicht am Ende schief wurde oder in sich zusammenfiel. Oft musste er mit Feilen noch kleinere Korrekturen vornehmen und die Arbeit war zeitraubend und anstrengend, nicht nur im körperlichen Sinne, auch im Geiste. Diese Arbeiten erledigte er über einen Zeitraum von mehreren Wochen, immer wieder einmal, neben der anderen Arbeit, die er durch Aufträge oder Dorfbelangen hatte. Es war eine anstrengende Zeit für den Handwerker der Noldor.

Metallteile schmieden

Wenn es draußen regnete und er am Holz nicht gut weiterarbeiten konnte, verbrachte er viel Zeit in der Binge und markierte sich auf den Konstruktionsplänen die Teile, die er für die Kriegsmaschinen brauchte, die nicht aus Holz sein sollten. So sammelte sich eine ganze Liste von Nägeln, Schrauben, Winden und anderen Teilen, die er auf anderem Wege herstellen würde. Die meisten konnte er aus Eisen gießen und schmieden. Seine Helfer hatten ja schon größere Mengen von Erz und Roheisen besorgt, nun würde er es nach und nach bearbeiten. Nach und nach stellte er die benötigten Teile und sammelte sie erst einmal in den Lagerräumen, er würde sie später erst verwenden und an der Kriegsmaschine einsetzen, wenn er sie insgesamt zusammenfügte. So lange nahm er sich Zeit und bearbeitete das Eisen mit Sorgfalt. Hin und wieder setzte er es aber probeweise an bestimmte Holzteile um zu sehen, ob er sich auch nicht vermessen hatte und alles zueinander passte, wie es laut Plan erforderlich war. Im Laufe seiner Arbeit meinte Arve regelrecht spüren zu können, wie seine Muskelkraft wuchs, er hatte schon lange nicht mehr so fleißig und regelmäßig an dem ehernen Metall gearbeitet.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Kriegsmaschinen - Teil 3

Zusammensetzen

Dank einiger Hilfe aus Hammerhütte hatte Arve nun zwei kräftige Arbeitspferde für eine Woche zur Verfügung, die aus Weilersbach ausgeliehen waren. Er würde sich ins Zeug legen müssen um das Zusammensetzen der Kriegsmaschinen in einer Woche zu bewältigen, aber er würde sich Mühe geben und sich dann an sein Wort halten, die Pferde wieder nach Weilersbach zurück bringen oder zurückbringen lassen. Nun aber machte er sich erst einmal mit ihnen vertraut und spannte sie dann in ein Arbeitsgeschirr. Von der Binge aus sollten sie nun die schweren Holz- und Metallteile ziehen, die Arve angefertigt hatte und die zu schwer waren, als dass der Elb sie hätte tragen oder auf einem Karren ziehen können. Er suchte sich möglichst ebene Wege hoch auf den Hügel. Den Ort hatte er ja vorher schon gründlich ausgesucht und geebnet, so dass nun alles bereit war. Glücklicherweise für diese Arbeit hatte es in den letzten Tagen wenig geregnet, so dass er seine Einzelteile nicht durch dicken Schlamm ziehen lassen musste. Auch wenn natürlich nun einige Furchen in Wiese und Wege gezogen wurden. Um sich selbst und vor allem den tüchtigen Pferden immer wieder Ruhepausen zu gönnen, dauerte es auch tatsächlich einige Tage. Das Einspannen, das Beladen, Hochbringen und wieder abladen allein nahm seine Zeit in Anspruch. Dann machte sich Arve daran die Teile wirklich zusammenzufügen, dazu nahm er mehrere Lagen Seil, Sehnen, sowie Leim und vor allem viele dicke und stabile Schrauben, die er sich ausgesucht und rostgeschützt vorbereitet hatte. Das Zusammenfügen war eine anstrengende Arbeit, die aber dennoch höchste Präzision erforderte. Mehrfach kontrollierte und korrigierte er Winkel von Nägeln und Schrauben, verglich sie mit seinem gnomischen Bauplan, damit am Ende auch alles richtig saß. Ob wirklich alles haarfein richtig saß, würde er wohl erst bei den Testeinsätzen herausfinden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er getan, was er konnte, also polierte er die Metallteile noch einmal, schmierte die Gelenke mit Öl und versiegelte das Holz mit Schutzlack. Es war zwar schon die zweite Schicht, aber Arve wollte da ganz sicher gehen, zumal beim Transport der einzelnen Balken bis auf den Hügel die erste Schicht schon gelitten hatte. Es war unvermeidbar, dass dabei ein paar Ecken eindrückten oder absplitterten. Nun aber war es soweit getan und er sprach einen Segen im Namen Aules über sein Werk.

Speere/Steine bereitstellen

Als dann die Maschinen quasi fertig waren, machte er sich Gedanken über die Munition. Er brauchte geeignete Steinbrocken und Stabspeere. Daher begab er sich zunächst zum Hügel, dank des Wallbaus waren einige Steine offenliegend in der Gegend verfügbar. Er suchte sich jene von brauchbarer Größe heraus und bearbeitete sie noch etwas weiter mit einem Meißel, bis sie griffig und gut in Form waren, so dass diejenigen, die die Maschinen bedienen würden, sie gut heben konnten. Für die Stabspeere nahm er lange Hölzer, die für den Wallbau gerade zu schmal gewesen waren. Diese schnitzte er dann zurecht und härtete sie dann lange über dem Feuer und mit Pech. Dann transportierte er alles zusammen mühsam zu den Geräten und legte sie probeweise ein, um zu sehen, ob sie auch wirklich die passende Größe hatten. Das sah alles schon ganz gut aus. Nun musste er die Maschinen insgesamt testen. Er stand also bei den gewaltigen Maschinen, die er in den letzten Monaten gebaut hatte, und spielte sich nachdenklich an der Unterlippe. Es war keine Kleinigkeit diese Maschinen einzusetzen zu Testzwecken, aus Sicherheitsgründen sollte er besser einen Aushang machen und die Dorfbewohner vorwarnen. Nachträglich baute er schnell noch ein paar Vogelscheuchen, die er im Zielgebiet aufstellte. Er konnte noch nicht so ganz glauben, dass der lange Arbeitsprozess sich dem Ende zuneigte, ein wenig stolz war er, das musste er sich eingestehen â€" und aufgeregt auf die ersten Testschüsse.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

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Das silbrige Arsenal

Arve hatte da diesen Auftrag von Riqual besprochen und wollte ihn nun wie besprochen ausführen. Da sie ein legendäres Wesen â€" einen Werwolf â€" jagen wollten, würde er sehr viel Silber benötigen, da man diesem Edelmetall besondere Kräfte gegen solcherlei Wesen zuschrieb. Auch wenn Arve nie selbst einen Werwolf gesehen oder mehr als ein paar sehr vage Gerüchte gehört hatte, nahm er seinen Auftrag ernst und setzte sich mit der mystischen Kraft des Silbers auseinander, dass Aule ihm wohlweißlich verliehen haben musste. Morgoth hatte seines Zeichens viele Scheußlichkeiten in Angband ausgebrütet und seit vielen Zeitaltern vertrauten die Noldor auf die Kräfte ihrer Waffen, die sie nach den Lehren Aules angefertigt hatten. Er fühlte sich in der Zeit zurück versetzt, als er sich daran machte alles Material zu sammeln. Damals hatte er oft solche Waffen geschmiedet und seinen Verwandten in die Schlacht gereicht. Leider waren die Waffen öfter ins Lager zurückgetragen worden als die Kämpfer der Elben, es war wahrlich eine finstere Zeit.
Arve atmete durch und versuchte seine Gedanken nicht zu sehr abschweifen zu lassen. Stattdessen breitete er Tuch aus, legte seine Werkzeuge bereit, heizte die Esse an und streifte sich Schürze und Handschuhe über.

Zuerst dachte er darüber nach, wie er die Pfeile herstellen sollte. Normalerweise musste man nur die Spitzen gießen und der Rest wurde aus Holz geschnitzt, diese Pfeile aber sollten ganz aus Silber bestehen. Diese Aufgabe stellte ihn vor zweierlei Herausforderung: Zum Einen hatte er keine passende Gussform, zum anderen musste er sich etwas einfallen lassen, wie er sie stabil und gleichzeitig so leicht anfertigte, dass sie trotzdem noch mit einem Bogen benutzt werden konnten ohne einfach wie ein Stein auf dem Boden zu lassen. Silber war nun einmal schwerer als Holz und besaß keine allzu guten Flugeigenschaften...
Lange grübelte er darüber nach, machte ein paar Testläufe mit dem Gewicht von dünnen Silberröllchen und kleinen Platten. Es sah nicht allzu gut aus, das Material war träge und unflexibel. Eigentlich wurde er sich jetzt nach und nach erst darüber klar, auf was für eine schwere Aufgabe er sich da eingelassen hatte. So sah man Arve eine ganze Zeit lang grübeln, er rieb sein Kinn, machte sich Skizzen und Notizen, probierte verschiedene Methoden und Hilfsmaterialien aus. Hier war wirklich seine Kreativität gefragt. Tatsächlich kam ihm dann irgendwann eine Idee: Er nähte einen dünnen Silberstrang auf ein Stück Stoff, dass er für seine monatlichen Entwürfe für Flinkschere noch griffbereit hatte. Dann warf er das seltsame Konstrukt in die Luft. Es trudelte etwas dümmlich gen Boden, aber es war dennoch der Effekt eingetreten, nach dem Arve so dringend gesucht hatte.
Ausgestattet mit diesem neuen Impuls widmete er sich dann dem übriggebliebenen ersten Problem. Er verwarf schnell den Gedanken eine zweite Gussform an die für die Pfeilspitzen anzulegen, das Ergebnis wäre sicher schief und mit einem brüchigen Gussgrat versehen, den er nicht haben wollte. Auch das Anfertigen einer ganz neuen Gussform war kein idealer Ansatz, schon gar nicht für zehn Pfeile insgesamt, außerdem würde es recht lange dauern. Also improvisierte er einfach mit seinen anderen Gussformen. Tatsächlich sollte sich schnell herausstellen, dass die Form für Ritual- und Zierdolche am geeignetesten schienen. Sie waren fein in der Tiefe und verfügten über die entsprechende Länge. Arve bettete noch ein paar Hilfsspaten aus Stein mit hinein, dann erhitzte er das kostbare Silber und goss es in die Form. Die heiße Dämpfe brannten stark auf seinen Schleimhäuten von Mund, Nase und Augen, doch außer sich ein Stück Stoff vor den Mund zu halten konnte er nichts dagegen tun. Er musste es ertragen, denn bei dieser besonderen Form musste er immer wieder mit einem kleinen Eisenstängel nachhelfen und Silber abschöpfen, das überzulaufen oder zu verschmieren drohte.
Normalerweise müsste er dann nur noch abwarten und das Silber erkalten lassen, bis es fest in der Form lag. Nun aber hatte er ja einen besonderes Clou geplant.
Daher nahm er die vorbereitete, noch recht unbehandelte Seide, und tauchte sie an den richtigen Stellen in das erkaltende Silber, damit es sich einsaugte und vermischte, wie eine leichte, hauchdünne Membran, die er zu den Seiten verjüngend ausbürstete. Zugegeben, es war etwas einzigartiges und neues und er musste viele Fehlversuche hinnehmen, aber irgendwann hatte er die ‚geflügelten’ Silberpfeile erschaffen, die er haben wollte. Er machte noch einige Testschüsse damit, sortierte die gut gelungenen von den Schlechten, goss nach und verbrachte so insgesamt einige Tage mit der Herstellung der ungewöhnlichen Silberpfeile. Seine Freude war umso größer, als er es dann geschafft hatte. Er war sehr gespannt, was Riqual davon halten würde, doch erst einmal legte er sie in eine Schatulle, seufzte zufrieden und dann widmete er sich der nächsten Aufgabe.

Nun wollte er sich daran machen die Kette zu schmieden, lang sollte sie sein und bestimmt auch stark genug ein Monster in Zaum zu halten, sollte es nötig werden. Arve resümierte sogleich für sich, dass die Kette dann recht schwer und stabil sein musste, damit der verhältnismäßig weiche Silberanteil darin nicht zu einer Instabilität führen würde. Anders als bei den Pfeilen musste er hier nicht ganz so erfinderisch sein, denn er hatte schon öfter ähnliche Ketten geschmiedet, daher nutzte er Werkzeuge und Erfahrung dafür aus. Er stellte zunächst probeweise Kettenglieder verschiedener Größe und Komplexität her, fügte einige Teile zusammen und testete dann die Handhabung und Stabilität. Er machte auch weitergehende Versuche: Er nahm ein Kettenstück, legte es um einen Dachbalken und zog sich dann mehrmals daran hoch um eine Belastung zu testen. Die Kette riss nicht, was schon einmal ein gutes Zeichen war, aber wie er angenommen hatte, waren einige Kettenglieder eingedrückt oder verbogen, in jedem Fall nicht geeignet einen längeren Kampf- oder Fesseleinsatz unbeschadet zu überstehen. Zumal er es zwar nicht mit Sicherheit sagen konnte, aber doch annahm, das Riqual und seine Freunde teilweise etwas mehr wogen als er selbst, obwohl er kein kleiner Elb war. Er sortierte also jene Glieder aus, die zu fein waren und sich nicht bewährt hatten. Am Ende entschied er sich für einen Typ von Kettengliedern, die eine Achtform beschrieben und in der Fülle etwa daumendick waren. Entsprechend dieser Vorlage schmiedete er dann auch alle anderen Kettenglieder: Silbereisenstränge von etwa Handlänge wurden in großer Menge gegossen, dann genau bei der richtigen Temperatur arbeitete Arve mit seinen Zangen, sehr präzise und konzentriert. Er formte sie zurecht und wickelte sie ineinander, achtete aber mit kleinen Pergamentschichten darauf, dass sie nicht ineinander verklebten. Das war die eigentliche Kunst beim Kettenschmieden: Die Glieder alle unabhängig beweglich zu halten. Schmiede-Lehrlingen wurde dies oft als Übungsaufgabe gegeben um ihr Geschick zu verbessern. Arve arbeitete auf einem Hocker sitzend nahe der Esse mit drei Zangen: Eine Haltezange, die das jeweilige Kettenstück aus der Gussform holte und fixierte, eine Formzange, um das Metallgemisch zu biegen, und eine Kleinzange, die dazu diente die Pergamenthäute einzulegen und kleine Unreinheiten in der Form zu glätten. Dieser Prozess dauerte einige Stunden und als er schließlich eine Kette von stattlicher Länge in den Händen hielt, hing er sie an mehrere Haken um sie ganz trocknen und erkalten zu lassen.
Nun verschnaufte er kurz, wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank etwas frisches Wasser. Doch er blieb in der Binge und bewegte jedes einzelne Kettenglied alle paar Momente. Auch das diente dazu, die Beweglichkeit zu erhalten.
Erst am Abend, nach einigen Stunden, war dann die Kette so gut wie fertig. Nach und nach löste er dann die dünnen Pergamenthäute vorsichtig zwischen den Kettengliedern heraus. Und da er fand, dass es selbstverständlich für einen guten Schmied war, das zu tun, nahm er sich noch eine stabile Feile und glättete damit letzte kleine Unebenheiten und Gussgrate. Es war an sich keine schwere Arbeit und sie ging ihm gut von der Hand, doch wieder einmal unterschätzte er die Zeit, die er damit verbrachte ein neues Werk zu verfeinern und so war es weit nach Mitternacht, als Arve den Arbeitsraum und seine Werkzeuge säuberte, sich wusch und dann in den Schlafraum schlich, um die anderen nicht zu wecken.

Er erwachte am nächsten Morgen vom Hahnenkrähen und mit einem guten Gefühl, heute würde er nun beginnen die Klinge zu schmieden und er hatte vor dem Einschlafen bereits erste Ideen dazu im Kopf gehabt. Er nahm erst noch kurze Ausmessungen vor, berechnete die ungefähre Hand- und Klingenlänge, damit sie zueinander passten und gut ausbalanciert wären. Kurz und geschwungen sollte die Klinge sein, solcherlei Schmiedewerk hatte er schon öfter vollbracht und so machte er sich frohen Mutes neu ans Werk um auch diesen Teil des Auftrages anzugehen. Dieser Riqual war scheinbar ein harter Geschäftspartner, jedenfalls hatte er sich ein gutes Geschäft gesichert, wenn Arve nun darüber nachdachte, wie viele Tage harter Arbeit er für die ausgemachten neun Heller leisten musste. Aber beschweren würde er sich sicher nicht, denn er liebte seine Arbeit. Er bereitete alles für das Schmiedewerk vor, heizte die Esse an, legte seine Werkzeuge bereit und schließlich nahm er Eisen und Silber zur Hand. Die Klinge erhielt nach und nach ihre Form, elegant und schlank, aber mit einer hohen Schneide, so stellte er sich die Waffe am Ende vor. Arve ließ reichlich Silber fließen bei der Verarbeitung, die Punze würde ein stolzes Zeichen darauf werden. Das Ergebnis zeigte den typischen Weißglanz des edlen Silbers, aber er hatte sich tatsächlich etwas in der Menge des Materials verschätzt, durch das reichliche Beimischen des Silbers hatte er genug für zwei etwa gleichartige Klingen und da er nichts verschwenden wollte, verarbeitete er kurzerhand alles. Allerdings musste er dann etwas schneller arbeiten und vor allem gleichzeitig, so konnte er sich nur bei einem der Formgebung mit der Krümmung ganz widmen, während die andere Klinge eher gerade blieb, ansonsten aber die gleichen Merkmale aufwies. Nach Abschluss der Legierung machte er sich dann daran, die Waffe noch etwas mehr zu gestalten. Zunächst glättete, feilte und polierte er die Oberfläche, dann machte er sich an die eigentliche Zier, die er im Sinn hatte. Zwar war dies nicht festgelegter Teil des Auftrages, aber Arve befand es dennoch für gut und richtig es zu tun.



Er benutzte eine Technik, die er sich vor langer Zeit einmal ausgedacht hatte, doch es war lange her, dass er sie angewandt hatte. Die hohe Schneider der Klingen waren aber die perfekte Grundlage für diese Technik, die er immer schon hatte weiter verfeinern und benennen wollen hatte. Nun, der Name musste noch warten, aber ein wenig aufgeregt machte er sich dennoch gleich ans Werk: Die Materialien dieser Technik waren eigentlich äußert simpel, es war nicht mehr als sehr heißes Seifenwasser mit einem Schuss Säure, das er auf die Klinge spritzte und dann wie beim Glasblasen darauf verteilte. Es entstand ein Muster, das ganz ähnlich wie eine Gravur wirkte, aber nur als Farbspielreflex im Licht zu erkennen war. Dies wandte er an beiden Klingen auf, natürlich auf jeweils beiden Seiten. Nachdem die Klingen dann getrocknet und erkaltet waren, machte er sich ans Zaponieren. Er hatte das Rezept eines bewährten Zaponlackes im Kopf und mischte dieses zusammen, trug es dann mit einem sehr feinen Pinsel und einem Schwamm auf. Zufrieden legte er dann die Klingen beiseite, ließ sie abermals trocknen. Nun brauchten sie natürlich noch passende Griffe. Er zögerte allerdings Holz oder anderes übliches Material zu verwenden. Es sollte ja irgendwo eine besondere Waffe sein und Arve hatte bei der ganzen Arbeit eine etwas archaische Stimmung. Er schmunzelte über diese gedankliche Feststellung und machte sich auf die Suche nach etwas Passendem. Er fand es sehr schnell in Form eines Rinderhorns, das er noch in seiner Materialkammer hatte. Die Länge passte sehr gut für beide Waffen, also teilte er das Horn mit einem Beil etwa in der Mitte. Die schlanke, gebogene Spitze nahm er dann auch für die gebogene Klinge. Mit Feinmeißeln und Feilen arbeitete er entsprechende Schlitze hinein, was viel Fingerkraft- und Ausdauer erforderte. Irgendwann war das Horn dann aber entsprechend bearbeitet und mit etwas zusätzlichem Leim für besseren Halt, steckte er die Klingen ein und drückte sie fest an. Nach einer groben Politur war er dann auch mit den Griffen zufrieden, denn dank der natürlichen Griffigkeit des Materials, musste er nichts weiter tun, es war ein besonders naturbelassener Bestandteil der Waffe und sollte einen hübschen Kontrast zu dem Klingenmuster geben.

Nun fehlte eigentlich nur noch der abschließende Segen, denn Riqual hatte sich ausdrücklich eine Weihe seiner Waffe gewünscht. In der Mittagssonne des Frühlings trat er auf eine ergrünende Wiese und breitete dort ein sauberes Tuch vor sich aus. Dort legte er nebeneinander mit ruhiger Hand die Bolzen samt Schatulle, die lange Kette und die Silberklingen. Er kniete sich andächtig davor, horchte eine Weile auf den Gesang der Vögel und das Summen der ersten, wagemutigen Insekten nach der Winterkälte. Langsam schlossen sich die Lider über seine Augen und er verfiel in einen meditationsähnlichen Zustand. Innere Ruhe breitete sich in ihm aus, als er über seine geleistete Arbeit der vergangenen Tage reflektierte. In einem fließenden Übergang wurde aus der Ruhe der Meditation ein Gebet an Aule, den Herrn von Erz und Wissen. „Aiya Aule, im artanodur, telpe tinda hathel, angwedh, pilin, Úmeadegnir alma...“
So betete er still für sich und bat denn Herrn Aule um seinen Segen dieser Silberwaffen, bat um Beistand für die Monsterjäger. Arve spürte, wie der Segen des Lichts aus Aman ihn erfüllte, ein seliges Lächeln trat auf seine Lippen und er wusste, dass es getan war.
Er nahm alles mit sich zurück zu Binge, dankte den Valar und machte sich dann daran, Riqual zu beachrichtigen.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Elbischer Rubin-Stirnreif

Und schon hatte er einen neuen Auftrag. Etwas, das ganz in seinem Spezialgebiet lag: Einen elbischen Stirnreif als Kopfschmuck, wenn auch nicht für den Auftraggeber selbst, sondern als Geschenk gedacht.
Er hoffte nur, dass er die richtige Größe aus dem Gefuchtel erkannt hatte, anderenfalls würde er ihn einfach nachträglich anpassen müssen, das war bei Edelmetallschmuck ja durchaus machbar.
Um genau zu sein freute sich Arve sehr, dass endlich mal jemand Schmuck aus reinem Gold bei ihm bestellt hatte. Die allermeisten Leute konnten sich das einfach nicht leisten, aber der seltsame Mensch, der zu ihm in die Binge gekommen war, konnte es offenbar. Sicher kam er wie viele wohlhabende Leute aus Fürstenborn, mutmaßte Arve.
Nun machte er sich also bereit, legte seine Feinwerkzeuge zurecht und nahm die entsprechende Menge Gold, die er dann erst einmal einschmolz. Er hatte sich ein kräftiges goldgelb bei der Farbe ausgesucht, fast wie von Honig, gerade bei reinem Gold gab es da sehr feine Unterschiede und wie er es aus dem Verkaufsgespräch herausgehört hatte, würde dies wohl am ehesten den Wünschen des Kunden entsprechen. Diese Farbe erreichte er durch den Hauptbestandteil Feingold, dazu ganz kleine Mengen von Silber und Kupfer, so hatte es die richtige Mischung. Es dauerte eine ganze Weile, ehe das feine Gold genug erhitzt und bereit für die Bearbeitung war. Dann formte Arve es nach einem bewährten Schlingenmuster des Elbentums zu einem formstarken Stirnreif. In der Mitte ließ er Platz für eine größere Fassung, an die er auch noch gleich kleine haltende Haken zuspitzte. An der Innenseite erhielt der Stirnreif eine hochkarätige Punze.
Zum Schluss polierte er das Gold sehr lange, ein strahlender Glanz war extra gewünscht worden und natürlich sah so ein Kopfschmuck am allerbesten aus, wenn er jung und unversehrt glänzte. Auch wenn manche natürlich ein mattes Edelmetall bevorzugten.
Er setzte seine Arbeit fort, indem er sich dann dem Rubin zuwandte, es war ein großes Stück, durchaus wertvoll, aber noch frisch aus der Höhle geholt, unbearbeitet und ungeschliffen. Zusammen mit dem Saphir ist der Rubin der härteste Edelstein nach dem Diamanten. Arve brauchte also eine ganze Menge Geduld, Geschick und Kraft, um den Korund zu schleifen, bis er die gewünschte, kantige Form hatte. Zunächst bearbeitete er die Rondiste, damit sie eine gute Basis bot und zudem der Fassung des Stirnreifs angepasst wurde. Die Krone verjüngte sich in extra dafür eingearbeiteten kleinen Vertiefungen, nur um dann in der aufliegenden Tafel sich wieder auszuweiten und dort präsentierte sich auch die große, kunstvolle Mittelfacette, die dem Betrachter als erstes ins Auge fallen würde. Arve liebte das Gefühl von Gold und Rubin in seinen Händen, er war so im Einklang mit sich selbst, Aule und seiner Arbeit, dass er fast mit geschlossenen Augen fortfahren konnte. Als er dem Rubin dann Schliff und Form gegeben hatte, säuberte und polierte er ihn gründlich, dann legte er ihn von oben in die Zargen-Fassung, die er geschmiedet hatte.
Nun fehlten nur noch die gewünschten elbischen Schriftzeichen, es sollte etwas ‚hochphilosophisches’ sein...
Arve grübelte eine ganze Weile darüber nach, was er genau für Worte in den Reif prägen sollte. Am Ende entscheid er sich für einen Abschnitt aus einem seiner Lieder aus den alten Tagen und er hoffte, dass sich dies gut mit dem Gold und im Sinne des oder der Beschenkten einfügen würde. Natürlich schrieb er in der Sprache Quenya, dem alten Elbisch.

A Elbereth Gilthoniel
silivren penna míriel
o menel aglar elenath!
Na-chaered palan-díriel
o galadhremmin ennorath,
Feanturi, le linnathon
nef aear, sí nef aearon!




(Oh Elbereth Sternenentfacherin,
weiß-funkelnd wie Juwelen senkt sich
der Glanz der Sterne vom Himmel!
In weite Ferne habe ich geschaut
von den baumbestandenen Landen Mittelerdes,
zu Euch, Feanturi, will ich singen
diesseits der See, hier diesseits des Meeres!)


Die Gravur musste äußerst fein werden, um auf dem zarten Schmuck nicht zu grob zu wirken. Arve arbeitete mit hoher Konzentration, legte öfter seine Werkzeuge aus der Hand, damit er nicht irgendwann anfing zu zittern. Er lockerte seine Muskeln und Sehnen öfter, aber irgendwann schimmerten dann die Tengwar auf dem Gold des Stirnreifes. Nach einer letzten Politur war es dann getan und Arve segnete sein Werk im Namen Aules.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Ein goldener Ring

Diesen Auftrag hatte er von Zyrus bekommen, einer der weißhaarigen Menschen, der ihn sehr an Riqual erinnerte, der erst kürzlich auch einen Auftrag bei ihm abgegeben hatte. Es sollte ein Ring werden, aus purem Gold, schön und wertvoll â€" das Geschenk für eine Dame, wie er annahm aus den Worten von Zyrus. Es war nur ein filigranes Kleinod â€" und doch dauerte es insgesamt viele Stunden der präzisen Arbeit, einen Ring zu schmieden. Gerade beim Einsatz mit einem wertvollen Edelmetall traf dies zu. Dementsprechend entschied sich Arve auch dagegen, den Ring mit einer Legierung anzufertigen. Das Schmuckstück würde schwer sein, rein und in der puren, unverfälschten Farbe von Gold, wie Aule es erschaffen hatte. Es war eine anmutige und wohlgefällige Arbeit für ihn â€" den Priester des Vala Aule. Er sprach ein längeres Gebet, um sich mit der Struktur des Goldes zu befassen, sich in das edle Metall hineinzufühlen und es mit Sinnen zu erfassen, die über Fühlen, Denken und Ertasten hinausgingen. Der Noldor genoss das Gebet und fast schon schlafwandlerisch begab er sich an den Ort, wo die Vorräte der Schmiede Stollenmetz an Rohmaterial aufbewahrt wurden. Er nahm nur einen winzigen Brocken von Gold, es würde genügen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte es noch in einer tiefen Bergkluft geruht, unberührt und einsam im Eis.



Nun nahm er es, hielt es in den Händen und betete weiter für Aules Wohlgefallen an seinem Tun, auf dass er seine Arbeit segnen möge. Schließlich übergab er das glänzende und funkelnde Material den Flammen der Schmelze. Es dauerte eine ganze Zeit, bis das Gold sich langsam löste und flüssiger wurde. Diese Zeit nutzte Arve und versuchte in etwa abzumessen, wie breit der Ring sein sollte. Er war seiner Einschätzung nach für eine Menschenfrau gedacht, das bedeutete natürlich, dass er etwas schmaler sein sollte. Elbenhände wären dafür sicher gar nicht schlecht als Maßstab geeignet, aber ein Blick auf seine eigenen Schmiedehände verriet Arve, dass er sich doch besser einen anderen dafür suchte. Eine freundliche Dorfbewohnerin war aber bereit, ihm da auszuhelfen. Er nahm Maß an ihrem Fingerumfang und machte sich dazu eine kurze Notiz mit einem Kreis und einem Strich auf seinem Vorbereitungspergament, auf dem er sich auch schon die anderen Notizen zu dem Auftrag gemacht hatte.
Danach schaute er nach dem Gold, wartete noch einen Moment und rührte es dann mit einem hitzebeständigen Feinstab, um kleine Klümpchen noch zu verflüssigen. Dann goss er das Gold in eine seiner Ringformen, wartete so lange, bis es die richtige Härtung hatte, dann löste er den Ring aus der Form und fing an ihn mit seinen Werkzeugen in die richtige Form und Größe zu bringen. Dabei musste er sehr genau arbeiten und vor allem immer wieder die beiden Oberflächen innen und außen glätten. Diese Arbeit nahm einige Zeit in Anspruch, doch am Ende hatte der Goldring die richtige Größe, war exakt kreisförmig und die Flächen waren glatt und kantenlos. Also punzierte er den Ring dann noch, zufrieden legte er ihn dann auf eine Steinplatte und ließ ihn auskühlen.

Erst am nächsten Tag kümmerte er sich dann um die Gravur. In weichem Zustand hätte man die Form zwar leichter prägen können, doch für ein solch kleines Schmuckstück musste die Gravur auch äußerst fein werden und Arve wollte verhindern, dass etwas verwischte oder ungleichmäßig tief eingeprägt wurde. Er fand es professioneller, sich die schwierigere Arbeit zu machen. Ein Blick auf seine Notizen verriet ihm, was genau Zyrus auf dem Ring zu stehen haben wünschte: "Für mein Chaos - Zyrus".
Also machte er sich ans Werk, prägte mit seinen Feinwerkzeugen die menschlichen Schriftzeichen rund herum um den Ring, was seine Augen sehr anstrengte, doch man konnte es gegen das Licht gehalten am Ende sehr gut lesen, Arve war damit sehr zufrieden und hoffte, dass Zyrus und die zu beschenkende Dame es auch sein würden.
Anschließend nahm er den Aventurin, den sein Auftraggeber ihm überlassen hatte. Er schaute sich den Edelstein ganz genau an, er gehörte zur Art der Feldspate, war von grünlich blauer Farbe und nach den Lehren der Noldor wirkt der Aventurin entspannend, aufheiternd und vitalisierend. Zyrus hatte sich die etwas komplizierte Sternform gewünscht und Arve schliff den Stein dementsprechend zurecht. Die Seitenlängen des Sterns waren eher kurz, doch sollte der Stein ja auch noch auf die Oberseite des Rings passen. Es wurde am Ende ein kleines Sternchen mit einer besonders glatten und gewölbten Tafel. Krone und Rondiste beließ er in einer anderen Form und passte sie der Fassung an, die in die Oberseite des Rings eingeprägt wurde. So kam seine Arbeit allmählich zu ihrem Ende, er polierte und putze alles noch einmal gründlich und trug nach kurzen Ãœberlegen dann doch noch eine ganz dünne Schicht Schutzlack auf, dann beendete er seinen langen, ganz persönlichen Gottesdienst an Aule â€" und machte sich daran Zyrus zu informieren...
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Mithril-Schild

Irgendwann war es so weit: Nach langen Verhandlungen und Bemühungen von Seiten des Gardisten Atheron Schattenfell, kam endlich die ersehnte erste Lieferung reinen Mithrils nach Hammerhütte und in die Binge zur Meisterschmiede Stollenmetz.
Arve war freudig aufgeregt, fast wie ein kleines Kind, als er es nach und nach in den Lagerraum der Binge brachte. Dort schloss er die Tür und genoss das Gefühl einen Moment ganz allein mit diesem wunderbaren und wertvollen Metall zu verbringen, das er nun schon sehr lange nicht mehr in den Händen gehalten hatte. Er wusste ja, dass es im Grunde nicht ihm gehörte und der kurze Moment des sehnsüchtigen Verlangens schob er schnell beiseite. Dieses wunderbare Gestein gehört nur dem Herrn Aule, weder einem Renahim, noch Herrn Schattenfell, noch mir selbst... dachte er innig mit geschlossenen Augen, dann atmete er durch und nahm sich so viel davon, wie er benötigen würde, um den Auftrag für Atheron zu erledigen.
Der Gardist aus Fürstenborn wollte einen sehr großen Schild haben, der aber dennoch leicht am Arm blieb, genau deshalb sollte es Mithril sein. Ein Schild in der Größe wäre gerade mal aus Holz noch für einen kräftigen Mann zu tragen, doch mit der Stabilität von Eisen würde es einfach zu schwer und unhandlich.
Mit einem längeren Gebet, kniend an der Esse und vor seinen Werkzeugen, neigte Arve auch den Kopf, verharrte andächtig, bis er sich auf die bevorstehende Arbeit eingestimmt hatte. Das Feuer in den Öfen flackerte heiß und rot, sein herz pumpte sein Blut in die Muskeln, die bald schon stark beansprucht werden würden. Seine Hand strich über das noch kühle Mithril, das herrlich selbst in diesem diffusen Licht schimmerte.
Eglerio Aule! Gepriesen sei der Herr der Erde!
Arve zog seine Lederhandschuhe an und gab dann das Mithril sorgfältig in den Schmelzofen. Er wollte keinen Krümel verschwenden, schloss einfach alle anderen Eindrücke aus seinem Kopf und seinem Herzen aus. Jetzt zählte nur das Handwerk und seine Hingabe zu der Arbeit. Als das Material schließlich die richtige Hitze und Konsistenz hatte, goss er es in eine eigens angefertigte, große Schildform. Sofort wischte er es immer wieder mit hitzeresistenten ab, damit es an allen Stellen gleichmäßig dick sein würde. Es war Mithril, also besonders schlag- und stoßfest, daher musste es nicht breiter sein als einen Finger im Maß, aber es sollte sich nach außen hin gleichmäßig wölben und eine exakte Rundform haben, wie von Atheron gewünscht. Es sollte von seinen Schultern bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichen, dafür hatte Arve auch noch einmal seine exakten Maße genommen, die er nun immer mal wieder mit kurzen Blicken zu Rate zog. Während seiner Arbeit erkaltete das Material zusehends, es wurde hart und fest und schließlich drohte nichts mehr zu verlaufen. Er wechselte also von seinen groben Lappen und Pinseln und Hornwerkzeug und geeigneten Druckformen, mit denen er seine Arbeit fortsetzte und verfeinerte. Immer abwechselnd bearbeitete er die Vorderseite und dann die gewölbte Innenseite. Dort in der Mitte sammelte er eine Art Knoten, den er mit punktueller Erhitzung noch einmal aufweichte. Dort formte er dann die Armhalterung, auch hier behalf er sich mit den Maßen von Atheron, damit am Ende alles gut an Arm, Schulter und Leib saß, nicht klemmte und aber auch nicht rutschte. Die Halterung rundete er ab, da ansonsten die Kanten des Metalls unangenehm zu tragen wären, gerade wenn er damit Schläge abfing. Dies setzte er um, indem er feste Reibetücher durch die Armöffnung spannte und sie dann gleichmäßig abwechselnd nach oben zog, durchgehend aus jedem Winkel, bis das Material abgerundet war. So hatte er schließlich die Grundform des Schildes, prüfte dann Stabilität und Maße noch einmal, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Dann nahm er sich mehrere Feilen und arbeitete sich von grob bis fein voran um alle Gussgrate zu entfernen und die Oberfläche exakt zu glätten. Am Ende arbeitete er mit einer speziellen Politur, die fast wie Sand war, sehr feinkörnig und nach einem alten Noldor-Rezept zusammengemischt.

Nun konnte er sich dem gewünschten Motiv widmen, der Gravur. Atheron hatte sich einen stilisierten Wolf gewünscht und ihm seinen Umhang als Vorlage dagelassen. Er nahm den Umhang und spannte ihn an gewöhnlichen Holzklammern vor sich auf.
Den Schild legte er vor sich an eine Tischkante und stützte ihn mit seinen Oberschenkeln ab.
Er hatte sich schnell für die Methode der Kaltnadelradierung entschieden, da man bei ihr präzise wie mit einem spitzen Zeichenstift arbeiten konnte, wohingegen bei dem Ã,,tzverfahren  keine exakt klaren Ränder möglich wären und man ein etwas körnig anzuschauendes Ergebnis bekäme. Manchmal war dieser Effekt durchaus praktisch und gewünscht, aber hier und jetzt nahm Arve seinen Stichel und machte sich entsprechend der Vorlage an die Arbeit.
Dabei war es sein Ziel, mit der Hilfe des Werkzeugs Flächen matt gegen klaren oder spiegelnden Hintergrund erscheinen zu lassen und das Bild zu formen. Im Detail arbeitete er mit einer Kombination aus zwei verschiedenen Gravurtechniken: Mit Kupferstich und Radierung.



Während mit der Radierung mit der Nadel die exakten Außenlinien des Motivs definierte, blieb die Schnittführung des Kupferstichs auf gerade oder kurvige Linien beschränkt, die von ihm entweder in parallelen Zügen oder in Kreuzlagen geführt wurden, je nach Teil des zu bearbeiteten Bildes. Die Linienführung war ganz einfach durch die unterschiedlichen Werkzeuge bedingt. Zunächst verwendete er eine Stahlnadel, die frei über die Platte gezogen wurde, während er beim Kupferstich den Stichel verwendete, der vom Körper weg geschoben wurde und so das Material aus der Platte schob.
Als die Gravur dann fertig war, polierte er noch einmal gründlich die neuen Kanten, lockerte seine Hände, da sie von der punktuellen Arbeit müde und angestrengt waren.

Nun legte er den Schild ab und machte sich an die Umsetzung des nächsten Details: Atheron wollte ganz bestimmte Farben für seinen Schild haben: Schwarz und Dunkelbraun. Aus pflanzlichen und mineralischen Rohmaterialien mischte er die beiden Farbtöne zusammen und bestrich den Schild dann damit, bis alles gut eingefärbt war und das Motiv dezent, aber deutlich hervorgehoben würde. Er ließ alles gut trocknen und trug dann einen letzten Schutzlack auf. Gegen Ende seiner Arbeit, nachdem wiederum alles getrocknet war, prüfte er ein letztes Mal die komplette Beschaffenheit des Schildes, musterte jedes Detail kritisch und nahm hier und dort Ausbesserungen vor, bis wirklich alles tadellos aussah. Abschließend segnete er den wertvollen, leichten Mithril-Schild im Namen Aules, dann meldet er sich bei Atheron, damit er ihn abholen komme...
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Regenbogen-Eidechse

Für diesen Auftrag war Boronar zu ihm gekommen, seit längerer Zeit nun jemand, der nicht von außerhalb war, sondern aus Hammerhütte selbst. Arve nahm sich dieser Bestellung natürlich sehr gerne an und machte sich dann auch gleich entsprechend seiner Vorgaben ans Werk. Zunächst einmal brauchte er das Grundmaterial:  Er entschied sich für Messing mit einem eher geringen Kupferanteil, einem Gemisch aus verschiedenen Metallen, die nicht zu den Edelmetallen gehörte. Dabei wählte er aber eine möglichst haltbare und gut harmonierende Mischung. Insofern war es natürlich mehr Arbeit als ‚einfach’ ein reines Edelmetall zu verwenden, aber Arve störte es nicht, er schätzte die Nähe zu jedweden Schätzen der Erde und so berührte er in einer Art meditativem Gebet alle in Frage kommenden Metallbröckchen, die die Schmiede auf Lager hatte. Eher nach Gefühl richtete sich seine Wahl, schlafwandlerisch wählte er sie aus, brach kleine Bestandteile mit einem Spatel heraus, bis er die richtige Menge für die Brosche beisammen hatte. Währenddessen betete er zu Aule, dem Herrn all jener Kostbarkeiten, und bat ihn darum geleitet zu werden. Als er schließlich die Augen öffnete, hatte er eine etwa faustgroße Menge schimmernden Materials in den Händen und er lächelte. Er hoffte, dass es eine hübsche Brosche für Boronar ergeben würde und allzu teuer würde es auch nicht werden.
Dann vermischte er die Bröckchen in einem Behälter, stieß sie klein und schmolz sie dann zu dem Messing zusammen, das er brauchte. Daraus formte er die Grundform einer kleinen gewundenen Eidechse, die er vorher grob skizziert hatte. Er wölbte sie an den Gelenken und am Leib etwas in die Höhe, um ihr Form und Profil zu verleihen. Dabei achtete er aber darauf, dass sie nicht zu kompakt wurde, denn eine Brosche sollte natürlich das Kleidungsstück nicht mehr beschweren als nötig. Die Unterseite blieb völlig flach und Arve polierte sie glatt. Noch ehe er sich den Verzierungen der Oberseite widmete, befestigte er noch eine feine, aber stabile Nadel mit einer kleinen Windung und einem Gegenhaltestück an der Brosche. Die Verbindung schmolz er noch fest zusammen und glättete sie erneut, nachdem er geprüft hatte, dass der Verschluss richtig hielt und mit der Hand gut zu bedienen war.
Als dies dann fertiggestellt war, suchte er sich zwei kleine Opale und schliff sie in die richtige Form und Größe, bis sie wie zwei gleiche Augen aussahen. Die quarzähnlichen Edelsteine waren bunt und irisierend wie verschiedene Schichten einer Seifenblase. Wenn man nun dem Broschentier in die Augen sah, wechselten sie die Farben je nach Lichteinfall. Arve lächelte über den hübschen Effekt und machte sich dann an die Oberseite der Echsenhaut.



Nun überlegte er, welche Edelsteine er als Grundlage für die Schicht verwenden sollte. Am Ende entschied er sich für eine ausgewogene Mischung aus Kamee und Simili, die er dann eifrig zusammenmischte und sie zerkleinerte, bis sie zu feinem Staub zerfallen waren. Es dauerte recht lang, aber der Fleiß brachte auch seinen Lohn, denn das feine Pulver glitzerte und schimmerte schon, als es noch lange nicht zu Ende verarbeitet war. Er vermischte den edlen Staub nun gleich mit einer durchsichtigen, flüssigen Ladur. Diese trug er dann mit einem feinen Pinsel in mehreren Schichten auf, bis die Eidechse glänzte und schimmerte wie das Innere einer Muschel. Dabei unterteilte er die Brosche in verschiedene Bereiche und hob einige etwas anders hervor. So bekamen zum Beispiel die Beine der Echse einen eher grünlichen Glanz, wohingegen der Mittelleib eher violett schimmerte. So beendete er nun seine Arbeit und hoffte, dass Boronar gefallen würde, was er für ihn gemacht hatte.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou

Pale

Calavanda - Eid des Lichts

Das Werkzeug ließ er fallen, dann nahm er seine abgeschlagenen Haare und marschierte damit wieder zurück in die Binge, warf sie dort ins Feuer und sah mit brennenden Augen in die Flammen, bis nichts mehr davon übrig war.
Aber obwohl Arve ewig leben würde, hatte er doch im Moment einen Drang, keine Zeit zu vergeuden. Sein kostbarster Besitz war ihm geraubt worden und der oder die Täter erfreuten sich nun an seinem Glanz und der Kostbarkeit, was nicht sein durfte. Er wollte ihn zurückhaben um jeden Preis und er würde versuchen sie zu finden und zu stellen. Nichts sollte ihm dabei mehr dienen als sein Wille und sein Schwert.
Er nahm seinen Zweihänder vom Rücken, zog ihn aus der Scheide und betrachtete die Klinge. Natürlich war die Waffe von ihm immer in einem gut gepflegten Zustand gehalten worden, doch tief im Inneren wusste Arve, dass dieses Schwert ihn nicht begleiten konnte. Es hatte seinen Dienst getan und mit dem Raub seines Edelsteins war es, als hätte er einen Teil seiner unschuldigen, reinen Seele verloren. Keine Waffe, die er besaß, wurde genügen um dem schrecklichen Schwur seiner Ahnen gerecht zu werden. Also tat er dann das, was er am besten konnte: Er schmiedete.



In seinem Tagebuch besaß er eine Zeichnung, die Art und Kunst jedes einzelnen persönliches Schwertes seiner Vorfahren zeigte. Eine Weile nahm er sich dieses Bildes an, erinnerte sich daran, wie er sie alle gesehen hatte, im Kampf geführt und stets mit Stolz getragen.
Nun wollte er sich einreihen in diese ehrenhafte Position, vielleicht war er hier nun endlich erwachsen geworden, alt genug um ein wahres Noldor-Schwert zu schmieden.
Er duldete keine Störung, arbeitete bis zur Erschöpfung, spürte weder Müdigkeit nach Hunger, ließ sich von niemandem davon abbringen sein altes Schwert einzuschmelzen und es mit dem besten Erz, das er hatte, zusätzlich ausstattete.
Tage und Nächte glühte die Esse in der Binge, und immer hörte man das Hämmern eines ruhelos geführten Werkzeugs. Irgendwann schmerzte sein ganzer Körper von den unaufhörlichen Anstrengung und Schweiß tropfte zischend auf das glühende Metall. Er spürte die Dunkelheit, denn das grüne Leuchten seines Edelsteins umgab ihn nicht mehr und er wusste, dass er nicht aufhören konnte.
Unablässig rief er dabei die Worte, die man im ersten Zeitalter bereits vernommen hatte und die das Angesicht Amans und Ardas verändert hatten:

Vanda Feanáró Nossëo

Nai kotumo ar nilmo, kalima Vala
thauza ar poika, Moringothonna,
Elda ar Maiya ar Apanóna,
Endóressë Atan sin únóna,
ilar thanyë, ilar melmë, ilar malkazon sammë,
osta ilar harwë, lau Ambar tana,
só-thauruvá Fëanárollo, ar Fëanáró nossello,
iman askalyá ar charyá, ar mi kambë mapá,
herá hirala ar haiya hatá
Silmarillë. Sí vandalmë ilyai:
unqualé son antávalme mennai Aurë-mettá,
qualmé ten' Ambar-mettá! Quettalman lasta,
Eru Ilúvatar! Oiyámórenna
mé-quetamartya íre queluvá tyardalma.
Ainorontessë tirtassë lasta
ar lma-vandá enyalaz, Varda Manwë!


(May it be foe or friend, bright Vala
foul or clean, Morgoth-breed,
Elda or Maia or After-born,
in Middle-earth Man now unborn,
neither law, nor love, nor swords' league,
dread nor wound, no indeed not Doom that,
him will defend from Fëanor, and from Fëanor's kindred,
whoso hides or possesses, and in hand grasps
has finding and afar casts
a Silmaril. This we all swear:
death him we will give ere the Day's End,
agony till the World's End! Our word hear,
Eru Allfather! To the everlasting-darkness
doom us when fails our deed.
On the holy mountain hear our witness
and our oath remember, Varda and Manwë!)




Irgendwann hielt er dann jenes Schwert in den Händen, das ihn von nun an begleiten und seine Rache verüben sollte im Namen der Noldor und er nannte es Calavanda â€" Eid des Lichts. Denn zu diesem Zweck war es geschmiedet worden, um den uralten Schwur seiner Vorfahren zu erfüllen â€" und sei es am Ende der Welt oder darüber hinaus.
Sszirahc Ousst'tar
Astor Duor
Amir Anjou